Dub Inc.

Dub Inc.

Dass Jamaika nach den Zeiten von Bob Marley und Jimmy Cliff nicht mehr das Monopol auf guten Reggae besitzt, haben bereits mehrere europäische Künstler unter Beweis gestellt. Die deutsche Fahne halten dabei die über die Grenzen bekannten Artists wie Gentlemen und Patrice hoch. Aber auch die aus St.Etienne stammende achtköpfige Kombo Dub Incorporation bzw. Dub Inc. ist auf dem besten Weg, sich außerhalb Frankreichs einen Namen zu machen. Und das aus gutem Grund.

{image}Gegründet 1997 in Saint-Étienne, legte die Multikulti-Band Dub Inc. einen ansehnlichen Aufstieg in der Reggae-Szene vor. Mit ihren ersten beiden EPs Dub Incorporation 1.1 (1998), damals noch als Trio agierend, und dem Nachfolger Version 1.2 (2001), machten sie das erste mal in Frankreich auf sich aufmerksam. Der nationale Durchbruch gelang der Band, die mittlerweile auf acht Mitglieder angewachsen war, allerdings erst mit ihrem Debütalbum Diversité (2003), für das sie den von der Organisation "Fond d'Action à l'Initiative Rock" gestifteten "FAIR"-Preis erhielten. Nach unzähligen Auftritten bei Festivals und kleineren Konzerten entschieden sie sich 2005 mit Dans le Decor ihr zweites Studioalbum zu produzieren, wodurch auch Culcha Candela ihr Potential erkannte und sie 2006 als Vorband auf ihrer Tour mit ins Boot nahm. Als gestandene Gruppe, mit einer gewachsenen deutschen Fanbase, hat es Dub Inc. heutzutage nicht mehr nötig, als Vorband aufzutreten, und macht im Zuge ihre Promotour zum neuen Albums Afrikya auch im Münchner Club Ampere halt. Zugegebenermaßen darf man durchaus etwas skeptisch sein, wenn man auf ein Reggae-Konzert geht, da man nie weiß, was einen dort erwartet. Eine mit süßen Gerüchen unterlegte, gechillte Atmosphäre oder Artists die ihrem Publikum beweisen wollen, dass man auch auf Reggae sehr gut feiern kann. Glücklicherweise hatten sich die beiden MCs Aurélien Komlan Zohous und Hakim Bouchkour Meridjas aber an diesem Abend ganz fett Party auf die Fahne geschrieben und boten eine Live-Performance, wie man sie schon lang nicht mehr erlebt hat.

{image}Mit etwas Verspätung betrat als erstes die Band die Bühne und fing mit smoothen, chilligen Rhythmen an, das Publikum langsam in Stimmung zu bringen. Mit einem Schlag war es dann aber vorbei mit der Gemütlichkeit. Spot on und Partytime war angesagt. Komlan und Bouchkour stürmten im wahrsten Sinne des Wortes die Bühne und animierten die Crowd sofort zum allseits beliebten Springen. Bemerkenswert war wie gut sich die beiden MCs ergänzen. Komlan, der durch seine sehr tiefe Stimme für die Rhymes zuständig ist, sorgte immer wieder mit kleinen Ansprachen an das Publikum dafür, dass man ja nicht vergisst, auch wirklich richtig abzufeiern. Bouchkour hingegen, der in einer Art Kaftan auf der Bühne stand, war für die nachdenklichen Momente verantwortlich. Immer wieder gab es von ihm kleine Gesangseinlagen, sowohl in Französisch, Englisch, aber auch auf Kabylisch, ein algerischer Dialekt – was am Anfang etwas befremdlich wirkte, da man den Eindruck hatte ein Muezzin predige von seinem Minarett.

{image}Wie soll es im Reggae anders sein: die Texte von Dub Inc. sind sehr sozialkritisch und weisen auf gesellschaftliche Missstände hin. Nichtsdestotrotz verstanden es die Jungs, die Stimmung nicht zu melancholisch werden zu lassen, und fanden einen guten Mix aus Party-Tracks wie One Shot oder La corde raide und langsamen Beats wie bei Métissage von ihrem neuen Album.

Nach gut einer Stunde verabschiedeten sie sich dann von der Bühne, aber wohl nur, um mal zu schauen, wie die Rasta-Heads noch so drauf sind. Und wie zu erwarten wurde heftig eine Zugabe gefordert, die aber alles andere als eine normale Zugabe war – insgesamt wurde daraus ein 45-minütiges Extra. Erst im eigentlichen Nachlauf, wo meist nur ein, zwei Songs geboten werden, packte das Oktett so richtig aus. Unter anderem heizten sie mit ihren absoluten Klassikern wie Murderer oder Rude Boy noch mal so richtig ein. Aber absolutes Highlight war die Hommage an andere Reggae-Größen wie beispielsweise Macka Bs Jump Up, die nochmals das Letzte aus Band und Publikum herausholte. Wobei man besonders Komlan anmerkte, wie begeistert er von der Stimmung war, da er seine Kollegen immer wieder dazu anstiftete noch einen drauf zusetzten und schon fast von der Stage getragen werden musste.

{image}Zu guter Letzt ließ er es sich auch nicht entgehen seine Bandkollegen im einzelnen vorzustellen, die dann mit ihrem jeweiligen Instrument noch ein Solo hinlegten. Dabei fiel speziell der Bassist Abdenous Khenoussi auf, der sich nicht nur durch sein Äußeres vom Rest der Band unterschied – einer von dreien der keine typische Rastas trägt – sondern im direkten Vergleich auch das beste Solo von allen hinlegte.

Also wer die Möglichkeit hat, Dub Inc. in irgendeiner Form live zu sehen, der sollte das auf jeden Fall machen, ob man nun Reggae besonders zugeneigt ist oder nicht. Man bekommt mit Sicherheit viel für sein Geld geboten, etwas, das man bekanntlich nicht von jedem Act behaupten kann.

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