Witch

Witch © treepeerecords

Eigentlich hätte am 20. April in Weinheim ein großartiges Konzert mit Ausflügen in Psychedelic- und Doom-Gefilde stattfinden können. Eingeladen hatten Assemble Head In Sunburst Sound und Witch. Wäre da nur nicht der Sound dazwischen gekommen...

{image}Das Café Central war für einen Sonntag Abend gut gefüllt, das typische Indie-Publikum aber nicht anzutreffen. Wahrscheinlich zieht der Name J. Mascis doch nicht so sehr, dass man sich alles von ihm anhört. Zudem klingen Witch doch so gar nicht nach dem Indie-Rock, den seine Hauptband Dinosaur Jr. vor zwei Jahren auf ihrem letzten Album wieder großartig aufleben ließ, denn hier hat man es eher mit Doom in einer etwas ruhigeren Spielart zu tun. In diesem Jahr erschien ihr zweites Album Paralyzed nach dem selbstbetitelten Vorgänger aus dem Jahre 2006. Veröffentlicht sind beide Alben auf "Tee Pee Records", von denen man sich auch gleich Assemble Head In Sunburst Sound auf Tour mitnahm, die an diesem Abend als Vorband auftraten. Die Band aus Kalifornien ist eher im Psychedelic-Rock anzusiedeln und klang beim häuslichen "Vorhören" vor dem Konzert sehr vielversprechend.

Gegen 21:30 Uhr standen sie dann auf der Bühne, und was man hier zu hören bekam, war fast schon unglaublich. Klang Assemble Head In Sunburst Sound zuvor auf Platte noch psychedelisch und verträumt, gespickt mit einem wunderbaren Gitarrenspiel, bekam man an diesem Abend eine schreckliche Portion Krach serviert. Da der Bass und das Schlagzeug viel zu laut eingestellt waren, hörte man von allen anderen Instrumenten nichts. Besonders schlimm, weil der Sound der Band eigentlich von der Gitarre und so ungewöhnlichen Instrumenten wie einem Theremin lebt, das man sonst eher selten live erleben kann. Aber nicht nur die Instrumente, auch der Gesang litt unter dieser Situation, denn auch er war nicht warnehmbar. Dazu kam eine unerträgliche Lautstärke, die fast schon weh tat. Ob der Soundcheck der Band vor dem Konzert einfach nicht genügt hatte oder welche anderen Probleme bestanden, blieb ungeklärt. Jedenfalls ist unter den gebotenen Umständen eigentlich keine Aussage über die Live-Qualitäten dieser Band möglich.

{image}Nach dem Ende dieses Gigs warteten alle auf den Hauptact Witch, der gezwungenermaßen einfach nur hätte besser sein müssen, schließlich sind die Herren schon etwas länger im Geschäft und demnach erfahrener. Aber, um einmal vorzugreifen, auch Witch enttäuschten. Nach kurzer Umbauzeit ließen sich dessen Bandmitglieder langsam auf der Bühne blicken, unter ihnen selbstverständlich auch J. Mascis, der besonders durch einen etwas lustlosen Gesichtsausdruck auffiel. Im Nachhinein war dies sehr bezeichnend für den ganzen Abend.

Witch machte ungefähr dort weiter, wo Assemble Head In Sunburst Sound aufgehört hatte. Waren diese schon viel zu laut, schoss Witch nun endgültig den Vogel ab und machte einem startendem Flugzeug alle Ehre. Wer von den Zuschauern während des gesamten Konzerts vor der Bühne stehen blieb, konnte sich am nächsten Tag an den Arzt seines Vertrauens wenden, dürften seine Ohren doch ziemlich kaputt gewesen sein. Hinzu kam noch der aufs Neue gewöhnungsbedürftige Sound, der den Gesang und die zweite Gitarre recht überflüssig machte, weil sie einfach kaum hörbar waren. Traurig war das vor allem, weil der Gesang bei Witch ein weitaus zentraleres Element ist als bei Assemble Head In Sunburst Sound, und das Fehlen dadurch noch schlimmer macht. Die Auswahl der Stücke teilte sich gleichmäßig auf die beiden Alben Witch und Paralyzed auf. Es stachen aber eher die Songs vom selbstbetitelten Erstling heraus, wie Seer oder Black Saint.

{image}Lustig die Versuche von Sänger Kyle Thomas, zwischen den Songs mit dem Publium zu reden. Mit geübten Ohren waren seine Ansagen teilweise verständlich, der Rest ging irgendwo zwischen Mikrophon und Box verloren. Nach einer knappen Stunde, einer Zugabe und verhaltenem Applaus durch das Publikum wurde das Konzert mit der Ansage beendet, dass Witch keine weiteren Songs mehr kennen, die sie spielen könnten. So hatte der Abend also ein Ende gefunden, aber was hatte man im Endeffekt von der Musik der Bands mitbekommen? Nicht viel.

Selbstverständlich gehört Lautstärke zu Rock und Lautstärke mit viel Bass besonders zum Doom, man kann es aber auch übertreiben. Spätestens wenn die Gesundheit der Zuhörer bedroht ist, sollte man doch einen Gang zurückschalten. Hinzu kommt natürlich, dass der Klang durch extreme Lautstärke sehr leidet und immer undifferenzierter wird. Am Ende ist es dann egal, ob man Scooter, Modern Talking oder eben Witch hört, es klingt irgendwann alles gleich schlecht.

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