Kaizers Orchestra (Alte Feuerwache Mannheim, 2008)
Foto: Jonathan Kloß

Kaizers Orchestra (Alte Feuerwache Mannheim, 2008) Foto: Jonathan Kloß © regioactive.de

"Ausnahmeband" ist ein inflationär gebrauchter Begriff, der heutzutage fast jeder (Indie)Band zugesprochen wird. Dennoch muss der Begriff an dieser Stelle nocheinmal fallen. Kaizers Orchetra ist eine Ausnahmeband... Nein, besser: Kaizers Orchestra ist Kunst!

{image}Und das ist nicht nur die bescheide Meinung der Autorin. Im vergangenen Jahr eröffneten die Norweger immerhin die "Documenta 12", denn mit ihren Einlagen auf Ölfass und Stahlfelge, der eigenwilligen Performance des Keyboarders und einer grandiosen Lichtshow zählen sie heute schon zu der Riege der Aktionskünstler. Und das ganz ohne Magarine! (Hätte Beuys das nur früher gewusst. So einfach kann das sein.) All diese Besonderheiten gepaart mit feinstem Rock, osteuropäischer Folklore und jeder Menge echter Rock'n'Roll-Attitude mit dem dazugehörigen Sinn für Parties, machen das Erfolgskonzept perfekt, das sie auf ihrem aktuellen Album Maskineri doch noch einmal etwas überdacht haben. Die Herren Kaizer sind älter geworden. Das hört man ganz deutlich heraus. Die neuen Songs sind ruhiger, nicht mehr ganz so tanzbar, wie die bekannten Songs, und teilweise haben sie doch einen melancholischen Beigeschmack. Dass sie das rocken dabei aber nicht verloren haben, zeigen die Sechs auf ihrer derzeitigen Europatour, bei der sie auch in Mannheim Station machten.

{image}Doch den Anfang machte Geoff Berner, der bereits auf der vergangenen Maestro-Tour mit seinen kanadisch-jüdischen Trinkliedern für allgemeine Erheiterung beim Publikum sorgte. Besonders effektiv war hierfür sein Eröffnungssong für die große Olympiafeier in Vancouver, die im Jahr 2010 stattfinden wird. Der schlichte Titel: Official Theme Song For The 2010 Vancouver Whistler Olympic Games (The Dead Children Were Worth It!). Aber auch seine bekannten Hits wie Maginal Line, Whiskey Rabbi oder auch Titel von seinem aktuellen Album wie zum Beispiel Weep, Bride, Weep verfehlten ihr Ziel nicht. Erst überlegen ob das gute, alte Schulenglisch doch gut genug ist, um den betrunkenen Kanadier auf der Bühne richtig verstanden zu haben, dann etwas shockiert kucken und schließlich doch drüber lachen.

{image}Doch dann Kaizers Orchestra. Hier zählen keine Textmissverständnisse. Hier zählt Party. Nach dem scheinbar niemlas enden wollenden Intro betreten sie endlich nacheinander die Bühne. Ganz im Zentrum des Geschehens natürlich Mr. Helge "Omen" Kaizers. Wie üblich hat er sich in seine beste Gasmaske geschmissen und beim darunter vesteckten angeklebten Bart keine Kosten und Mühen gescheut. Im Gleichschritt findet er seinen Weg zu seinem Harmonium. Viel hat sich also zur letzten Tour nicht getan. Man findet lediglich ein neues Instrument auf der Bühne: das Xylophon. Sonst heißt es immer noch rocken bis der Arzt kommt. Die Mannheimer Feuerwache tanzt und springt und, sofern es die Norwegisch-Kenntnisse des Publikums erlauben, singt sie auch. Und es stimmt einfach alles. Danke Kaizers!

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Setlist: Maskineri - Sigöynerblod - 9mm - Ompa Til Du Dör - Bön fra Helvete - Blitzregn Baby - Volvo i Mexico - Mann Mot Mann - Kontroll Pa Kontinentet - Enden Av November - Delikatessen - Apokalyps Meg - Maestro

Zugaben: KGB - Hevnervals - Bak et Halleluja - Resistansen

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