Holly Cole (sings Tom Waits, Mannheim 2008)
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Holly Cole (sings Tom Waits, Mannheim 2008) Foto: Hannes Mezger © regioactive.de

Tom Waits zu covern ist ein beliebter Hochleistungssport. Viel Können, Training und vor allem aber ein individueller Ansatz gehören unbedingt dazu. Holly Coles stimmliches Talent ist unbestritten, und so durfte man mit Spannung einen unterhaltsamen Abend in Mannheim erwarten.

{image}Rod Stewart hat es mit Downtown Train getan. Tim Buckley auch, früh sogar, ebenso Rickie Lee Jones. Aber auch Marianne Faithful, Ute Lemper, Diana Krall, Norah Jones, Matilde Santing und Neko Case konnten nicht widerstehen. Und jüngst dann auch noch die Schauspielerin Scarlett Johansson. Denkt man an die unverwechselbare Stimme des Songwriters, an die noisig-rumpeligen Soundscapes, die der Meister seit Swordfishtrombones bevorzugt, und will man an die Substanz der Waits'schen Kunst heranreichen, dann muss man die Originale entschieden gegen den Strich bürsten und auf eine wirklich eigene Art und Weise interpretieren. Die kanadische Sängerin Holly Cole tat dies auf ihrem bereits 1995 erschienen Album Temptation. Mit viel Gespür für die interpretatorischen Möglichkeiten hat sich Cole für äußerst reduzierte Bearbeitungen entschieden und den Songs damit ihren Stempel aufgedrückt. Erstmals ist Holly Cole mit "ihrem" Song-Zyklus Temptation auf Tour, der Ansturm gleich riesengroß: "Ausverkauft" liest man auf dem Schild am Eingang zur Alten Feuerwache in Mannheim schon eine halbe Ewigkeit vor Konzertbeginn.

Holly Cole tritt mit einer Band an, die aus einem Bläser, Kontrabassistin, Schlagzeuger und Pianist besteht, und die damit ausreichend gerüstet ist, um die die reduzierten Versionen der Songs von Tom Waits zu spielen. Holly Cole selbst sorgt an diesem Abend durch ihr natürliches und freundliches Auftreten für eine angenehme und gelassene Atmossphäre. Über weite Strecken des Konzertes gelingt es ihr auch, mit ihren Interpretationen zu überzeugen. Dies gilt vor allem für jene Waits-Lieder, die auch im Original schon reduzierter, ruhiger, weniger noisy sind, und mit mehr Zurückhaltung in der Stimme von Waits selbst gesungen wurden. Holes klare Stimme und die Bandbegleitung passen wunderbar auf solche Nummern, so zum Beispiel besonders hervorragend bei The Heart of Saturday Night, aber auch beim im Original langsam kratzenden Invitation to the Blues.

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Schwächere Momente erlebt das Publikum, als sich Holly Cole an den dreckig rockenden Up-Tempo-Song Down, Down, Down heranwagt, dem es in ihrer Variante einfach an der unersetzbaren Urkraft des Origials mangelt, oder später im Konzert bei den Zugaben, als der Vokalistin die Textzeilen eines Nicht-Waits-Songs entfallen. Mit Charme fängt sie diese Situation auf. Überhaupt ist es immer wieder ihr Charme, der neben der Musik in den Bann zieht. Sei es, wenn sie sie bei ihren Mitmusikern bedankt und dabei Tränen in den Augen hat, oder wenn sie Publikum kleine Geschichten aus ihrem Leben preisgibt. Alles in Allem gab es somit ein kurzweiliges, ein auf zwei Sets aufgeteiltes Konzert zu erleben, bei dem Holly Cole ihre Gäste zurfrieden in die Sonntag Nacht entließ.

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