Kronos Quartet.

Kronos Quartet.

Das "palatia jazz" kann bereits auf eine zwölfjährige Geschichte zurückblicken. Das Auftaktkonzert 2009 feierte man im Mai mit einem der wichtigsten zeitgenössischen Streichquartette: Mit dem Kronos Quartet.

{image}Das amerikanische Kronos Quartet besteht seit 1973. In der derzeitigen Besetzung, nach einigen Wechseln am Violoncello, seit 2005. Das virtuose Quartett machte nicht zuletzt durch Aufsehen erregende Zusammenarbeiten mit Musikern aus verschiedenen Stilrichtungen und Teilen der Welt von sich reden. Unter diesen illustren Gästen befinden sich Musiker wie der große Tom Waits, die Postrocker Mogwai, Björk oder David Bowie, aber natürlich auch Komponisten wie Clint Mansel, mit dem die Musik zu den Filmen "Requiem for a Dream" und "The Fountain" entstand. So lesen sich die unzähligen Veröffentlichungen des Quartets wie ein Who-is-Who der zeitgenössischen Kunstszene. In letzter Zeit waren sie auch auf dem Nine Inch Nails-Album Year Zero Remixed zu hören und spielten den Soundtrack zum Kurzfilm "2081" ein. So hatte man also in Speyer ein Ereignis sondergleichen zu erwarten und bekam in der Gedächtniskirche dafür auch einen mehr als passenden Veranstaltungsort geliefert. Die Kirche begrüßte schon an der Eingangspforte mit einem übergroßen Luther, der mit nachdenklicher Mine in die Ferne blickt und damit einen Vorgriff auf den Abend macht. Innen präsentierte sich die Nüchternheit einer evangelischen Kirche, gepaart mit einer einschüchternden Größe. Nach einem langen Weg durch das Mittelschiff sah man eine kleine schwarze Bühne vor sich, hinter der Jesus mit offenen Armen die Konzertbesucher empfing. Hier sollte das Spektakel also stattfinden.

{image}Bei einfallendem Abendlicht betraten die vier Musiker die Bühne, und mit der langsam einbrechenden Dunkelheit der Nacht schlich sich auch ein bedrückendes Gefühl ein. Dunkle Melodien wechselten sich mit verrückt anmutenden Kakophonien ab, gerade aufgebaute klare Momente wurden kurz darauf wieder zerstört – anscheinend versuchte das Kronos Quartet an diesem Abend den wohligen Schauer in die Gedächtniskirche zu holen und sorgte damit bei bestimmt nicht wenigen Zuschauern für Gänsehaut. Nach einer viel zu kurzen ersten Hälfte und einer kleinen Pause waren einige wenige Plätze auch nicht mehr besetzt – für diese Gäste war es wohl zuviel des Guten. Aber was soll man auch machen, wenn vier erwachsene Männer auf einmal ihre Bögen hochheben und damit durch die Luft schlagen, als wären sie von fliegendem Ungeziefer umgeben? Wenn eine wunderschöne Melodie durch endlos treibende Elektro-Beats durchbrochen wird? Wenn sich düstere Melodien wie eine Wand aufbauen und einen zu ersticken drohen?

Kunst ist eben doch sehr eigen und man kann den Veranstaltern für diesen Abend nur gratulieren und danken.

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