The Faint

The Faint

Seit einiger Zeit veranstaltet das Musikmagazin Intro in den Städten Köln und Berlin seine Konzertreihe "Intro Intim". Dort treten immer wieder interessante nationale wie internationale Bands auf, die sich entweder schon in der Musikszene etabliert haben oder zumindest kurz davor stehen. An diesem Abend durfte nun die Electro-Band The Faint auf die Bühne des Marias in Berlin steigen, um dem Berliner Publikum ihr sechstes und neustes Werk "Fasciinatiion" exklusiv vorzustellen.

{image}Ohama in Nebraska. Dieser Ortsname hat sich in den Köpfen vieler Fans von den Bright Eyes, The Good Life, Cursive oder Two Gallants fest verankert. Der Grund ist nicht etwa der Ort selbst, sondern hier ist das Label Saddle Creek zuhause, welches all die genannten Bands erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht hat. So auch die 1994 gegründete Band The Faint, die anfangs noch unter dem Namen der Lofi-Folk-Band Norman Bailer durch die Gegend zieht. Das Trio besteht dabei zunächst aus Clark Beachle, der am Schlagzeug sitzt, dessen Bruder und Sänger Todd Beachle, der jedoch nach der Heirat von Orenda Fink (die wiederum Mitglied bei Azure Ray ist) nun deren Nachnamen angenommen hat sowie aus Joel Petersen, der die Bassgitarre bedient. 1995 werden sie dann zu The Faint und bringen drei Jahre später auf Saddle Creek ihr Debütalbum Media heraus, das zunächst Musikstile zwischen Rock, Dance und Folk vereint. Als ein Jahr später der Synthie-Programmierer Jacob Thiele der Band beitritt, wird der Sound schlagartig elektronisiert. So lässt schon das zweite Album Blank Wave Arcade den heute gewohnten elektronisch, wavigen, etwas punkigen, melodischen und mit tanzbaren, vorwärtstreibenden Beats untersetzen Sound erkennen, für den die Band heute bekannt ist. Auch das 2001 erscheinende und in Europa durch das Berliner Label City Slang veröffentlichte Album Danse Macabre setzt diesen Musikstil fort. Schließlich schließt sich der aus dem Death Metal kommende Gitarrist Dapose der Gruppe an. Es dauert daraufhin nicht lange, bevor 2004 ihr bisher letztes Album Wet From Birth erscheint, für dessen Recording sie sich angeblich für ein Jahr in eine Lagerhalle zurückgezogen hatten. Für den vor wenigen Tagen erschienenen, aktuellsten und nach dem Remix-Album von Danse Macabre sechsten Longplayer Fasciianatiion, hat sich nun zumindest aufnahme-und produktionstechnisch einiges verändert. So nahmen sie die gesamten Songs in Eigenregie auf, trennten sich von Saddle Creek und brachten ihr Album stattdessen auf dem eigens von ihnen gegründeten Label blank.wav heraus. Nun sind The Faint für diesen Longplayer auf Tour und machten dabei am Veröffentlichungstag auch für ein exklusives Deutschland-Konzert im Berliner Club Maria Station.

Und auch hier kommt den vielen Fans in dem gut gefüllten Club zuerst der Stadtname der Herkunft in den Sinn, wo The Faint groß wurden. Und so schreien, als die Band die Bühne betritt, auch hier einige Fans nach dem bekannten Namen: "Omaha, Omaha!" Die Gruppe nimmt es mit Humor und genießt die "Omaha"-Rufe. Der Sänger hat sich in weißen Farben eingekleidet. Egal, ob es das Hemd oder das Jackett ist. Letzteres hätte er allerdings, bei den tropischen Temperaturen im Club, die ein wenig an ein Sauna-Klima erinnern, nicht gebraucht. Dementsprechend trägt er sein Jackett zwar bis zum Schluss, sein Hemd knöpft er aber später auf und entblößt damit seinen schweißüberströmten Oberkörper. Gleichzeitig trägt er auch eine Fliegerbrille, die er aber meistens nur über seinen Kopf gezogen hat.

{image}Als dann die ersten Takte erklingen, kann das Publikum nicht mehr stillhalten und fängt an, zu den clubtauglichen Beats zu tanzen. Die Band kann sich ihrem Sound natürlich auch nicht entziehen: Während sich der Gitarrist vehement am Kopfnicken versucht und ihm dabei immer die Haare ins Gesicht fliegen, der Sänger seine Texte mit verzerrter und schallender, echoartiger, manchmal auch tiefer Stimme singt, bewegt sich Jacob Thiele an den Keyboards ekstatisch zum Beat und Sound, oder er führt gelegentlich roboterartige Bewegungen durch. Allerdings macht ihm manchmal die Technik am Keyboard etwas zu schaffen, so dass kleinere Pausen entstehen, in denen sich die fünf Musiker den Schweiß von ihren Gesichtern abwischen können.

Untermalt wird der Auftritt von Schwarz/Weiß-Videoanimationen, die im Hintergrund auf die Wand projiziert werden. Es sind comichafte Zeichnungen, die mal in Bewegung geratene verschwommene Bilder zeigen, dann aber auch klar zu erkennende Personen in Anzügen vor Geschäften, einzelne Gesichter, die scheinbar zur Musik sprechen oder auch größere Ansammlungen von Menschenmassen. Es soll sich wohl um das Chaos der modernen Welt drehen, mit dem sich auch ihr neustes Werk beschäftigt.

Die Setlist ist überwiegend ein Mix aus allen bisher veröffentlichten Alben. Neue Songs wie das beatige The Geek Were Right oder das synthie-lastige Get Seduced werden genauso gespielt wie auch die älteren Songs. Heute lösen beim Publikum besonders das von Streichern untersetzte Desperate Guys, I Dissappear und Paranoia Attack Begeisterung aus. Bei letzterem schreit das gesamte Publikum zum Beat wie in einem Chor: "Paranoia! Paranoia!" und springt dazu auf und ab – es ist der Höhepunkt eines Konzerts, das nach 90 Minuten und 3 Zugaben endet. Der Abend war damit allerdings noch nicht vorbei.

Zwar nicht gleich in Paranoia, aber in eine weitere Ekstase konnte sich der verschwitzte Konzertbesucher dann auch nach dem Gig noch tanzen, denn dann war bis spät in die Nacht Zeit für überwiegend elektronische Klänge aus dem Repertoire eines ausgewählten DJs. Doch zuvor mussten die Konzertbesucher erst noch die Bar stürmen oder draußen den Körper im Nieselregen abkühlen. Nach den fast tropischen Sauna-Temperaturen in der Maria war das sicherlich eine willkommene Erfrischung.

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