Kristofer Aström

Kristofer Aström © Luger

Der Singer/Songwriter Kristofer Åström stellte im Heidelberger Karlstorbahnhof sein aktuelles Album vor und konnte dabei nicht auf ganzer Linie überzeugen: Manche Lieder funktionieren nur mit der Akustikgitarre eben doch nicht.

{image}Nicht jedem ist der Name Kristofer Åström ein Begriff. Wird aber seine Tätigkeit als Frontmann der schwedischen Band Fireside erwähnt, klingeln bei vielen Musikfans die Glocken. Seit 1998 ist er nebenbei auch auf Solopfaden unterwegs und spielt dort Lieder der etwas ruhigeren Gangart, die im Bereich Singer-Songwriter anzusiedeln sind. Im letzten Jahr erschien, nach großartigen Alben wie Loupita oder So Much For Staying Alive, sein aktuelles Album Rainaway Town, das er unter anderem auch am 16. April im Heidelberg Karlstorbahnhof vorstellte. Der Konzertsaal selbst ist bestuhlt und mitten zwischen diesem Meer aus schwarzen Sitzgelegenheiten befindet sich am Ende eine vergleichsweise winzig kleine Bühne, auf der sich neben einem Mikrofon einige Gitarren sowie ein Verstärker befinden, der mit einer bunten Lichterkette "geschmückt" ist. Um den leicht kitschigen Charme der Szenerie noch zu verstärken, hat man daneben ein Plastikbäumchen aufgestellt. Im Hintergrund hängt das Cover von Rainaway Town stark vergrößert und komplettiert damit die Szenerie.

Dann betritt ein Mann etwas unscheinbar die Bühne und es braucht kurze Zeit, um sich klarzumachen, dass dies Kristofer Åström ist. Lässig aber schell streift er sich die Gitarre über und fängt auch sogleich mit dem Konzert an. Überraschend für einige Zuhörer, die draußen noch die letzte Zigarette genießen wollen und jetzt zu ihren Sitzplätzen eilen. Schon zu Beginn des Konzertes kann Åström das Eis brechen und das Publikum für sich begeistern, denn bei Just a little insane singt sich der Refrain nicht alleine, weshalb der Saal aushelfen kann und mitsingt. Wahrscheinlich handelt es sich hier um ein uraltes Gesetz der Popmusik, das immer wieder funktioniert. Danach bemerkt Åström die Ähnlichkeit zwischen dem Hintergrundbild und der Silhouette von Heidelberg ("Ich dachte, dass dieser Anblick etwas besonderes ist, aber für euch ist es ja nichts ungewöhnliches!") und kämpft etwas mit seinem Bier, das immer wieder überschäumt, ihn aber trotzdem nicht am weitersingen hindert.

{image}Viele wunderbare Lieder über die Liebe in allen Facetten klingen an, aber hin und wieder macht sich das Fehlen weiterer Instrumente doch bemerkbar. Mit einem Bass oder Schlagzeug würden einige akustische Songs mehr hergeben, vor allem weil Åström teilweise doch recht einfallslos textet und man sich daher auch nicht durch starke Lyrik trösten kann. Bei den Fans, die die Lieder im Originalklang mit Begleitband im Hinterkopf haben, funktionieren die Songs natürlich trotzdem. Zuhörer mit weniger Erfahrung in seinem Klankosmos sind dagegen wohl teilweise wirklich einfach gelangweilt. Deutlich stärker sind hingegen die elektrisch verstärkten Songs, da Åström hier etwas mit den Effekten experimentieren und so variantenreicher spielen kann. Außerdem steckt so auch einfach mehr Kraft in der Musik.

Trotzdem haben wir es bei Kristofer Åström beileibe nicht mit einem schlechten Musiker zu tun, denn wenn er richtig aufdreht, kann er Lieder schreiben, die einfach nur wunderschön sind. Bestes Beispiel am Abend: The Wild, das er zwar ohne weibliche Unterstützung spielt, aber trotzdem grandios traurig performt. Beschwert hätte sich aber auch niemand darüber, wäre Britta Persson für einen kleinen Auftritt an seiner Seite zu sehen. Als dann das Ende des Konzerts nah ist, verlässt Åström schnell die Bühne, nur um gefühlte Sekunden darauf diese wieder zu betreten (wahrscheinlich hat er sich im Nebenraum schnell um die eigene Achse gedreht und auf den Rückweg gemacht) und noch eine Zugabe zu geben. Hier lässt er es sich unter anderem auch nicht nehmen, eine Hommage an den in Heidelberg geborenen Singer und Songwriter Jackson Browne zu geben. Daraufhin kann ihn aber auch der frenetische Jubel nicht mehr dazu bewegen, eine weitere Zugabe zu spielen. Dafür ist er wenig später im Eingangsbereich des Karlstorbahnhofes zu sichten, wo er fleißig mit den Gästen Schwätzchen hält und Autogramme gibt.

Am Ende steht ein kurzweiliges Konzert mit gewissen Längen, die aber zu verschmerzen sind. Kristofer Åström ist auch zu sympathisch, als dass man ihm das richtig ankreiden könnte. Nicht umsonst sind die Werbeposter für das Konzert, die vor der Eingangstür des Karlstorbahnhofes hängen, von den Fans schneller eingepackt, als man denken kann.

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