Bowerbirds

Bowerbirds © Derek L. Anderson

Was tut man an einem nasskalten Grauwettertag? Richtig: entweder man bleibt zu Hause, trinkt warmen Tee, macht sich eine Kerze an und liest ein gutes Buch. Oder aber man hört Musik und verbindet dies mit dem Konzertbesuch einer Folk-Country-Pop-Gruppe mit dem ungewöhnlichen Vogelart-Namen Bowerbirds, die an diesem Herbsttag im Café Zapata des Tacheles in Berlin auftraten.

{image}Bowerbirds, so nennt man zunächst einmal in der deutschen Übersetzung australische Laubenvögel, die sich dadurch auszeichnen, dass die Männchen für die Brautwerbung nicht nur ein Netz, sondern auch eine Laube bauen. Denn deren Weibchen wählen den Bräutigam bei dieser Vogelart nicht nach dem Imponiergehabe des Männchens, sondern nach dessen entworfener Laube aus. Als sie dieses Naturschauspiel zu lesen, hören oder sehen bekommen, sind der Sänger und Gitarrist Phil Moore und seine Freundin und Künstlerin Beth Tacular offenbar so begeistert von davon, dass sie kurzerhand ihre Band nach dieser Vogelart benennen. Zeit zum Beobachten dieser Vogelart haben sie jedenfalls genug. Denn als der hauptberuflich als Webdesigner arbeitende Phil Moore gerade an der Arbeit für das neue Album seiner bis dahin bestehenden Band Ticonderoga ist, bekommt er das Angebot, für das "North Carolina Museum of Science" das Verhalten von Vögeln zu erforschen. Er nimmt es an und so zieht er wenig später mitsamt seiner Freundin in die einsamen Wälder von North Carolina. Dieses Naturleben außerhalb jeglicher Zivilisation gefällt ihnen so gut, dass sie auch nach ihrer Rückkehr zuerst nur in einen Wohnwagen und dann in eine selbstgebaute, abseits gelegene Hütte ziehen wollen. Wenig später löst sich Moores Band auf, der Ausgangspunkt für die damit durch Moore und Beth Tacalur initiierte Gründung der Band Bowerbirds.

{image}Letztere lernt dafür das Akkordeon-Spiel und die Benutzung der Basstrommel, sodass 2006 schließlich ihre erste EP Danger At Sea in den Läden steht. Wenig später stößt dann auch noch der Gelegenheitskellner Mark Paulson dazu, der ab sofort das Piano, die Violine und die Percussion bedient. Schließlich erscheint im Jahr 2007 ihr Debütalbum Hymns For A Dark Horse in Amerika und im Juli 2008 dann auch in Deutschland. Mit demselben sind sie jetzt auf Tour und bespielten an diesem Abend auch das Café Zapata des Tacheles in Berlin.

{image}Dort ist der Raum noch überschaubar gefüllt, als die Bowerbirds die kleine Bühne betreten. Es ist erst kurz vor halb zehn. Eine Zeit, die später im Laufe des Konzerts noch eine tiefergehende Bedeutung haben wird. Doch zunächst brandet ungebrochener Jubel auf, als der Bart tragende Phil Moore, die einen grünen Rock tragende Beth Tacalur und der T-Shirt tragende Mark Paulson die ersten Klänge ihrer naturverbundenen, akustischen Folk-Country-Pop-Musik erklingen lassen, die einem Zuschauer bei dem nasskalten Wetter außerhalb des Clubs das Gefühl gibt, von einem warmen Windstoß erwärmt zu werden. Ein Gefühl der Geborgenheit breitet sich hier aus. Als würde die Band selbst gerade Brautwerbung betreiben und mit ihrem Sound eine eigene Laube aus melodiösem Akkordeon-Spiel, tragendem Geigenspiel und dem verspielten Gesang aller drei Mitglieder aufbauen. Das Publikum ist jedenfalls begeistert von dieser ruhigen und entspannten Musik, zu der man durch das Akkordeon-Spiel gleichermaßen hin-und her schunkeln, wie sich auch von den Geigenmelodien tragen lassen kann. Die Band wiederum bedankt sich immer wieder für diese tolle Unterstützung und zählt jede deutsche Stadt auf, in der sie bisher gespielt haben, um sie in höchsten Tönen zu loben.

{image}In dieser Euphorie präsentieren sie dann neben Songs wie dem entspannten Human Hands, das in Erinnerung schwelgende The Oldest Memory oder das mit einer verspielten Dididi-Melodie und mit dem polka-artigen Akkordeon-Spiel versehenen In Our Talons auch zwei neue Songs namens Bleed und Bright Future, was Phil Moore am Schluss als scheinbar letzte Zugabe alleine auf seiner Gitarre performt. Das Besondere daran: Dies ist auch der letzte Song, der ihnen noch zur Verfügung steht, der einzige, den sie an diesem Abend nicht schon einmal performt hatten. Ein Ausdruck der Glückseligkeit der Band, hier an diesem Ort spielen zu können. Allerdings ist dieser Umstand überraschenderweise doch noch nicht der Abschluss des Konzertes. Denn kurz bevor der Sänger Phil Moore die Bühne endgültig verlassen möchte, kommen die beiden anderen Bandmitglieder noch einmal zurück und flüstern ihm etwas ins Ohr. Hier kommt nun wieder Zeitpunkt ihres Konzertbeginns ins Spiel. Denn sie traten zwar schon um 21:30 Uhr auf die Bühne, doch nach offiziellem Ablaufsplan hätte dieses Konzert erst eine halbe Stunde später beginnen sollen. Und so entschuldigen sich die drei Bandmitglieder etwas verlegen bei den zu spät gekommenen Zuschauern und spielen für diese und alle anderen noch ein zweites Mal ihren verspieltesten und fröhlichsten Song In Our Talons, bevor sie sich schließlich endgültig von ihren begeisterten Fans verabschieden.

Für diese Entscheidung muss die dreiköpfige Band um Phil Moore, Beth Tacalur und Mark Paulson hier noch einmal gewürdigt werden. Denn solch eine Dienstleistung seitens der Band gibt es in der heutigen Musikbranche nicht mehr allzu häufig. Umso schöner, wenn man dies dann doch noch erleben darf. Die Bowerbirds tun es. Mit all ihrer Erstauntheit und Begeisterung über ihre deutschen Fans. Was sagt Phil Moore darüber einmal während dem Konzert: "Awesome!"