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Der 58er Poet David P © Kerstin Müller @ re:flection+

In die etwas andere Location, den Friedrichspark (besser bekannt als das alte Adler-Stadion), lud die in Mannheim ansässige Addictz Crew letzten Samstag zur "Get It Together Jam". Schon die stechend orangefarbenen Plakate, die rund um die Quadrate zu sehen waren versprachen mit einem Graffiti Contest ab 12 Uhr mittags und den drei Deutsch-Rap Dinosauriern Main Concept, Too Strong und Torch als Headlinern einen Oldschool-Jam der Sonderklasse.

Bereits gegen 19 Uhr stand schon die First Lady der Groove Guerrilla, Nicole Hadfield, gemeinsam mit DJ Slick auf der Bühne, um der Menge im offenen – und damit wirklich auf Außentemperatur eisigen – Eisstadion einzuheizen. Wer die charismatische Sängerin mit ihrer wohlklingenden Soulstimme kennt, der weiß, dass sie das Publikum spätestens nach dem ersten Song in der Tasche hat. Danach durfte der 18-jährige Rapper F.R. ans Mikro, der sich zurzeit mit Olli Banjo und Favorite auf "Live is Life"-Tour befindet und hierzulande als einer der viel versprechendsten Nachwuchsreimer gehandelt wird.

Ein treues Gespann sind Main Concept, die schon länger zusammen musizieren als F.R. an Jahren auf der Welt verlebt hat. Bei ihren Auftritten gehört die Mic-Hoheit stets Deutschlands bestem Freestyler David Pe, die Decks belegt DJ Explizit und Glammerlicious kümmert sich um den Sound. Obwohl die Akustik in dem Eishockeystadion stark zu wünschen übrig ließ, überzeugte der 58er einmal mehr durch improvisatorische Einlagen und einem musikalischen Querschnitt aus dem Main Concept Repertoire. Neben einem Stück aus dem gerappten Theaterstück "Real Heads Clan" ließ sich David nicht lumpen den Klassiker Gedankenflashflowsnacks auszupacken.

Mit Olli Banjo betrat anschließend wieder ein Vertreter der neueren Deutsch-Rap Generation das Feld. Dass er eine Pistole hat, sollte mittlerweile die Runde gemacht haben. Bedeckt mit Kapuze legte Banjo mit dem kritischen Stück Polizei von seiner EP Wie ein Schuss nach. Als Überleitung zu den letzten beiden Headlinern wurde die Menge mit DJ-Routines verköstigt.

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Dann war es endlich soweit: das Power-Duo Too Strong aus "dirty" Dortmund zog auf die Bühne ein. Der Lange hatte sich mittags schon beim Graffiti-Contest als Atom One neben Scotty und Gee One als Jury-Mitglied verdient gemacht und war nun bereit die frenetische Meute zum pogen zu bringen. Gemeinsam mit seinem ungleichgroßen Partner Pure Doze setzte er den Intercity-Funktrain mit Der Kurs ist vorherbestimmt in Bewegung. Wenn die beiden energiegeladenen MC’s von der Silo Nation live performen, dann kommt das einem Erdbeben gleich. Der Lange strotzt auf der Bühne vor Antriebskraft und motiviert jeden Einzelnen zum Abgehen. Unterstützung gab es außerdem in Form von Live-Drummer Brenna und DJ Toni Rocksta.

Nummer Eins Team war nur einer von vielen Too Strong-Hits die es auf die Ohren gab. Zum Oldschool-Track Fahren wie auf Schienen holten sich die HipHop-Urgesteine aus dem Pott die Mannheimer B-Boys von True Rockin Soul auf die Stage um zusammen eine kleine Breakdance-Session abzufeiern. Den absoluten Höhepunkt gab’s natürlich – wie bei jedem Too Strong Konzert – am Ende mit dem Publikumsliebling Rabenschwarze Nacht. Lauter als alle jemals im Friedrichspark erklungenen Adler-Fanchöre stimmte die gesamte Crowd den Klassiker an, um komplett auszuflippen.

Damit war das Ende allerdings noch lange nicht erreicht, denn mit Torch betrat schlussendlich der Urvater des deutschen Rap die Bühne. Ist er heutzutage hauptsächlich damit beschäftigt als DJ Haitian Star durch Deutschland und seine neue Wahlheimat Schweiz zu touren, stand er nach langer Abstinenz wieder als MC Torch am Mic. Mitgebracht hatte sich der Heidelberger Future Rock von L.S.D. und Timucin als Back-up. Auf Zuruf feuerte Torchmann ein Highlight nach dem anderen ab. Angefangen bei den DJ Stylewarz-Produktionen Heiss wie Feuer und Bitte wer?, über das von Roey-Marquis brachial inszenierte Soundgewitter RAW blieben keine Wünsche unerfüllt. Sogar vor dem schnellgeflowten Chemischer Niederschlag aus Advanced Chemistry Zeiten schreckte Heidelbergs Haitianer nicht zurück.

Da Future Rock schon mit von der Partie war, kam Frederik Hahn um Exodus natürlich auch nicht herum. Zu Torchs MC Qualitäten muss wohl nicht mehr viel gesagt werden. Der Mann ist ein absoluter crowd-pleaser und bringt mit seiner Energie jeden noch so koolen Oldschool-Head zum bouncen. Nach Rote Wellen und Wir waren mal Stars, zu dem Torch alle Beteiligten auf die Bühne holte und damit den Jam-Charakter der Veranstaltung untermauerte, schloss die Party mit der Zugabe Kapitel 1.

Die Aftershow hatten die Addictz mit Rücksicht auf die Nachbarschaft ins Soho verlegt. Bitte mehr solche Jams!

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