Bloc Party (Live in Heidelberg 2009)
Foto: Achim Casper punkrockpix

Bloc Party (Live in Heidelberg 2009) Foto: Achim Casper punkrockpix © regioactive.de

Ein Hauch ungläubigen Staunens durchweht den Schwimmbad Musikclub in Heidelberg, als da relativ unvermittelt Russel Lissack, Gordon Moakes, Matt Tong und Kele Okereke auf die Bühne spazieren. "Das kleinste Konzert der Welt" soll es heute Abend werden.

{image}Und das darf Kele Okereke gleich am eigenen Leib erfahren, denn schon beim zweiten Song stolpert er über die halbe Bühne und endet unsanft im Schlagzeug. Keine Frage, seit dem Durchbruch von Bloc Party auf der von "Angular Records" veröffentlichten Compilation The New Cross sind die Londoner größere Hallen gewöhnt. Da darf man sich auch mal – mangels Spielraum – zünftig auf die Nase legen. Tatsächlich ist es verhältnismäßig still um Bloc Party geworden, was wohl zu nicht geringem Anteil den eher hohen Maßstäben der britischen Musikpresse in Sachen Quantität und Medienpräsenz gutgeschrieben werden darf. Ja, da ist dieses neue Album, Intimacy, aber Kele Okereke hat auch schon öfters von diversen Magazinen gelächelt. Und auch wenn – der Legende nach – Bloc Partys Erfolgsgeschichte mit einem Tape, Steve Lamacq und einem Franz Ferdinand-Konzert seinen Anfang nahm, Kele Okereke ist nicht Alex Kapranos. Und Bloc Party zeitlos gut, was bei Franz Ferdinand wohl noch zu beweisen wäre. Darüber darf man in zehn Jahren noch mal sprechen. Aber so einen Song wie Hunting For Witches müssen die Schotten erstmal charten lassen.

{image}Tatsache ist: Bloc Party haben es nicht nötig, sich im Vorfeld ihrer Plattenveröffentlichungen durch Ankündigungen vermeintlicher stilistischer Ausreißer (Stichwort: "Afro-Beat") interessant zu machen. Warum, das ist auf Silent Alarm, A Weekend In The City und eben Intimacy jederzeit nachhörbar. Und umso mehr, selbstredend, live. Das heißt für heute abend: Heidelberg, nicht Glastonbury. Bloc Party starten mit One Months Off, Russell – die schönste Frisur im Indie-Business – Lissack, Gordon Moakes und Matt Tong kämpfen, stylen, glockenspielen und prügeln sich durch die ersten Minuten eines glückdurchströmten Gigs, Kele Okereke gibt everybody’s darling, provoziert die Frage, wie so jemand solche Musik singen kann.

Was Bloc Party auszeichnet ist, dass sie es verstehen den Unterschied zwischen Mainstream und easy listening zu markieren. Es überrascht, wie wenig sich der Übersong Banquet als Zugeständnis an eine entertainmentwütige Meute in das Set schleicht, wie anders, wie gut das nach drei, vier Jahren noch klingt. Und wie perfekt sich zwischen The Prayer, Flux und Mercury die ruhigeren Songs von Intimacy mischen. Und wer 2008 einen Blick in die yellow press des Indie-Rock wagte, der weiß: John Lydon sollte sich was schämen.    

Fotos vom kleinsten Konzert der Welt gibts hier.

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