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Die Toten Hosen

Es wird weihnachtlich in Berlin, und die ausverkaufte O2-Arena wünscht in riesengroßen Leuchtbuchstaben allen ein fröhliches Fest. Verschenkt wird hier dennoch nichts. Gute 33€ für einen Sitzplatz, mehr als 8€ für zwei Bier. Die Eventhalle gleicht mehr einem Einkaufszentrum als einem Veranstaltungsort - ungewöhnlich für die Hosen, mag sich da manch einer denken, doch anscheinend ist die Zeit der Sonderangebote vorbei. Bei einem Abend voll gemischter Gefühle wusste aber besonders Campino zu begeistern.

{image}Dann gibt es dennoch etwas gratis: Airbourne aus Australien, die Metall-, Punk- und Trashband versucht sich auf der Bühne, wird jedoch nur von Betrunkenen aus der ersten Reihe des Innenraums gefeiert. Nicht der beste Start in ein Konzert, doch die Laune ändert sich schlagartig, als die Toten Hosen die Bühne stürmen. Campino versteht es wie kein Zweiter, eine Halle gefüllt mit Menschen jeglichen Alters einzubeziehen, einzufangen und zu begeistern. Die Lieder des neuen Albums werden genauso mitgegröhlt wie Klassiker á la 10 kleine Jägermeister oder Wünsch Dir was. In aller Stille wird thematisch ersetzt von "Machmallauter", und ist rein songtechnisch auch nicht sehr repräsentativ vertreten, was aber daran liegen mag, dass auf Hosenkonzerten kein Platz für mehrere Balladen ist und bereits bei Nur zu Besuch alle in die Knie gehen.

{image}Jedes Herz wird hier bedient. Für Männerherzen gibt es Esther Kim aus dem Wiener Burgtheater, für die Mädels einen Gastauftritt von Arnim (Beatsteaks) und natürlich Campino, seines Zeichens alterslos, mit perfekt rasierten Achseln und einem trainierten Oberkörper. Punk sieht anders aus, und doch ist Andreas Frege in der Lage zu bezaubern. Dies zeigt spätestens sein Sprung aufs Publikum: die Glücklichen, die direkt unter ihm stehen, können seinen Bauch bekrabbeln, die Herren daneben pressen sich gegenseitig massiv ineinander, nur um ein Stück Haut zwischen die Finger zu bekommen. Kuddel gibt sein Bestes ihm den Rang abzulaufen und röhrt Weihnachtslieder – die Masse röhrt mit. Im Innenraum wird gepogt bis zum bitteren Ende. Und auch auf den Rängen hält es die Wenigsten auf ihren Sitzplätzen. Mehrmals lassen die Hosen sich zur Zugabe bitten und kommen sofort brav zurück auf die Bühne. Alt-Fans bekommen ihre Opel-Gang, und Mädels ihr alles aus Liebe. Die Songlist ist perfekt gemischt, auf wild folgt wilder, auf leise wieder laut. Pushed again, nicht nur der beste Song des Abends, sondern auch offensichtlich Thema des Abends.

Es ist ein sehr gemischter Abend: in die Euphorie um den großen Auftritt Campinos und den befriedigenden Auftritt der Toten Hosen mischt sich die Erinnerung an Zeiten wie Sylt, Loreley oder schlicht die kleinen Clubtouren der Roten Rosen. Ihr Auftritt, ihre Show, ihre Lieder sind weit mehr wert als 30€. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass sie es bisher nicht nötig hatten, das zu verlangen. Die Entwicklung der Band ist verwirrend bis erschreckend. Hoffentlich wird mit der Wuhlheide alles gut, denn trotz des miesen Nachgeschmacks sind die Hosen absolute Größen und Helden. Deswegen: Hingehen, wann immer sich die Möglichkeit bietet, weil man nur einmal lebt und es uns nicht ewig gibt!

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