The Streets (Live in Neu-Isenburg 2008)
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The Streets (Live in Neu-Isenburg 2008) Foto: Achim Casper (punkrockpix) © regioactive.de

The Streets sind auf großer Europatournee und Mike Skinner hatte am vergangenen Sonntag mit seiner unverwechselbaren Show, seinen einzigartigen lyrischen Fähigkeiten und seiner legendären, sehr eigenen musikalischen Mixtur verschiedener Undergound-Stile zum Tanz nach Frankfurt eingeladen. regioactive.de nahm diese Einladung natürlich gerne an und begab sich, mit Notizblock und Fotoapparat ausgerüstet, in die ganz eigene Welt des Mike Skinner.

{image}Ankunft in der Neu-Isenburger Innenstadt: Das kleine Stadtzentrum bildete durch Darmstädter Charme und die schicke Architektur der 60er Jahre den perfekten Ort für ein englisches "HipHop-Garage-Grime-Elektro"-Spektakel. Über Mike Skinners Karriere und seinen Erfolg sebst ist nicht mehr viel zu sagen. Original Pirate Material gilt als eines der wichtigsten und besten Alben der jüngeren Musikgeschichte, er wurde mit Preisen überschüttet, ist Kritikerliebling, findet sich regelmäßig in den oberen Rängen der Charts wieder und zeichnet sich vor allem dadurch aus, selbst Musikpuristen verschiedenster Genres zu vereinen. Mit seiner Mixtur der Stilrichtungen, ohne Rücksicht auf bestehende Genregrenzen, schaffte er sich sein eigenes musikalisches Reich, das man so eher im Underground erwarten würde, aber gleichzeitig den Erfolgsfaktor des jungen Mannes aus Birmingham darstellt. Mit kleinen lyrischen Meisterwerken überlegt er seine Vorstellungen von Musik und erschafft so immer wieder neue Kunstwerke, die sich nie wiederholen oder dem Trend der Zeit unterliegen.

{image}Nach einer relativ kurzen Wartezeit betrat Mike Skinner die Bühne und sah in etwa so aus, wie sich der Autor zu diesem Zeitpunkt noch fühlte: Etwas verschlafen, die Haare am Hinterkopf abstehend, als sei er tatsächlich gerade erst aufgestanden, ging er anfangs neben seiner extrem aufgedrehten Allzweckwaffe Kevin Mark Trail, der als Sänger und Backup-MC fungierte, etwas unter. Doch nach den ersten zwei Songs und zu Beginn eher vorsichtigem Herumspringen auf der Bühne, kam dann langsam Leben in seinen Körper. Da das jedoch noch nicht so ganz bei seinem Publikum angekommen war, erteilte er eine Lektion über richtiges Raven und erklärte wiederholt, es sei doch noch gar nicht Sonntag, sondern erst Freitag, das solle man sich bewusst machen und entsprechend gelassen solle man doch bitte schön durchdrehen. Das Publikum schenkte ihm Glauben, ließ die anfängliche Zurückhaltung schnell fallen und startete mit Mike Skinner voll durch. Und auch bei mir dauerte es nur kurz und jegliche körperlichen Defizite waren überwunden. Durchdrehen war nun angesagt – immerhin stand Raven mit Mike Skinner auf dem Programm. Dies führte zwar dazu, dass enige Zuschauer des Öfteren einen Ellenbogen im Gesicht zu spüren hatten, was aber – zum Glück – alle scheinbar wenig störte und überraschend gut weggesteckt wurde.

{image}Mr. Skinner gab sich auch alle Mühe britischen Charme zu versprühen, indem er beispielsweise über Fußball sprach, dabei eine Niederlage der Deutschen im nächsten Spiel gegen England voraussagte, sich über Lewis Hamiltons Sieg freute und über Michael Schumacher lustig machte. Aber der Saal hatte es leicht ihm das zu verzeihen, zu großartig war das, was er auf der Bühne zauberte, als dass man ihm hätte böse sein können. Ob es die Performance von Blinded By The Lights, dessen Inhalt er nochmals für alle, die nicht wussten von was der Song handelt, deutlich erklärte, Fit But You Know It oder Don’t Mug Yourself: er gliederte alle Songs in ein großes Ganzes ein, welches, selbst bei Dry Your Eyes, zu einem permanenten Bewegungstrieb bei seinen Zuhörern führte. Und sobald er spürte, das Publikum könnte an Enthusiasmus verlieren, baute er kleine Motivationshilfen ein. So ließ er beispielsweise das gesamte Publikum in die Hocke gehen, um es auf sein Kommando zum kollektiven Moshpit aufzufordern oder auf ein bestimmtes Signal zu erstarren um anschließend wieder durchzudrehen. Raven wurde hier sehr groß geschrieben und war auch der Schlüssel zum Erfolg. Natürlich aber auch seine Künste als Entertainer, das Publikum zu Allem zu verleiten, jegliche Konventionen zu vergessen und seine Show in vollen Zügen und mit aller Kraft zu genießen.

Unterstützung fand er dabei auch in seiner Band, bei der vor allem der legendäre Johnny Drum Machine wieder einmal hervorstach, aber natürlich auch der bereits erwähnte Kevin Mark Trail war mit seiner unglaublichen Live-Stimme und Bühnenpräsenz eine unverzichtbare Säule für die Show.

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Zum Abschluss des leider etwas zu kurzen Konzerts zog er nochmals alle Register, stürzte sich zum finalen Crowdsurfing in die Massen und hinterließ ein äußerst zufriedenes Publikum sowie einen Redakteur, dessen anfänglichen körperlichen Probleme jedoch nach der langsam verflogenen Euphorie wieder spürbar wurden und nun um einige blaue Flecken ergänzt wurden. Also alles, was man – ganz ohne Konjunktiv – einen rundum gelungen Abend und Wochenendabschluss nennt.

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