Manegarm (Heidenfest 2008 in Frankfurt)
Foto: Rudi Brand

Manegarm (Heidenfest 2008 in Frankfurt) Foto: Rudi Brand © regioactive.de

Nachdem am Anfang des Jahres die Paganfest-Tour großen Ansturm verzeichnen konnte, fuhren die Drachenschiffe erneut aus, um Europa mit Pagan-, Viking- und Folk-Metal zu erobern. Lest hier unser großes Review, obendrauf gibt's Fotogalerien aller Acts!

{image}In Frankfurt traten Finntroll, Primordial, Eluveitie, Equilibrium, Manegarm und Catamenia auf – ein bunt gemischter Haufen aus aller Herren Länder, um in der Batschkapp den inneren Wikinger aus den Fans zu holen. Bereits eine Woche zuvor war die doch relativ große Frankfurter Top-Location restlos ausverkauft: ein Zeichen dafür, wie groß die Szene mittlerweile geworden ist. Opener des Abends waren die Schweden Manegarm. Sie eröffneten den Abend mit Pagan- und Black-Viking-Metal, dabei kombinierten sie gekonnt die Aggressionen und Geschwindigkeit des Black Metal mit dem Pagan-Aspekt, dargestellt durch Gitarrenriffs, die unter die Haut gehen, sowie einer sehr eigenwillig gespielten Geige. Bereits bei der ersten Band war die Halle bis zum Anschlag gefüllt, dennoch trudelten immer noch Fans ein und in der Batschkapp wurde es voller und voller. Nach Manegarm war erstmal eine kurze Verschnaufpause an der frischen Luft angesetzt. Leider dauerte es dann seine Zeit, um wieder in die Halle zu kommen, denn es hatte sich eine lange Wartereihe gebildet.

Unsere Fotogalerien zur Heidenfest Tour 2008:

Als nächster Act spielten die Finnen Catamenia. Inhaltlich drehen sich ihre Lieder um den hohen Norden und den Mythos "Wolf", den man auch auf jeglichen Alben-Covern erspähen wird. Musikalisch sehr düster mit Einflüssen aus dem Black Metal und drei Sängern, einer nur für die cleanen Vocals, Leadsänger Ari, der hauptsächlich die Screams übernimmt und die Rhythmusgitarre bedient, sowie den Bassisten, der die tiefen Growls und Grunts übernimmt. Catamenia enttäuschten etwas dadurch, dass sie gerade mal vier Lieder spielten, und dass ihr wohl bekanntestes Lied Tribe of Eternity in der kurzen Spielzeit nicht enthalten war.

{image}Der Abend ging mit der einzigen deutschen Band auf der "Heidenfest Tour 2008" weiter: Equilibrium. Leider lag deren Schlagzeuger an diesem Abend im Krankenhaus, was die Band dazu zwang, die Drums vom Band abzuspielen. Das ließ jedoch nicht die Stimmung sinken, denn Equilibrium spielten ihren epischen Pagan-Metal mit solch einer Genialität, dass die Hörer eine Gänsehaut bekamen. Sie mischten ihre Setlist querbeet mit Songs vom neuen Album Sagas, auf das die Fans in den letzten Jahren so sehnlich gewartet hatten, sowie mit Liedern vom Debütalbum Turis Fratyr. Nachdem die Zugabe angesagt wurde kamen die Anhänger der Band kurz ins Schwitzen, da der Bonus das Stück Unbesiegt war, und nicht etwa Met, jener Titel, der die Band weltbekannt gemacht hatte. Doch nach Unbesiegt gingen Equilibrium doch noch direkt in Met über – ein Ende und ein Auftritt, der trotz der Umstände zu 100% gelungen war.

