Moneybrother – "Just Another Summer" (2007)
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Moneybrother – "Just Another Summer" (2007) Foto: Claudia Grassl © Sony BMG

Es war nicht einfach nur ein gelungenes Konzert, sondern eines, das dem Musiker und seinen Fans besonders viel Spaß brachte: Moneybrother im Karlstorbahnhof Heidelberg. Mit Saxophon, Orgel und Gitarren wurde der Indie-Soul entfacht und die Beine der Zuschauer in Bewegung gesetzt. Ein gut gelaunter, lustiger Schwede in knallengen Röhrenhosen präsentierte sich auf der Bühne, der sich sogar nach dem Konzert noch bereitwillig mit den Fans unterhielt und in jede Kamera grinste.

{image}Mit einem schüchternen "Hallo, wir sind theRain" eröffnete Leadsänger und Gitarrist Lorenz Theuer den Konzertabend im Karlstorbahnhof. Die drei Jungs lieferten ein ordentliches Opening ab, mit insgesamt sechs Liedern waren sie aber relativ kurz auf der Bühne. So wirklich in eine Kategorie kann man die Musik von theRain nicht packen. Die ersten zwei Lieder gingen in die Richtung Brit-Pop, während sie mit der darauffolgenden Ballade I Wish ruhigere Töne anschlugen und in der Halle heimische Stimmung verbreiteten. Der Gesang von Lorenz war mit einer facettenreichen Stimme und einer höheren Tonlage unerwartet kraftvoll, mit dem dunkleren Zweitgesang von Bassist Carlos Bruck wurde eine harmonische Balance geschaffen. Ein symphatischer Fehler widerfuhr dem Sänger gleich beim zweiten Song, als er sein Plek verlor und einige Momente verwirrt auf der Bühne stand. Hör- und tanzbar waren sie auf jeden Fall, auch wenn das Publikum noch nicht richtig in Tanzlaune war, und sie waren die perfekte Einstimmung zu Moneybrother.

Mit Moneybrother ist der Musikwelt ein fantastischer Entertainer beschert worden. Schon beim Betreten der Bühne – zuerst die Musiker und nach den ersten erklungenen Tönen dann auch Anders Wendin – wurde deutlich, dass jeder in der Band eine klare Rolle zugeordnet bekam und diese auch im Laufe des Abends perfekt ausgespielt hat.

{image}Zum einen Pianist Patrick Kolar, der bis auf die letzten Songs keine Miene verzog und grimmig ins Publikum blickte, oder Henrik Nilsson, der den schüchternen Jungen mimte und bei It Might Aswell Be Now den Frauenpart übernahm. Mit My Lil' Girl Straight From Heaven und Just Another Summer startete das Konzert und versetzte die Menge sofort ins Tanzen. Ganz ausverkauft war der Karlstorbahnhof allerdings nicht, was bei diesen Wettertemperaturen auch nicht ungewöhnlich ist. Doch gerade das schaffte eine entspannte Athmosphäre, in der jeder Einzelne, ohne störendes Gedrängel, der Musik zuhören konnte. Und dann fing die Moneybrother-Selbstinszenierungs-Show richtig an. Wer bei seinem eigenen, ruhigen Song vor einem schnulzigen "Baby" lachen muss, da man es nicht ernst rüber bringen kann – so geschehen bei Don't Call The Police – und dann so schnell wie möglich lachend den Song zu Ende bringt, der kann sich der Symphatie des Publikums schonmal sicher sein.

Live haben Moneybrother absolut einen auf ihre Alben draufgesetzt. Einen Anders Wendin in Topform erlebte der Karlstorbahnhof, der lustige hüpfende und zuckende Bewegungen vollführte und es wohl als Tanzen versteht. Neue und alte Songs wurden gleichermaßen performt, was aber letztendlich keine große Rolle spielte, da die diversen Alben kaum vom Stil abweichen. Erstaunlicherweise war das Publikum während der Liederübergänge sehr still, wahrscheinlich um kein Wort zu verpassen, das Moneybrother von sich gab. Und wer dachte, dass keines von Moneybrothers Duetten gespielt werden könne, der wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt. Bei It Might Aswell Be Now verfiel Gitarrist Henrik kurzerhand in eine solch hohe Tonlage, dass er fast schon Anders Wendin selbst Konkurrenz machen konnte. Mit einem scheuen Mädchenblick versehen wurde dann zwischen Anders und Henrik eine Szene vollführt, in der lasziv um die Gunst des "Mädchens" geworben wurde, bis schließlich Herr Wendin beide Parts übernahm und grandios abwechselnd die Tonlagen wechselte und das Mädchen üerzeugen konnte, mit ihm nach Hause zu gehen. Und nicht nur diesen Song hatte er zur Live-Umsetzung variiert: auch bei manch einem älteren Song führte er eine andere Interpretation vor, was die Texte teilweise gleich neu verstehen ließ.

{image}Jeder der fünf Musiker beherrscht sein Instrument auf perfekte Art. Schlagzeuger Lars Skoglund wurde regelrecht zum Tier, verschwitzt und mit wildem Blick hatte er sich mit Anders gegenseitig hochgespielt und ein fantastisches Solo hingelegt. Saxophonist Gustav Bendt war ebenso wie Gitarrist Patrick Andersson ziemlich ruhig, auch wenn er durchweg verschmitzt grinste. Aber spätestens bei einigen schiefen Tönen von Gustav und dem darauffolgenden Lachen von Moneybrother persönlich war die Stimmung vollends obenauf. Das Publikum war begeistert und konnte Moneybrother insgesamt drei Mal zurück auf die Bühne applaudieren. Beim dritten Wiederauftritt kam sogar nur Anders Wendin mit einer E-Gitarre auf die Bühne und spielte den Klassiker Fisherman's Blues von den Waterboys. Ein gelungener Abend in dem "Käfig", wie Anders Wendin den Karlstorbahnhof bezeichnete. Er bedankte sich mit den Worten "Dankeschön, ich bin glücklich" (auf Deutsch wohlgemerkt) und verließ endgültig das Scheinwerferlicht.

 

Setliste: Lil' Girl Straight From Heaven – Just Another Summer – Don't Call The Police – It Will Not Happen Here – Will There Be Music? – Blow Him Back Into My Arms – It Might Aswell Be Now – Guess Who's Gonna Get Some Tonight – Any Other Heart – The Pressure – There Building Walls Around Us – Reconsider Me

Zugaben: I know It Ain't Right – It's Been Hurting All The Way With You Joanna – Stormy Weather – Fisherman's Blues

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