Die sogenannte "GEMA-Vermutung" sorgt für ratlose Musiker. Auch Veranstalter haben ihre Mühe mit dem Gebührensystem der Organisation.

Die sogenannte "GEMA-Vermutung" sorgt für ratlose Musiker. Auch Veranstalter haben ihre Mühe mit dem Gebührensystem der Organisation. © regioactive.de

Die GEMA ist ein allgemeines Reizthema, soweit nichts neues. Eine Organisation, die Gebühren erhebt, ist generell eher weniger beliebt. Jedoch scheint sich die Lage immer weiter zuzuspitzen. Im folgenden zwei Beispiele für Aktionen, bei denen sich Kleinveranstalter und ein Komponist dagegen wehren, durch das komplizierte Urheberrechts-, Gebühren- und Tantiemensystem in den Ruin getrieben zu werden oder ihre künstlerische Kreativität beschneiden zu lassen.

{image}Die Sonthofer Kulturwerkstatt steckt in einer Krise: Sie hat, wie viele andere kleine Clubs, mit den hohen GEMA-Gebühren zu kämpfen. Das Thema scheint bisher eher ein Schattendasein zu fristen, jedoch betreffen die unverhältnismäßig bemessenen Gebühren zahlreiche kleine Live-Lokalitäten in ganz Deutschland. Für Kleinveranstalter werden die Abgaben zu einer echten Existensbedrohung. Die Hamburger Reeperbahn droht schon zu verweisen und in ganz Deutschland geht das Club-Sterben weiter. Doch nun hat die Kulturwerkstatt eine Petition initiiert (-> hier herunterladen), die sich an die Bundesregierung richtet und zum Ziel hat, die untragbar gewordene Situation zu verbessern und eine gerechtere Umstrukturierung zu erreichen. "Von Künstlern, auch von jenen, die Mitglied bei der GEMA sind, kenne ich kaum einen, der uneingeschränktes Vertrauen in die Arbeit der GEMA hat", so Monika Bestle, die Betreiberin der Kulturwerkstatt.

{image}Eine "Missverhältnisklausel", die Kleinveranstalter etwas begünstigt, ist in den Statuten zwar vorgesehen, jedoch zeigt die GEMA, die laut eigenen Aussagen finanziell unter der illegalen Musikpiraterie zu leiden habe, laut Frau Bestle offenbar wenig Interesse daran, auf diese Möglichkeit hinzuweisen oder so "großzügig" zu sein, sie zu gewähren. Als weiteres Problem erscheint auch die Durchschaubarkeit des Tantiemen-Systems. Hier braucht es förmlich ein ganzes Studium, um dieses einigermaßen verstehen zu können – und die GEMA zeigt sich auch hier nicht besonders mitteilsam. Der Abrechnungsmodus für eine musikalische Veranstaltung bemisst sich an der Raumgröße, dem Einsatz GEMA-geschützter Werke und der Höhe der Eintrittsgelder. Einige Rechenbeispiele liefert die Kulturwerkstatt auf ihrer Homepage – sie machen die Problematik klar: Unter den aktuellen Umständen und Konditionen haben es kleine Clubs tatsächlich sehr schwer. Jetzt liegt es an den Künstlern und den Veranstaltern, diese Situation zu verbessern, indem sie die Petition unterstützen und so Gehör im Bundestag finden!

{image}Anderen Ortes wird gegen das Urheberrechtssystem votiert. Johannes Kreidler, ein Komponist elektronischer Musik, hat es sich zur Aufgabe gemacht die "GEMA lahm zu legen". Für dieses Unterfangen hat er ein 33 Sekunden dauerndes Musikstück komponiert, in welchem satte 70.200 Samples enthalten sind. Jedes einzelne Sample muss mittels eines Formblattes eingereicht werden. Kreidler will seine 70.200 Formulare am 12. September öffentlichkeitswirksam bei der GEMA-Generaldirektion in Berlin abgeben. "Die heutigen Technologien ermöglichen es, Kulturgüter in gigantischen Dimensionen zu verbreiten und kreativ weiterzuverarbeiten", findet Kreidler. Und so begründet er die ganze Aktion mit der Ausage, dass Kopieren eine Kulturtechnik sei und das veraltete Urheberrecht die Kreativität einschränke. "Ich möchte mit der 'Materialisierung' der Urheberrechtsfrage im digitalen Zeitalter eigentlich eine Lösung erzwingen. Die haben dann ja ein handfestes Problem, diese Formularberge abzuarbeiten", erklärt Kreidler.

Und so spitzt sich die Lage weiter zu. Bleibt uns nur abzuwarten, was die Zukunft bereit hält und ob die Proteste des Herrn Kreidler und der Frau Bestle auf ihre Art Wirkung zeigen.

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gema