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The Audience

The Audience… was soll man von einer Band halten, die sich selbst als Zuschauer bezeichnet? Setzen die sich auf die Bühne und warten ab, was passiert? Aktionskunst? Weit gefehlt. The Audience bieten Indie auf WM-Niveau, zum Beispiel eingängige Riffs und einen Sänger, der durch sein extrovertiertes Auftreten auch schon mal die Musik in den Hintergrund treten lässt.

{image}21.30 Uhr im Zum Teufel, Heidelberg. Nach der gewohnten Einlassprozedur wartet ein leerer Raum auf die Gäste. Wo sind die denn alle? Seit einer halben Stunde ist schon Einlass. Die Lösung ist jedoch greifbar nahe. Ein paar Wenige haben es sich im Biergarten auf den Hollywoodschaukeln gemütlich gemacht. Die wohlige Atmosphäre des Teufels ergreift alle und so macht es überhaupt nichts aus, dass das Konzert erst nach einer Weile beginnt. Eine Korg-Orgel aus den Siebzigern mit passendem Leslie ziert die Bühne. Sänger Bernd gleicht nicht nur äußerlich dem amerikanischen Schauspieler Jack Black, sondern scheint in einem früheren Leben dieselbe Tanzschule besucht zu haben. Hektische Bewegungen, die Augen weit aufgerissen – das hat einen enormen Unterhaltungswert. Zwischen den Songs wirkt Bernd, der sich einem perfekten britischen Akzent bedient, völlig erschöpft, was aber mit dem ersten Ton des nächsten Songs wieder in das Gegenteil umschlägt. Für kleine Momente vergisst man hierbei schon mal die Mitmusiker des jungen Barden, die sich allerdings nicht verstecken müssen. Eingängige Gitarrenriffs, starke Dynamik und dieser Rhythmus: einfach toll!

{image}Die Musik von The Audience zu beschreiben erfordert das Öffnen einiger Schubladen, die man nach reichlicher Überlegung dann allerdings wieder schließen muss. Es scheint klar zu sein: eine Orgel mit Leslie, E-Gitarren und schöne schwarze Anzüge – Das muss Retro sein! Der berechtigte Widerspruch kommt durch Tobi von The Robocop Kraus: "The Audience sind alles andere als eine weitere Retroband… Sie sind originell und authentisch, wild und eigenwillig. Wenn sie retro klingen, bedienen sie sich ausschließlich guter Zitate, ähnlich wie das The Mars Volta vorgemacht haben." Auch die Vergleiche mit Franz Ferdinand treffen nur teilweise auf die Musik der Jungs zu. Der amüsante Abend fand so oder so viel zu schnell sein Ende. Durchgeschwitzt und seelig konnten alle Anwesenden nach Hause gehen, vielleicht auch mit der Frage auf den Lippen: Warum zum Teufel heißen die The Audience?

 

Setlist: THAL - Blessed - Roboter - Bond - Boma Ye - Christine - Prototype - Kill The Octaves - Sally Joy - HIVES - Orgel liegend - JFK - Glitter - Zooma

Zugaben: Drive By Shooting - Mint 400 - High Fidelity

 

(Anm.d.Red.: Bei vielen der hier angegeben Titel handelt es sich um Arbeitstitel, die sicherlich auf dem bald erscheinenden neuen Album der Band zu finden sein werden.)

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