The Wombats

The Wombats © 14th Floor Records

Wie die meisten Hypes der letzten Jahre kommt auch die Band The Wombats aus England. Besonders durch ihren Hit "Let’s dance to Joy Division" machte sich die dreiköpfige Gruppe mit ihren ohrwurmlastigen Songs einen Namen in den Gehörgängen der Musikfans. An diesem Abend besuchten sie den schon frühzeitig ausverkauften Kreuzberger Club Lido in Berlin. Und sie wollten auch hier einmal mehr ihren tanzbaren Sound unter Beweis stellen.

{image}The Wombats kommen ursprünglich aus Liverpool. Der Stadt, in der sich in den letzten Jahren durch Bands wie The Coral, The Zutons und Dead 60’s eine neue Generation beständiger Musikszene entwickelt hat. Und natürlich wird bei diesem Städtenamen auch unwiderruflich eine der berühmtesten und erfolgreichsten Bands der letzten Jahrzehnte in einem Atemzug genannt. Das sind natürlich die Beatles, deren Mythos fast wie ein Schatten überlebensgroß über der Liverpooler Musikszene hängt. Dadurch lässt sich Sänger und Gitarrist Mathew Murphy jedoch nicht einschüchtern. Vielmehr zeigt er das bandinterne Selbstbewusstsein, wenn er glaubt, dass seine Band größer werden kann als die besagten Beatles. Und in der Tat müssen sich der Sänger sowie der Schlagzeuger Dan Haggis und Bassist Tord Overland Knudsen keinesfalls verstecken, denn immerhin dürfen sie auf eine musikalische Ausbildung auf der Liverpooler  "Institute Of Performing Arts" verweisen, welches das ehemalige Beatles-Mitglied Paul McCartney höchstpersönlich gegründet hat und in der sich alle drei Mitglieder auch kennenlernten.

Nachdem sich die drei entschlossenen Bandgründer für ihren Namen durch einen Dschungel von Phantasienamen kämpfen und sich schließlich für The Wombats entscheiden, geht es nach kurzer Zeit auch schon auf Tournee mit sichtlichem Erfolg. Während sie es als erste Band ohne Plattenvertrag schaffen, die Carling Academy auf einen Schlag auszuverkaufen, gelingt es ihnen kurze Zeit später sogar in Peking vor 80.000 begeisterten Chinesen zu spielen. Es entsteht ein Hype, der auch in Europa greift. Ohne Plattenvertrag verbreitet sich der Geheimtipp durch Mund-zu-Mund-Propaganda, bevor Ende 2007 dann endlich ihr Debütalbum namens A guide to love, loss and desperation erscheint. Der Sound reiht sich dabei in die Retro-Gitarren-Schrammel-Musik ein, die junge, englische Bands in den letzten Jahren bevorzugen. Dabei prägen sich die Songs wie Ohrwürmer in die Gehirnwindungen ein und treffen in dem jugendhaften, rebellischen Sound auf unterhaltsame Texte mit einer Prise Melancholie und einem aufhorchenden, britischen Akzent des Sängers. Dabei ragt vor allem ein Song zu Ehren Ian Curtis heraus, der als Let’s dance to Joy Division wohl von vielen DJs bis heute bevorzugt für die Tanzfläche benutzt wird. Und auch an diesem Abend im Berliner Lido heißt es dabei wieder: Let’s dance – jedoch zu allen gespielten Songs an diesem Abend und nicht nur zu einem einzelnen Hit.

{image}Von gelben Wombats-Schildern und einigen Lichtkugeln umrahmt, werden die Wombats schon zu Beginn begeistert vom jungen Publikum empfangen. Die Band stimmt noch ihre Instrumente, da schreit das Publikum schon vom Anblick des etwas pummeligen kleinen "Bären" und Leadsängers Mathew Murphy. Als dann die ersten Takte ertönen, kann das junge Publikum nicht mehr stillstehen. Eine hopsende Masse bildet sich. Es wird getanzt, geschoben, gepogt, gedrückt. Arme strecken sich heraus und klatschen den Takt mit. Und es wird crowdgesurft. Einige steigen auf die Bühne und springen, in der Hoffnung von der tanzenden Masse wieder aufgefangen zu werden, von dort wieder zurück in die hopsende Menge. Nicht immer mit Erfolg, wie manch einer zu spüren bekommt.

Die Band spielt ihr Set sehr energetisch herunter. Schnell, intensiv, vorwärtstreibend. So, als müssten die Fans immer wieder Injektionen mit Power verabreicht bekommen. Dann gibt es aber auch immer wieder Pausen, in denen der Sänger mit seiner Band in seinem typischen, britischen Akzent Zwiegespräche führt und dann auch mal eine Frage ans Publikum richtet: "Have anybody sex tonight?" – "Yeah!!", ruft ihm das Publikum begeistert zu, das bei dieser Euphorie aber wohl auch alles bejahen würden. The Wombats erscheinen dabei teilweise wie die Angebeteten einer großen Masse. Wie die Hühner vor der Fütterung wirken manche Situationen, wenn die Band Wasserflaschen in die Menge wirft und  jeder Fan in den vorderen Reihen sich mit  schweißtriefendem Gesicht darauf stürzt. Angesichts dieser Szenen beobachtet der Bassist während dem gesamten Konzert schmunzelnd die weiteren Ereignisse, wohl immer noch fast ein wenig ungläubig über den stetigen Erfolg. Man sieht ihnen dabei ihre Glückseligkeit an. Dabei wirkt die Band jedoch auch immer sehr cool, spielt die Playlist mit allen Ohrwürmern abgeklärt herunter.

{image}Ob das walzerlastige Party in a Forest (Where’s Laura) mit seinem fast verzweifelten und von allen Fans lauthals mitgesungenen Ausruf "Laura!" oder der vorwärtstreibende, wie eine Hetzjagd wirkende Song Moving to New York: die Energie der Musik und der Band überträgt sich nahtlos auf das Publikum. Zum Schluss, vor der Zugabe, erwartet den Zuschauer mit dem Hit Let’s dance to Joy Division dann der absolute Höhepunkt des Abends, der von der Band als fröhliche Hommage an ihre Heimatstadt Liverpool und natürlich an den verstorbenen, musikalischen Helden Ian Curtis und seiner Band Joy Division verstanden werden will. Das Publikum weiß um diesen Umstand und sammelt alle Kräfte, die der tanzwütige Körper noch hergibt, bevor die Band nach einer weiteren zusätzlich hoch gefeierten Zugabe die Bühne nach knapp einer Stunde verlässt. Kurz und knackig könnte man das Konzert beschreiben. Und eine viel längere Spielzeit kann man von einer Ein-Album-Band auch nicht erwarten. Das tut das Publikum auch nicht, sondern es ist glücklich zu dieser Musik mal wieder etwas Tanzsport getrieben zu haben. Das Ergebnis sieht man in ihren freudigen verschwitzten Gesichtern. Und wieder einmal bewiesen die Wombats dabei: Der Hype um ihre Band ist noch nicht zu Ende.

Alles zum Thema:

the wombats