Scouting For Girls

Scouting For Girls

Scouting For Girls sind die britischen Chartstürmer der letzten beiden Jahre. Nachdem sich das dreiköpfige Trio aus Sänger Roy Stride, Bassist Greg Churchose und Schlagzeuger Peter Ellard im Jahr 2005 im Londoner Vorort Ruislip gründet hatte, spielte sich die Band mit Höchstgeschwindigkeit in die Herzen der Briten. Vor wenigen Tagen gab es sie zum ersten Mal auch live in Deutschland zu erleben. Der Frannz Club in Berlin lud zum exklusiven Showcase ein und regioactive.de war dabei!

{image}Ihre erste EP It’s Not About You erreichte auf Anhieb Platz 31 der britischen Charts und war damit der höchste Einstieg einer EP in der Popgeschichte Großbritanniens. Dann landeten die Singles She’s So Lonely und Elvis Ain’t Dead jeweils unter den Top Ten und schließlich wurde ihr Debütalbum mit 200.000 verkauften Kopien auch noch mit zwei Goldenen Schallplatten ausgezeichnet. Nun ist für die Band, deren Name ein Wortspielmit dem Titel des Handbuchs "Scouting for Boys" ist, mit dem Robert Baden-Powell 1908 den Grundstein der weltweiten Pfandfinderbewegung legte, der Zeitpunkt gekommen, auch den deutschen Musikmarkt zu erobern.

In Berlin muss man dann trotz Pfadfinder-Anleihen nicht lange nach Mädchen suchen, denn der größte Teil des Publikums ist weiblich. Sänger Roy Stride weiß das natürlich zu nutzen, indem er den Zuschauern einige Textzeilen in charmanter Weise und mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht einflüstert. Wie zum Beispiel die Worte: "You are so lovely, I think that you are so beautiful". Einige Zuschauer wissen dies zu schätzen und senden den Liebesbeweis durch beständiges Mitsingen im Gegenzug prompt und lautstark an die Band zurück. Und so bildet sich ein Chor, der von nun an praktisch jeden Song von Anfang bis zum Ende mitsingt, Arme in die Luft streckt und dazu im Takt kräftig mitklatscht.

{image}Scouting For Girls scheint von diesem Textwissen und dem Willen zur Beteiligung am Konzert einerseits sehr überrascht, aber andererseits auch sehr erfreut zu sein. So schaut der Sänger immer wieder etwas ungläubig zu seinen Kollegen rüber und ehrt das Publikum schließlich in den Songtexten mit den Worten: "You are the star of the evening". Das können die Fans natürlich nicht auf sich beruhen lassen und singen noch lautstärker, als sie es zuvor sowieso schon getan haben. Das Erstaunliche dabei ist: Die Zuschauer können praktisch alle Texte auswendig, obwohl das Debütalbum der Gruppe in Deutschland erst vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Wobei man hier anmerken muss, dass einige Zuschauer aus dem Vereinigten Königreich zu kommen scheinen.

{image}Damit keine Langweile aufkommt, gibt Sänger Roy Stride immer mal wieder ein paar Boogie-Einlagen zum Besten. Sie sollen den Songs wohl einen gewissen improvisierten Touch verleihen. Doch die Songs von Scouting For Girls haben ein Problem: Alle ähneln sich sehr, wenn man mal einen Vergleich anstellt. Vor allem liegt das am ständig gleichen strukturellen Aufbau der Songs. So besitzen praktisch alle Lieder eine sich andauernd wiederholende Textpartie sowie die an verschiedenen Stellen eingesetzten Boogie-Partien, die den Melodien immer wieder etwas Schwung und Lebendiges geben sollen. Und auch der Inhalt der Songs scheint größtenteils derselbe zu sein: Es geht um die Liebe oder, besser gesagt, um die Geschehnisse rund um die Liebe. Das kann man allein schon an den Songtiteln ablesen. She’s So Lovely, Heartbeat und Michaela Strachan You Broke My Heart verfolgen immer dieselbe Intention. Es geht um Jugendträume und die erste Liebe. Und darum, noch einmal Kind zu sein, zum Beispiel wenn sich Roy Stride wünscht, James Bond zu sein, dann ist das genau dieser Traum. Der Traum so ein Kerl wie James Bond zu sein, der praktisch im Handumdrehen Frauenherzen erobert. Denn wer träumte nicht schon einmal davon, ohne Mühe seine große Liebe zu erobern?

{image}Und so zeichnet sich das Konzert einerseits durch die beständige Interaktion und Mitwirkung des Zuschauers beim Konzert aus. Andererseits deckt der Gig auf, dass Scouting For Girls nicht zehn, sondern praktisch nur einen Song besitzen. Der allerdings großes Hitpotential in sich birgt. Und wer will es ihnen schon verdenken, dass sie konsequent auf die eine Schiene setzen? Denn hat man erstmal das Erfolgs-und Geheimrezept für einen Chartstürmer gefunden – warum sollte man die anderen Songs dann anders gestalten, wenn sie doch die Quasi-Garantie geben, kommerziellen Erfolg zu erzielen? Sie halten es damit nicht anders als viele andere Künstler auch. Wie zum Beispiel U2 oder Oasis. Denn es kommt darauf an: Hat man überhaupt den Anspruch vielseitige Musik zu schreiben?; oder will man einfach nur kommerziell erfolgreich sein? Denn dann braucht man praktisch nur einen einzigen Song, den man immer wieder variiert. Bei Scouting For Girls scheint derzeit eher letzteres der Fall zu sein.

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