Thomas D
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Thomas D Foto: Boris Breuer

Zum Jahresende bekam München nochmal ein ganz besonderes Highlight geboten. Einer der Altmeister des deutschen HipHop, Thomas D, gab sich die Ehre und schaute im verschneiten Freistaat vorbei. Seine Erfolgsgeschichte begann Anfang der 90er: als Mitglied der Fantastischen Vier machte er deutschen HipHop populär. Nun brannte er kurz vor den Festtagen ein wahres Feuerwerk an Emotionen und sensationeller Stimmung ab. Vorband an diesem Abend war der Indie-Künstler Enik, der zusammen mit der Band New Material auftrat.

Enik dürfte mittlerweile nicht mehr nur Fans in seiner Heimat München haben, nachdem er unter anderem schon auf Thomas Ds neuem Album Kennzeichen D beachtliche Beiträge abgeleistet hat. Zu seiner schwer greifbaren Performance ist zu sagen, dass Enik sich musikalisch in keine Schublade stecken lässt und eine, aus allen Genres, angereicherte Mischung ablieferte. Obwohl der Schwerpunkt bei alternativen Klängen lag, reicherte er seinen Sound unter anderem mit kleinen Beatbox-Einlagen an. Der Auftritt des Häuptlings blieb trotz seines bunten Federschmucks recht farblos. Nachdem die Umbauarbeiten – nach einer gefühlten Ewigkeit – dann endlich abgeschlossen waren, konnte die richtige Party steigen. Die Band rund um Thomas D – bestehend aus Drums, Percussion, Bass, Gitarre, Keyboard und drei Backupsängern war bereit.

Aber wo blieb Thomas D: der Mann, der Mythos, das Urgestein des deutschen HipHop? Hatten sie ihn etwa unterwegs nach München auf einem Gasthof vergessen? Natürlich nicht. Um die Spannung etwas aufzubauen spielte die Band erst allein, bevor der "Hausmeister" aus dem Schatten der Band trat und mit seinem Chart-Hit Get on Board einen guten Anfang fand. Um die Stimmung nicht abreißen zu lassen, legte er gleich mit Keine Panik nach, zu dem Handtücher mit der gleichen Aufschrift geschwenkt wurden. Bis dahin ein gelungener Einstieg.

Dann war es an der Zeit sich zunächst mit dem Publikum anzufreunden und einen kleinen Stimmungstest zu machen. Wie kaum ein Anderer versteht es Thomas D, das Publikum mit kleinen Witzen und guten Sprüchen zu erheitern. Wie man sich aber vorstellen kann, besteht ein Thomas D-Konzert nicht nur aus Party, sondern es gibt auch genügend Momente in denen es sehr nachdenklich und melancholisch zugeht. Allerdings auf eine Art und Weise, die nicht davon abhält bei dem nächsten Kracher gleich wieder voll nach vorne zu gehen. Eine überragende Mischung aus HipHop, Rock, Funk und tiefgehenden Liedern.

Besonders die langsamen Nummern ergreifen. Scheinbar ohne es zu wollen gelingt es ihm, dass man – umgeben von fremden Menschen – mit seinen Gedanken völlig abschweift und nach dem Lied nur denkt: Was war denn das eben, wo war ich eigentlich die letzten zwei Minuten. Und wenn man sich in der Menge umschaut sieht man viele, denen es anscheinend genauso ergangen ist. Ein Phänomen, wie es nur selten auf Konzerten vorkommt. Es zeigt auch, mit wie viel Liebe und Überzeugung die Lieder vorgetragen werden. Thomas D schafft es die Menschen zu berühren und gibt ihnen das Gefühl, sie an dem teilhaben zu lassen, was ihm in der Vergangenheit selbst wiederfahren ist. Exemplarisch dafür steht das Lied An alle Hinterbliebenen, in dem er über seine Erlebnise der Tsunami-Katastrophe in Thailand erzählt, die er nur knapp mit seiner Familie überlebt hat. Er wird seinem Ruf als modernen Philosoph mehr als gerecht.

Ein beeindruckender Abend, der mit drei Zugaben belohnt wurde. Zum Abschluss hat er noch zusammen mit seinem alten Freund Dr.J den Klassiker Rückenwind im Duett vorgetragen und entließ das begeisterte Publikum damit in den Münchener Abend. Zum Abschied nahm Herr D noch ein Bad in der Menge.

Ein Star zum Anfassen, dem die Nähe zu den Menschen die seine Musik lieben wirklich noch am Herzen liegt. Ein Konzert das man jedem nur empfehlen kann und das auch ein Erlebnis für die ganze Familie ist. Wie auch an diesem Abend, als Menschen jeder Altersgruppe anzutreffen waren.

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