Paul Weller

Paul Weller © Universal Music 2008

Von englischem Folk bis hin zu UK-Powerpop mit vielen bunten Wandlungen zwischendurch: Paul Weller demonstrierte auf der Bühne der Stadthalle Heidelberg eine ähnlich stilistisch breite Vielfalt wie auf seinem aktuellen Album "22 Dreams" und machte dabei stets eine gute Figur. Mehr noch: Er spielte sich und das Publikum in eine Begeisterung, die seinen Status als Ausnahmekünstler verdeutlichte.

{image}In Großbritannien ist Paul Weller seit vielen Jahrzehnten, dank seiner zentralen Rolle in den Bands The Jam und The Style Council, ein Superstar. Da Weller auch hierzulande über eine vergleichsweise kleine, aber enthusiastische Fangemeinde verfügt, tourt er seit vielen Jahren regelmäßig durch Deutschland und machte am vergangenen Freitag im Rahmen des Enjoy-Jazz-Festivals Station in Heidelberg. Wie bereits auf der 2004er Tour, auf der Paul Weller erstmals in der Heidelberger Stadthalle auftrat und versprach, dass er wiederkomme, eröffnete er sein Konzert mit einem akustischen Teil. Eine zusätzliche Überraschung war die Mitwirkung einer Sängerin, die ihn beim Opener Light nights gesanglich unterstütze, nach diesem Song jedoch die Bühne räumte ohne wiederzukehren. Paul Wellers neue Band konnte gleich mit dem dritten Song, der wunderbaren englischen Folk-Ballade All On A Misty Morning vom vorletzten Album As Is Now, mit fünfstimmigen Gesang begeistern. Da die neuen Musiker verschiedene Instrumente spielen können, besaß Paul Weller eine seit den Tagen von The Style Council ungewohnte Bandbreite an Arrangement-Optionen. Bassist Andy Lewis spielte zum Beispiel bei den ersten Songs Cello und wechselte erst bei der fantastischen Version des The Jam-Klassikers The Butterfly Collector zum Bass. Drummer Steve Pilgrim und Keyboarder Andy Croft spielten beide zusätzlich Gitarre und der langjährige Weggefährte Steve Cradock neben einer stattlichen Anzahl von Gitarren auch Mandoline und Pedal-Steel.

Nach dem akustischen Auftakt zog es die Musiker, die zuvor am vorderen Bühnenrand gesessen hatten, in den hinteren Teil der Bühne zurück, wo sie an Keyboards und Pedal-Steel das instrumentale, krautrockige 111 spielen, das dann in das an die späten Style Council erinnernde Invisible überging. Es sollte noch weitere fünf Songs dauern, bis Paul Weller die elektrische Gitarre umschnallte und mit der ersten Single des aktuellen Albums, Have You Made Up Your Mind, den rockigeren Teil des Abends eröffnete.

{image}Bis dahin dominierten Einflüsse aus Jazz, Soul, Latin und Balladen, ein unglaublicher Stilmix, der aber nicht nur eine wunderbare Dramaturgie für den Abend lieferte, sondern auch unter Beweis stellte, dass die stilistische Bandbreite von 22 Dreams live funktioniert.

Die Songs des neuen Albums dominierten weiterhin das reguläre Set, nur aufgelockert durch Klassiker wie Out Of The Sinking oder From The Floorboards Up (das einzige Lied, das die alte Bandbesetzung knackiger spielte). Den grandiosen Abschluss des Sets bildete eine begeisternde Version von Wild Wood, die stilistisch an den Portishead-Remix angelehnt war. Paul Weller stand dabei ohne Gitarre am Mikrophon, und zeigte singend und rauchend, dass seine Stimme mit den Jahren immer besser geworden ist.

{image}Die Zugaben selbst waren der Moment, in dem aus dem bislang doch eher gesitteten Konzert eine Party wurde. Immer mehr Fans standen auf, eilten zur Bühne und tanzten in den Gängen. Währenddessen spielten sich Weller und seine Band mit einer mitreißenden Version des Rose Royce-Klassikers Wishing On A Star in Rage, den er bereits auf seinem Cover-Album Studio 150 veröffentlicht hatte. Danach folgte als Abschluss des ersten Zugabe-Sets der nicht in der Setlist vorgesehene Hit The Changing Man aus dem Jahr 1995. Wenn das Konzert an dieser Stelle beendet gewesen wäre, alle Zuschauer hätten den Saal begeistert verlassen.

Weller hatte jedoch nicht vor, es dabei zu belassen und kehrte erneut auf die Bühne zurück, um mit seinen vielumjubelten Jam-Klassiker A Town Called Malice die Halle zum Beben zu bringen. Dazu begeisterte er mit dem geradlinigen Rocksong Come On Let's Go und dem jazzig-funkigen Broken Stones. So ausgelassen und euphorisch wie an diesem Abend kann man Paul Weller nicht alle Tage erleben. Das Konzert war eine dieser magischen Nächte, wo Band und Publikum sich gegenseitig hochschaukeln, um sich in dem Sound und den Songs zu vereinigen.

Setlist Paul Weller – Stadthalle Heidelberg – 10.10.2008:

Light nights – Why walk – All on a misty morning/Magic bus – The butterfly collector – Brand new start – 111 – Invisible – Let it be me – One bright star – Empty ring – You do something to me – Have you made up your mind – All I wanna do – Out of the sinking – Sea spray – Paper smile – From the floorboards up – Push it along – Wild Wood

1. Zugabe: Picking up sticks – Whishing on a star – Wild blue yonder – The changing man
2. Zugabe: Broken stones – A town called malice
3. Zugabe: Come on let's go

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