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Bon Jovi (Live at o2 Arena) © 2007 Universal Music

Endlich war es soweit: nach 2 Jahren Abstinenz wurde den hiesigen Fans von Bon Jovi wieder ordentlich eingeheizt. Jon Bon Jovi, Richie Sambora, Tico Torres, David Bryan und Hugh McDonald brachten die prall gefüllte Frankfurter Commerzbank-Arena ordentlich zum Beben. Wer während dieses Rockspektakels noch ruhig auf seinem Platz sitzenblieb, der musste Tomaten auf Augen und Ohren gehabt haben. Bon Jovi haben bewiesen: Sie sind zwar mittlerweile durchaus "Rock-Opas", jedoch noch keinesfalls senil.

Etwas verspätet um 18:45 Uhr wurde der Abend durch die italienische Rock-Röhre Gianna Nannini eröffnet. Die 51-jährige zeigte an diesem Abend, dass sie noch lange nicht out ist. Wie ein Teenager sprang sie für ca. 45 Minuten über die Bühne, performte Hits wie "Bello E Impossibile" (1986) oder Neueres wie "Sei Nell´Anima" (2006) und bot insgesamt ein gelungenes Warm-Up vor dem Hauptact Bon Jovi. Pünktlich wie noch nie stürmte die Band um Frontmann Jon Bon Jovi um Punkt 20 Uhr die riesige Bühne. Die annähernd ausverkaufte Commerzbank-Arena begann zu toben, als die Band dem Abend mit ihrer Single "Lost Highway" aus dem gleichnamigen Album von 2007 einen gekonnten Startschuss verpasste.

Bon Jovi machten einen top-fitten Eindruck, ganz anders als bei ihrer letzten Tour im Jahre 2006, als Richie Sambora, der Gitarrist der Band, noch mit heftigen Alkoholproblemen zu kämpfen hatte. Doch nun ist die Reha überstanden und auch die gesamte Band scheint rehabilitiert und unglaublich verjüngt. Auf einen zweiten Gitarristen im Hintergrund möchten sie offenbar nach wie vor nicht verzichten, was der Qualität der Musik und der Perfomance jedoch alles andere als einen Abbruch tat.

Das Bühnenbild des Abends war eher schlicht im Vergleich zu den Tourneen der letzten Jahre. Auf jenen Konzerten durfte man damals dramatisch große Bühnen bewundern, auf denen teilweise ganze Bars Platz fanden, um glücklichen Gewinnern einen Konzerteinblick direkt von der Bühne aus zu bieten. Dass die Bühne diesmal etwas kleiner, aber nicht weniger imposant ausfiel, liegt wohl einzig und allein daran, dass das Konzert in einem überdachten Stadion stattfand. Somit ist kein Platz für Feuerwerk, aber trotzdem noch genug Platz für On-Stage-Tickets-Gewinner, die sich glücklich schätzen durften, die wohl am meisten beneideten Plätze in der ganzen Arena innehaben zu dürfen.

Die Band machte die gesamten 2¾-Stunden der Show hindurch nicht eine Sekunde lang den Eindruck von Müdigkeit oder gar Erschöpfung. Die Gute Laune der Männer übertrug sich schnell auf das Publikum, wodurch sich das Konzert zu einer einzigen großen Party entwickeln konnte. Bon Jovi hielten ihre Fans mit Hits wie "Bad Medicine" (1988), "Born to be my Baby" (1988) oder auch "Lay your Hands on me" (1989) am Tanzen und am Schwitzen. Sehr gelungen und überraschend waren Coverversionen des aktuellen Songs "Mercy" der Britischen Künstlerin Duffy sowie eine Version von "Sympathy for the Devil" der Rolling Stones.

Bon Jovi begeisterten die Menge mit der gesamten Bandbreite ihrer Hits, tanzten, scherzten und wurden bei gefühlvollen Balladen wie "Bed of Roses" (1993) oder dem von Richie Sambora, der selbst einige Soloalben herausgebracht hat, alleine performten "I’ll be there for you" sehr ruhig und sentimental. Der für eingefleischte Bon Jovi Fans eindeutig rührendste Augenblick des gesamten Konzertes war jedoch mit Sicherheit die Performance des Songs "These Days" aus dem gleichnamigen Album von 1995. Ob es an der unglaublichen Authentizität und oft melancholischen Stimmung der Texte liegt: Es ist das einerseits von den Kritikern zerfleischteste und andererseits von den Fans meistgeliebte Album der Band. Ob sich Bon Jovi nicht mehr mit den für diese sehr fröhliche Band tiefgründigen Texten identifizieren können oder ob sie einfach vergessen haben, dass dieses Album noch existiert: Man kann auf Bon Jovi-Konzerten für gewöhnlich damit rechnen, keinen Akkord auch nur eines der Lieder diesen Albums zu Ohren zu bekommen. Dass es an jenem Abend sogar zwei wundervolle Ausnahmen – neben "These Days" erklang auch "Damned" – gab, machte das Konzert zu einem sehr Besonderen, nicht nur für die Autorin, auch für die gesamten Fans, die in jener Nacht zur Commerzbank-Arena in Frankfurt am Main gepilgert waren. Negatives? Der katastrophale Sound, der sogar der Band zum Hals heraushing. Zitat von Jon: "Damn, this Place sounds like shit!". Den Fans war es glücklicherweise egal und so fand auch die Band schnell ihre gute Laune wieder.

Nicht nur mit neuen Hits aus ihrem aktuellen Album "Lost Highway" (2007), sondern auch mit alten Dauerbrennern wie "It’s my Life" (2000), "Wanted dead or Alive" (1987) oder natürlich auch "Livin’ on a prayer", das im Erscheinungsjahr 1986 für 20 Wochen Platz in den deutschen Charts einnahm und der Band somit zu ihrem Durchbruch in Deutschland verhalf, wurde diese Nacht zu einem ganz bezaubernden Konzerterlebnis, die weder eingefleischte Fans noch Neulinge schnell vergessen werden. Die Fans haben, nach der etwas enttäuschenden Darbietung von vor zwei Jahren – frei nach dem Song "Keep the Faith" – nicht den Glauben verloren, ebensowenig wie die Band selbst. Dadurch konnten Bon Jovi auf ihrer Stadiontour im Jahre 2008 neue Höchstleistungen bieten und jedem gehörig Lust auf die nächste Tour machen! Wer sich das Warten bis dahin etwas versüßen möchte, dem ist das neue Livealbum der Band ("Lost Highway: The Concert") wärmstens zu empfehlen.

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