{image}Von Deutschland gehen wir über in die Schweiz und kommen zu Eluveitie. Ziemlich auffällig sind die folkischen Aspekte, ob durch Rhythmus oder Instrumente dargestellt, sowie der gälische Gesang. Beides wird – eher untypisch für die Pagan Szene – mit Melodic Death Metal kombiniert. Seit Ende dieses Sommers sind die Schweizer ohne ihre auffälligen Zwillinge unterwegs, die die Band leider verlassen haben. Die neuen Bandmitglieder spielen musikalisch allerdings auf demselben Niveau, was dafür sorgt, dass lediglich das Bühnenbild nicht mehr ganz so interessant erscheint.

{image}Das Heidenfest näherte sich dem Ende und die irischen Black-Folk-Metaller Primordial erklommen die Bühne. Erstmals wird die Halle ein wenig leerer. Ob das einem letzten Durchschnaufen vor Finntroll oder einfach einer Abneigung gegenüber Primordial geschuldet ist – schwer zu sagen. Tatsache ist, dass das neuste Album der Iren gelobt wurde, musikalisch jedoch eine andere Richtung einschlägt, als die Musik der anderen Bands des Abends. Großteils Clean-Vocals mit einigen wenigen Schreien machen den Gesang von Primordial aus. Gesungen wird nur von einem Sänger, der auf der Bühne als einziger mit Corpsepaint steht und selbige etwas grob "vollrotzt". Auffällig und wohl auch ausschlaggebend für die Besonderheit von Primordial sind die Einflüsse aus dem Doom Metal, die hauptsächlich vom tiefen aber klaren Gesang und den teilweise sehr ruhig gespielten Instumenten kommen.

{image}"Endlich Finntroll, das eben war ja richtig lahm und zum ausruhen!", so die Aussage eines Fans nach Primordial. Die zweite finnische Gruppe an diesem Abend gab sich alle Mühe, um das Publikum zum Toben zu bringen. Finntroll spielen Humppa-Folk-Metal, weshalb viele groovige Tanzparts in ihren Liedern zu finden sind. Schon den ganzen Abend über hüpften zwei Halbnackte vor der Bühne herum, die bei Finntroll richtig aufdrehten: Finnen! Selbst nach Deutschland kommen die heimischen Fans von Finntroll mit und rufen ihnen finnische Trinksprüche entgegen. Nachdem 2006 der ehemalige Sänger Wilska die Band verlassen hatte, ist die Band mit Mathias "Vreth" Lillmåns auf Tour. Während der ehemalige Sänger ein wahrer Troll war, ist Vreth von seiner Figur her eine Art Elfe. Doch trotz der wohl weitaus kleineren Lunge klingen die Lieder sehr originalgetreu. Finntroll spielten eine riesige Auswahl an Songs, darunter Trollhammaren und Jaktens Tid. Schon während des Auftritts begann das Publikum damit, die Band mit "Holla, die Waldfee" anzufeuern. Die Finnen konnten mit dem Spruch zwar nicht sehr viel anfangen, aber sie fanden ihn offenbar sehr amüsant und nahmen ihn als Freudenschrei und Zugaberuf auf. Nachdem Finntroll die Bühne verlassen hatten, saß dort noch Ari von Catamenia und übernahm eine kurze Rolle am Bass: Er klimperte vor sich hin und feuerte das Publikum an. Dieses brüllte noch einmal lauthals "Holla, die Waldfee", bis Finntroll endlich zum finalen Schlag die Bühne erstürmten. Ein letztes Mal schwitzen in der Menge, austoben bis der Körper schlaffte, um danach sehr zufrieden die Konzerthalle zu verlassen.

Selbst nach Berichten darüber, die Heidenfest Tour sei schlecht organisiert und schlecht abgemischt, war der Eindruck vor Ort einfach nur bombastisch. Zwar stimmt die ebenfalls gehörte Kritik an den schlecht englisch sprechenden Mitarbeitern des Merchandise, doch der Rest traf an diesem Abend keinesfalls zu. Das einzige, was zu bemängeln ist, war die außerordentlich kurze Spielzeit für Catamenia.

Unsere Fotogalerien zur Heidenfest Tour 2008: