Leonard Cohen

Leonard Cohen © music pool europe gmbh

Die Ankündigung, dass der Ausnahmekünstler Leonard Cohen in diesem Jahr - nach 15 Jahren Wartezeit - nochmal die deutschen Bühnen betreten wird, sorgte für Furore. Ab Oktober ist er auf seiner Tour. Weit mehr als nur einen Vorgeschmack darauf gab Cohen jetzt beim Stimmen-Festival auf dem Marktplatz in Lörrach.

{image}"Ich danke euch für das Privileg, heute Abend hier zu musizieren!" Mit diesen Worten geht Leonard Cohen in die dritte Stunde seines Konzertes in Lörrach. Den schwarzen Filzhut legt er mit der Hand ans Herz. Er kniet einige Male beim Singen. Leonard Cohen breitet fast ein halbes Jahrhundert – sein künstlerisches Schaffen – voller Hingabe, mit großer Geste und Pathos vor seinen Gästen aus. Aber nicht einen einzigen Moment wirkt das überzogen oder peinlich. Nur anfangs scheint es noch unverständlich, wie Lieder, die jeder kennt, in seit Jahrzehnten unverändertem Arrangement funktionieren.

Suzanne und Marianne, Who by Fire und Tower of Song – Cohen macht das, als würde man einem guten alten Freund die Hand schütteln. Er zeigt gelassen und immer ein wenig selbstironisch durch dutzende von anderen Musikern gecoverte Songs hindurch, von Hallelujah bis First we take Manhattan, dass seine Stimme etwas zu sagen hat. Eine Stimme, die an Timbre und Fülle unverkennbar kein bisschen eingebüßt hat – eher das Gegenteil ist der Fall.

{image}Heute nimmt man ihm seine elegant verpackten Lebensweisheiten noch etwas williger ab als früher, denn heute schimmert neben Leonard Cohens Charme, Männlichkeit und Witz noch etwas mit, das so schlicht wie selten ist: Weisheit. Auch ohne biographische Details zu kennen, spürt man, dass "Dance me to the end of love" eine wahre Zeile von vielen aus dem Leben dieses Menschen ist.

Überflüssig zu erwähnen, dass Lightshow, choreographische Einlagen oder Pyrotechnik fehlen. Der spirituelle Kanadier vermeidet ebenso stilsicher den Eindruck einer "Abschiedstour" vor zahlungskräftiger europäischer Kundschaft wie ein museales Mitsing-Konzert. Die kleinen Solo-Ausrutscher der Begleitband ins Kitschige verzeiht man ihm ohne zu zögern. Er zeigt mit eigener musikalischer Retrospektive seine Dankbarkeit im Leben und lässt das Publikum daran Teil haben. Wer eine Cohen-Platte im Schrank hat, dem sei eines der kommenden Konzerte unbedingt ans Herz gelegt. Leonhard Cohen wird I’m your man singen – und alle, die da sind, werden eine der vielen Wahrheiten verstehen, die darin verpackt sind.

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