"Time Warp" 2008 – das internationale Festival für Jetztmusik und Medienkunst
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"Time Warp" 2008 – das internationale Festival für Jetztmusik und Medienkunst Foto: Jonathan Kloß © regioactive.de

Die jährlich stattfindende Time Warp hat sich seit ihren Anfängen vom reinen Großrave zum Festival mit umfangreichem Rahmenprogramm in der Woche vor der eigentlichen Hauptveranstaltung entwickelt. So durfte man sich bereits im Vorfeld von verschiedenen Workshops und Filmvorführungen auf eine lange Nacht auf dem Maimarktgelände einstimmen lassen.

{image}Mittlerweile auf fünf Floors angewachsen, bietet die Time Warp schon traditionell die besten Acts aus dem weiten Feld von House und Techno und zieht dementsprechend Besucher aus ganz Europa an – nicht oft hört man beim Feiern ein Stimmgewirr aus derart viel unterschiedlichen Sprachen. Den Anfang machten die Mannheimer Lokalmatadoren Stefano Libelle, Nekes, Johnny D. und Nick Curly, die allerdings alle etwas deplaziert auf dem Schranz-Floor aufzulegen hatten, der im weiteren Verlauf u.a. von Chris Liebing, Carl Cox und Rush bespielt wurde. Obwohl ja gerade letztgenannter zu den Lieblingen der Freunde monotoner Brachialloops gehört, wollte nicht so wirklich Stimmung aufkommen. Eher schien man in den lichten Reihen leicht autistisch vor sich hinzutanzen und nur gelegentlich die Arme in die Luft zu reißen, wenn die Bässe raus- und wieder reingedreht wurden.

Ganz anders sah es da in der anderen Hälfte der Maimarkthalle aus, die der Länge nach geteilt Floor 1 und 2 beherbergte. Dort legte Sven Väth ein Mittelstrecken-Set von viereinhalb Stunden hin. Anfangs pumpend, später auch balearisch fluffig und leicht bewies er wieder einmal seinen Stand als Feierinstitution, von der das Publikum bekommt, was es erwartet.

{image}Von der etwas ungemütlichen Großraveatmosphäre konnte man hingegen auf den kleineren Floor 3 flüchten, der gegen Ende von Karottes Set fast zum Bersten gefüllt war und im Anschluss daran von Magdas knochentrockenem Minimalprogramm erfüllt werden sollte, das die wogende Masse zwischendurch zu spontanen Jubelrufen veranlasste. Im daran angrenzenden Floor 4 stach insbesondere die Performance von Boys Noize, ehemals Kid Alex, und den Hamburgern Digitalism hervor. Auch hier war die Stimmung hervorragend und die beiden genannten Acts zeigten mit einer Dominanz fies verzerrter Synthesizer, wie sehr Techno rocken kann. Digitalism feuerten nicht nur knarzende und knallende Tracks ab, sondern ließen sich auch zu ungeahnten Stilmixen hinreißen, indem sie beispielsweise Song 2 von Blur oder You gotta fight for your right von den Beastie Boys spielten. Hier zeigte sich, dass Genregrenzen in letzter Zeit doch ziemlich unscharf werden bzw. niemanden mehr wirklich interessieren. Erlaubt ist vielmehr was gefällt und gerade passt.

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Draußen herrschte zu diesem Zeitpunkt schon strahlender Sonnenschein, jedoch legten bis zum Mittag noch Richie Hawtin und Ricardo Villalobos auf, und außerdem war auch Laurent Garnier mit seinem achtstündigen Set noch nicht zum Ende gekommen, so dass die rundum gelungene und reibungslos abgelaufene Time Warp bis weit in den Sonntag goutiert werden konnte.