The Prodigy: "Invaders Must Die"-Tour

The Prodigy: "Invaders Must Die"-Tour

Songs wie "Out Of Space", "Firestarter" oder "No Good (Start The Dance)" machten die englische Band The Prodigy in den 90er Jahren berühmt. Neunzehn Jahre nach ihrer Gründung war die Gruppe nun wieder einmal in Berlin zu Gast.

{image}The Prodigy gründen sich im Jahr 1990, als in England der Acid House die Musiklandschaft prägte. Liam Howlett legte zu dieser Zeit als DJ bei Partys auf und lernt dort eines Abends Keith Flint und Leeroy Thornhill kennen, die von seiner Musik begeistert sind. Sie bekommen von Howlett auf der einen Seite ein Mixtape mit Songs von seinem DJ-Mix, sowie auf der anderen Seite eine B-Seite mit selbst produzierten Songs. Von letzterem sind Flint und Thornhill so begeistert, dass sie zu dritt beschliessen, eine Band zu gründen, in der sich wenig später auch MC Keith Palmer alias Maxim Reality und die Tänzerin Sharky dazu gesellen. Doch als Howlett wenig später die Unterzeichnung eines Plattenvertrags mit XL Recordings bekannt gibt, verlässt letzterer wieder die Band. Nach mehreren Singles, darunter auch Charly, veröffentlicht The Prodigy 1992 das Debütalbum Experience. Zu dieser Zeit orientiert sich die Band vor allem am Acid House und Techno, und bezieht wenig später auch Drum’n‘Bass und Jungle in ihre Musik ein. Größeren Erfolg erlangen sie dann erstmals 1994 mit dem MTV-Award ausgezeichneten und eine Millionen mal verkauften Longplayer Music For The Jilted Generation. Dieser enthält viele der für die Band so prägenden Breakbeats, Jazz-Funk-Grooves sowie den beliebten Dance-Hit No Good (Start The Dance).

Für Diskussionsstoff sorgt dann im April 1996 das Video zur ebenfalls erfolgreichen Single Firestarter, das nach Meinung einiger Leute stark provoziert. Dennoch bleibt die Gruppe zunächst auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und darf sogar in Moskau und Bahrain vor tausenden Menschen spielen. 1997 erscheint ihr drittes Album The Fat Of The Land. Hier baut die Band auch Elemente des Trip Hop, Big Beat, Alternative und des Punks in ihren Musiksound ein. In demselben Jahr tritt jedoch auch ein Wendepunkt in der Bandgeschichte ein. Denn als das Video von Smack My Bitch Up in Europa und den USA wegen seiner Gewalt-, Sex-, Drogenexzesse verboten wird, kündigt The Prodigy an, kein weiteres Album mehr zu veröffentlichen. Stattdessen starten Palmer, Flint und Thornhill Solokarrieren. Letzterer steigt schließlich ganz aus der Band aus. 2004 bringt Liam Howlett schließlich mit Always Outnumbered, Never Outgunned dann doch wieder ein weiteres Album heraus, allerdings ohne Mithilfe von Flint und Palmer.

{image}Live bleiben sie ihm jedoch treu und waren auch dabei, als The Prodigy vor wenigen Tagen im ausverkauften Huxleys Neue Welt in Berlin Halt machte, um das neuste und kontrovers diskutierte Album Invaders Must Die vorzustellen.

Allerdings entwickelt sich das Konzert von The Prodigy hier eher zu einem Best-of-Programm, als zu einer umfangreichen Präsentation ihres neuen Albums. Denn zwar präsentiert die Band den Zuschauern auch den neuen Song Omen, aber der größte Teil des Gigs wird durch ihre größten Hits, von Firestarter über No Good (Start The Dance), Vodoo People oder auch Out Of Space geprägt, deren Sound hierbei zusätzlich mit einer Reihe grellbunten Lichteffekten unterstützt werden. Flint und Palmer hüpfen dabei zeitgleich auf der Bühne herum, als wären sie noch junge Teenager. Sie fordern das Publikum immer wieder zum Mitmachen auf. Dieses lässt sich nicht zweimal bitten und streckt seine Arme in die Höhe, bildet Moshpits und hüpft bis zur Erschöpfung im Saal umher, dass der Boden des Clubs im wahrsten Sinne des Wortes zu erzittern und wanken beginnt. Und wenn Flint sich dann mal dem Bühnenrand nähert, dann stürmen die Zuschauer wie Küken zum Sänger, um ja seine Hand fassen zu können. Diese kann einem dann aber auch leicht wieder entgleiten, denn in der Masse des Publikums herrschen Temperaturen von geschätzten 40 Grad vor. Jedenfalls sind alle Klamotten klitschnass, als man nach etwa 80 Minuten den Saal wieder verlässt und sich in die angenehm, kühl temperierte Nacht  begibt.

{image}Es war ein Konzert, das zeigte, dass die Musik von The Prodigy zumindest live noch nicht zum "abgehalftete[n] Bubblegum-Breakbeat meets Elektropunk-Gedödel" gehört, wie laut.de über den Sound des neuen Albums Invaders Must Die zu berichten wusste, sondern dass ihre Live-Auftritte stattdessen immer noch eine Energie freisetzen können, wie es nur wenige Bands überhaupt schaffen. Einzig der Eintrittspreis erschien dem Autor bei der relativ kurzen Spieldauer etwas zu hoch geraten zu sein. Aber welcher Fan bekommt schon solche Gedanken, wenn er glücklich, verschwitzt und erschöpft in der Nacht nach Hause kommt, in sein Bett steigt und das Konzert in seinen Träumen vielleicht noch einmal miterlebt?

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