Diversion

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Dass man sich auch in Deutschland noch als Band vom Underground hocharbeiten kann, das bewiesen Diversion seit 2001. Die junge Band aus Ebersbach machte damals zum ersten Mal als Gewinner des Stuttgarter Nachwuchsfestivals "Youngsterball" von sich reden und sorgte seitdem erfolgreich dafür, dass sie durchgehend in den Ohren ihrer Fans präsent waren. Nach drei Alben, unzähligen Live-Auftritten und einigen Wechseln innerhalb der Band, trennen sich nun die Wege der vier Diversion-Mitglieder. Mit dem Musikmachen ist es dadurch allerdings noch lange nicht vorbei, wie Butchy und Björn im Interview verraten.

{image}Nach über 10 Jahren, 3 Alben und diversen gemeinsamen Live-Auftritten jetzt die Auflösung – was hat euch zu diesem Entschluss gebracht? Ist er euch schwergefallen?

Butchy: Ich glaube, ein solcher Entschluss würde jedem schwer fallen. Allerdings muss man manchmal auch einen Schlussstrich ziehen und neu anfangen. Da wir, also Philo, Micki, Björn und ich, uns zwar mit der Musik, die wir mit Diversion gemacht haben, identifizieren können, aber uns eben auch gerne musikalisch weiterentwickeln wollen, standen wir vor dem Problem, in welche Richtung das Ganze geführt werden sollte. Hier war die Sache mit dem gemeinsamen Nenner schon um einiges schwieriger. Wenn man sich die neuen Bandprojekte anhört, wird man erkennen, wovon ich spreche. Daher haben wir uns dann entschlossen, den Namen Diversion ruhen zu lassen und verschiedene Wege zu gehen.

Björn: Es ist in der Tat ein sehr schwerer Moment. Ich habe einen Abschnitt meines Lebens in diese Band gesteckt, da kann man nicht einfach mal so eben "Tschüss" sagen. Das haben wir uns reichlich überlegt.

Auch wenn es einige Wechsel innerhalb der Band gab, habt ihr euch in der aktuellen Besetzung sicher sehr aneinander gewöhnt. Was wird euch am meisten fehlen?

Björn: Ich denke uns, bzw. mir, fehlt am meisten, gemeinsam im Proberaum abzuhängen oder den ganzen Tag auf Festivals zu verbringen und Spaß zu haben. In guten wie in schlechten Zeiten – genau das werde ich vermissen….

Butchy: Björn und ich machen nun seit mehr als 11 Jahren zusammen Musik. Da kann man sich schon ein kleines bisschen aneinander gewöhnen. Aber auch mit Micki und Philo, obwohl der erst ein Jahr dabei ist, ist mehr als nur eine gemeinsame Leidenschaft für die Musik entstanden. Am meisten fehlen wird mir vor allem das kreative Arbeiten. Im alten Proberaum haben stundenlange Sessions oftmals zwar nichts außer Spaß ergeben, allerdings war meistens eher das Gegenteil der Fall, so dass die Songs richtig sprudelten.

Was war das beste oder lustigste Ereignis eurer Bandgeschichte?

Butchy: Für mich ganz klar die Deutschlandtour mit Stoneman. Da gab es eigentlich kein genaues Ereignis, das ich hervorheben möchte, sondern einfach nur eine der lustigsten, entspanntesten und gleichzeitig chaotischsten Zeiten, die ich bisher erleben durfte.

Björn: Diesem kann ich mich nur anschließen, das war eine der schönsten Wochen in meiner 11-jährigen Bandlaufbahn…

{image}Habt ihr alle schon neue Projekte in Planung? Und könnt ihr euch vorstellen, später noch einmal zusammenarbeiten?

Butchy: Alle sind in neuen Projekten untergekommen. Micki und Philo hatten während der Diversion-Zeit schon andere Bands und Björn, ich und Alex haben mit zwei weiteren Jungs die Band Planet Zoo gegründet, die in Richtugn Melodic Punk bis Hardcore klingt. Mit Micki und Philo würde ich lieber mit den neuen Projekten eine Tour spielen, da kann jeder seine musikalische Vorliebe ausleben und das Zusammensein kommt auch nicht zu kurz.

Wollt ihr mit euren neuen Bands dem alten Stil im weitesten Sinne treu bleiben oder wollt ihr etwas völlig Neues ausprobieren?

Björn: Ich denke wir wollen uns nicht demselben Stil verschreiben, wir werden erwachsener und auch der Musikgeschmack verändert sich im Laufe der Zeit. Ich mache Musik, weil sie mir Spaß macht. Ich möchte mit dieser Musik Leute erreichen und sie fesseln – wenn ich das schaffe, dann bin ich erfolgreich, auch wenn es nur für eine Handvoll Menschen ist. Ich denke, dass bei unserem neuen Projekt, das Butchy bereits erwähnt hat, alles möglich ist.

Was ist euer Gefühl den Fans gegenüber? Habt ihr ein "schlechtes Gewissen" oder hofft ihr eher, unter ihnen auch Fans für eure neuen Projekte zu finden?

Butchy: Es sind gemischte Gefühle. Viele Fans sind inzwischen Freunde. Da hofft man natürlich, auch mit der neuen Musik ihren Geschmack zu treffen. Aber von einem schlechten Gewissen würde ich nicht reden, denn wir machen Musik zu einem großen Teil zur Selbstverwirklichung.

Habt oder hattet ihr auch mal eine Lieblingsband, die sich aufgelöst hat? Wenn ja, wie habt ihr das empfunden?

Butchy: Boysetsfire. Schaffen die doch in Europa erst ihren "großen" Durchbruch und lösen sich dann heimlich still und leise auf. Ich dachte zwar "Schade um die Band und die Musik", aber hab mir trotzdem die Musik der neuen Projekte angehört. Allerdings kommt nichts von den Nachfolgeprojekten an Boysetsfire ran.

Haben sich Musikerkollegen zu eurer Trennung geäußert?

Butchy: Klar spricht man mit einigen Kollegen darüber. Niemand versteht einen besser, als ein Musiker der selbst schon mal viel Herzblut und Schweiß in eine Band investiert hat. Wenn ihr spezielle Meinungen oder Zitate hören wollt, müsst ihr allerdings die Kollegen selbst danach fragen (lacht).

Am 23. Mai werdet ihr in der Halle Reichenbach euer Abschiedskonzert spielen. Was habt ihr dafür geplant? Könnt ihr uns einen Tipp bezüglich des Special Guests geben?

{image}Björn: Klar kann ich hier schon einen kleinen Tipp geben. Ich versuche so viele "alte" Bandmitglieder wie möglich zusammenzutrommeln, um die alten Songs zu spielen. Ich denke und hoffe, dass wir an diesem Abend viel Humor zeigen, denn wir werden uns ein bisschen selbst auf die Schippe nehmen und tief im Songarchiv graben. Mehr verrate ich an dieser Stelle mal nicht! Des Weiteren haben wir noch zwei hervorragende aufstrebende Bands als Support dabei. Zum einen ist das Underpaid aus Göppingen und Roses for someone, mit denen wir auch schon das ein oder andere Mal in der Halle gezockt haben… Ich hoffe einfach, dass dieser Tag ein Fest für alle wird und nicht als trauriger Abend angesehen wird. Bis zum 23. Mai in der Halle in Reichenbach!

Wir wünschen euch einen starken Gig!

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