dEUS, 1991 in Antwerpen gegründet, haben einen ganz unverwechselbaren Stil entwickelt.

dEUS, 1991 in Antwerpen gegründet, haben einen ganz unverwechselbaren Stil entwickelt.

In Frankreich und den Benelux-Staaten sind sie Stars: dEUS, eine der erfolgreichsten belgischen Rockbands der neunziger Jahre. 1991 in Antwerpen gegründet, haben sie einen ganz unverwechselbaren Stil entwickelt. Ihr neustes Album erschien im Frühjahr diesen Jahres, nun sind sie mit "Vantage Point" auch endlich wieder auf Tour. Mit den neuen Songs ausgerüstet machte die Band vor wenigen Tagen im Berliner Postbahnhof Station.

{image}Die belgische Band dEUS gründet sich Anfang der neunziger Jahre in Antwerpen. Begannen sie anfangs noch als Coverband, so entscheiden sie kurze Zeit später eigene Songs zu schreiben und werden daraufhin durch ihren Sound mit Einflüssen aus dem Progressive Rock, Neo-Folk, dem Jazz, Punk, Pop und dem Heavy-Metal schnell in der Öffentlichkeit bekannt. 1993 sorgt ihre Debüt-Single Zea erstmals für Aufsehen. Ersten größeren Erfolg sammeln sie 1996 mit dem Album In A Bar Under The Sea, das sich gleichermaßen durch die Vermischung einer Vielzahl von Musikstilen auszeichnet. Nachdem 1999 ihr Album The Ideal Crash erscheint, entscheidet sich die Gruppe dazu, eine kreative Auszeit zu nehmen und sich eigenen Projekten und der Familie zu widmen. Eine Zeit, die auch viele Veränderungen mit sich brachte. So tritt Sänger Tom Barman mit dem Film "Any Way The Wind Blows" plötzlich als Regisseur auf. Der Keyboarder und Geiger Klaas Janzoons gründet eine Familie und wird stolzer Barbesitzer. Außerdem treten drei von 5 Mitgliedern aus der Band aus. Schlagzeuger Jules de Borgher, der durch den Ex-Soulwax-Drummer Stephane Misseghers ersetzt wird. Der Bassist Danny Mommens, der sich ganz seiner anderen Band Vive La Fete widmen will und durch Alan Gevaert abgelöst wird. Und Gitarrist Craig Ward, der aus gesundheitlichen Gründen ausscheidet und nun durch Mauro Pawlowski vertreten wird. Ab dem Jahr 2005 kehren sie schließlich in veränderter Formation in die Öffentlichkeit zurück und veröffentlichen den Longplayer Pocket Revolution, bevor in diesem Jahr ihr neustes Werk Vantage Point in den hiesigen Plattenläden erscheint. Mit dem neuen Album touren sie nun gerade in Europa und machten an diesem Abend auch im Berliner Postbahnhof Station.

Sänger Barman tritt dort auf der mit einer Reihe von Schreibtischlampen geschmückten Bühne in einem blauen Hemd und Weste auf. Die Musik unterlegt er mit bedeutenden Gesten. So streckt er zum Sound immer wieder die Arme weit auseinander, deutet mit dem Zeigefinger bedeutend ins Publikum oder zeigt, wie genüsslich er an seiner Zigarette zieht. Der Geiger Klaas Janzoons wiederum tritt als Multiinstrumentalist auf. So spielt er nicht nur virtuos Geige oder bedient das Keyboard, sondern vergreift sich nebenbei auch am Banjo. Und Bassist Alan Gevaert bewegt sich oftmals zum Schlagzeug, um dort, den Rücken zum Publikum gedreht, mit dem Schlagzeuger scheinbar eine kleine Jamsession einzulegen. Ruhender Pol des Geschehens ist der Gitarrist Alan Gevaert, der bedächtig auftritt und einerseits melancholisch-fragend, aber auch ein wenig schmunzelnd in den Saal blickt.

{image}Auch live zeigt sich dEUS dabei in all ihren verschiedenen Gesichtern. So treten sie einerseits gelegentlich laut und rockig auf, indem der in den Jahren zwar älter, aber sichtlich nicht müde gewordene Barman auch mal in seinem Bewegungsdrang auf die Knie fällt und die Bandmitglieder ermutigt, mit ihm ein Gitarrenduett zu spielen. Und dann gibt es wiederum auch Momente, in denen Barman, wie beschrieben genüsslich eine Zigarette rauchend, sehr ruhig und melancholisch singt.

Unterlegt wird dieser einerseits Aktion und andererseits ein Verharren auslösende Sound durch das Licht, das in ersterem Fall hell und weiß flimmernd den Saal erleuchtet und im zweiten Fall mit bedächtig gewählten, roten und blauen Lichtern eine geborgene, ruhige und gleichzeitig einnehmende Atmosphäre vermittelt. Das Publikum, in dem sich auch eine Vielzahl von französisch sprechenden Zuschauern befinden, nimmt die Musik ebenfalls überwiegend ruhig, aber dennoch glücklich auf.

Dennoch gibt es auch einige Fans, die ihren Körper tanzen lassen wollen. Wie eine Französin, die zu der Live-Musik, die ebenso wie bei den Alben auf verschiedene Musikstile wie Heavy-Metal, Pop, Jazz und Rock zurückgreift und an diesem Abend auch leichte HipHop-Elemente besitzt, neben dem Autor fröhlich und mit geschlossenen Augen tanzt und überraschend, aber auch glücklich aufwacht, als dEUS nach etwa neunzig Minuten und diversen älteren Songs wie Ideal Crash und neueren Liedern wie When She Comes Down die Bühne verlassen hat. "Wo sind denn die anderen Menschen um die 30 Jahre geblieben?", kann sie sich hier fragen. Die sind schon gegangen. Denn hier sieht man kurze Zeit später nur noch sehr junge Leute im Discofieber wieder, die im Anschluss an das Konzert stattfinden soll.

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deus