Christina Stürmer (live in Karlsruhe, 2008)
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Christina Stürmer (live in Karlsruhe, 2008) Foto: Marcel Benoit © regioactive.de

"laut-Los" ist der Titel von Christina Stürmers mittlerweile fünftem Studio-Album, das im April 2008 erschienen ist. Mit ihrer gleichnamigen Unplugged-Tour lockt sie derzeit ein Publikum an, das die sprichwörtliche Spanne zwischen 6 und 66 Jahren recht gleichmäßig abdeckt. Gegen die Harmonie, die der (Groß-)Eltern-Kind-Besuch eines Stürmer-Konzerts in die Familie trägt, verblasst selbst der schönste Spieleabend im trauten Heim.

{image}Die Casting-Wurzeln von Österreichs erfolgreichstem Popexport seit Falco mögen eine kritisch-negative Betrachtung begünstigen. Mehr Mainstream geht kaum. Ein Auftritt, der seine eigene Harmlosigkeit noch plakativer betont, ist ebenfalls nur schwer vorstellbar. Ein paar laue Frotzeleien über die Bandmitglieder, welche die Dreißig bereits hinter sich gelassen haben, war das Mutigste, das an diesem Abend auf der Bühne – dekoriert als spießiges Wohnzimmer – passierte. Selbst beim Thema Fußball wünschen sich alle in erster Linie ein schönes Spiel, bei dem am Ende bitte keiner verliert. Individualität oder eigene Standpunkte könnten ja irgendjemandem nicht behagen – besser man vermeidet sie also gleich ganz. Wer das Phänomen Christina Stürmer jedoch auf seinen Ursprung und die damit verbundene Stromlinigkeit durch das österreichische DSDS-Pendant "Starmania" reduziert, der macht sich die Sache dann doch etwas zu leicht.

{image}Gemütlich in den gepolsterten Sessel des Karlsruher Konzerthauses zurückgelehnt, ist es nicht schwer, sich Gedanken über die negativen Aspekte der Show zu machen und wie ein Luchs nach eventuellen Misstönen zu lauschen – nur gab es davon keine. Was die Sängerin gemeinsam mit ihrer multinationalen Band darbot, war von beeindruckender Präzision. Ebenso ist es müßig allzu über die Frage zu sinnieren, wieviele Zugeständnisse uns Kompromisse die Kultur, die Musik erträgt. Fakt ist: es gibt eine Zielgruppe für den kleinsten gemeinsamen Nenner, auf den sich das Fernsehpublikum einigen kann und diesem Publikum kann Christina Stürmer einiges bieten.

Musikalisch war das ganze Programm des Abends nicht nur qualitativ überzeugend, sondern auch recht abwechslungsreich. Dem Unplugged-Format fiel zwar viel Energie aus den Stürmer-Songs zum Opfer, jedoch wurden diese dafür zum Teil als Swing- oder Countrynummern und unter Einsatz zahlreicher verschiedener Instrumente interpretiert. Zuletzt muss auch festgehalten werden, dass Christina Stürmer keineswegs zufällig die erfolgreichste und akzeptierteste Castingkünstlerin im deutschsprachigen Raum ist. Ihre Musik mag zwar Mainstream sein, aber im Gegensatz zu vielen deutschen Casting-Acts wirkt sie sehr viel authentischer. Man muss kein Fan sein von dem was sie tut, aber bei ehrlicher Betrachtung bleibt einem nichts, außer zuzugeben, dass sie es ziemlich gut macht.

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Setlist: Mitten unterm Jahr – Unsere besten Tage – Nie zu spät – Optimist – Scherbenmeer – Orchester in mir – Ich lebe – Geh nicht wenn du kommst – Fieber

(Pause)

Kinder an die Macht – Ohne dich – Nie genug – Sommertage – Träume leben ewig – Mama (Ana Ahabak) – Glücklich – Um bei dir zu sein – Augenblick am Tag

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Zugaben: Sonne hinter dem Nebel – Lebe lauter – Engel fliegen einsam

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