John Watts (live am 26.04.2009 im Knust Hamburg)
Fotos: Holger Nassenstein

John Watts (live am 26.04.2009 im Knust Hamburg) Fotos: Holger Nassenstein © regioactive.de

Größeren kommerziellen Erfolg erlangte John Watts vor allem mit seiner Gruppe Fischer-Z. Seit ihrer Auflösung ist er solo oder in anderen Formationen unterwegs. Die Zeiten seiner größten Erfolge seien längst vorbei, heißt es, und dennoch erfreut sich John Watts nach wie vor eines beachtlichen Bekanntheitsgrades. Vor allem in der Niederlande, Frankreich und Deutschland, wo er regelmäßig Konzerte gibt. Am vergangenen Montag begeisterte er im Maschinenhaus in Berlin vor allem seine treuen Fans.

{image}Unterstützt wird John Watts in Berlin von der deutschen Indie-Rockband Voltaire. Diese tritt an diesem Tag nur zu zweit und mit akustischen Instrumenten auf, auch wenn "einige Songs für eine Akustikversion definitiv nicht geeignet" wären, wie sie hinterher meinen. John Watts scheint ihre Musik jedoch auch so zu mögen und wird die beiden Vertreter von Voltaire später bei den Zugaben noch dazu einladen, mit ihm zusammen ein paar Songs zu performen. Doch zunächst zeigt John Watts dem Zuschauer in der Umbaupause Musikvideos, die vor vor allem die Schönheit der Handlung "Beobachten" offenlegen. So zeigt ein Video zum Beispiel drei Minuten lang nur den Blick aus einem Auto in den Himmel, beim einem anderen werden nur Schuhe gefilmt, und beim nächsten werden zwei Menschen gezeigt, die versuchen, sich solange wie möglich in die Augen zu schauen, ohne dabei zu lachen anzufangen. Es sind Momente des Augenblicks und des Alltags, die hier gezeigt werden. Zunächst scheinen sie nur banal zu sein, aber eigentlich zeigen sie, welche wunderbare Kraft auch die kleinsten, scheinbar unwichtigen Dinge des Lebens besitzen können.

{image}Die Zeit, diese einzelnen, schönen und intensiven Dinge und Momente des Lebens zu beobachten, hatte John Watts in seiner langen Karriere ja reichlich. Und aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass er sich dann im ersten Teil des Konzerts, welches er noch solo performt, diesem Thema widmet. So leitet er hier jeden Song mit einer kleinen Erzählung ein und beschreibt Dinge, die er in seinem Leben schon erlebt hat, erzählt Anekdoten über Personen, die auf seinen zahlreichen Reisen um die Welt kennengelernt hat und teilt mit den Zuschauern Erfahrungen, die er in seinem Leben gemacht hat.

Dazu trägt er wie gewöhnlich einen schwarzen Anzug, einen schwarzen Hut und trinkt genießerisch Wein. Schließlich kommt dann nach einigen Songs auch seine Band auf die Bühne. Diese besteht aus einem Schlagzeuger, einem Keyboarder und einer Background-Sängerin. Jetzt versucht John Watts immer wieder, einen längeren Blickkontakt mit seiner Band aufzubauen, bis er sie zu einem verlegenen Lächeln gebracht hat. Es ist ein kleines Spiel des Sängers, die Aufmerksamkeit und die Gefühlslage seiner Gruppe auszuloten.

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{image}Musikalisch präsentiert John Watts ein Best-Of-Programm seiner langen Karriere. Wie viel Spaß ihm die Musik immer noch macht, das erkennt man besonders daran, dass er sich teilweise wie ein junges Reh über die Bühne bewegt. Als John Watts mit seiner Band nach 90 Minuten zum ersten Mal die Bühne verlässt, kommt er wenig später mit den beiden Musikern von Voltaire als zusätzlicher Bandsupport zurück, um schließlich einige weitere Songs alleine mit seiner Band auf der Bühne zu verbringen. Nach mehr als zwei Stunden verlässt er unter frenetischem Bodengestampe und Applaus der Zuschauer endültig die Bühne.

Das Konzert zeigte, dass John Watts auch nach 30 Jahren im Musikgeschäft die Lust und die Frische, die man auf einem Konzert braucht, noch nicht verloren hat, sondern stattdessen immer noch mit Leidenschaft bei der Sache ist, obwohl seine besten Tage möglicherweise schon vorbei sind. Das wird wohl auch in Zukunft so bleiben und das ist gut so. Denn John Watts ist und bleibt weiter eine der großen Perlen des britischen Musikgeschäfts.

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