Northern State

Northern State

Am 29. Februar war es so weit. Das Tegan and Sara-Album "The Con" stand auch endlich hierzulande in den Läden. Das wurde aber auch Zeit. Schließlich gab’s die Scheibe jenseits des Atlantiks schon seit Ende Juli(!) 2007. Doch damit nicht genug. Genau richtig zum verschlepptem Release-Termin gab’s die schönste Band Kanadas (Win Butler möge es mir verzeihen) eine Woche später auch live.

{image}Nach dem Auftakt in München folgte am Weltfrauentag der Auftritt im Heidelberger Karlstorbahnhof, eröffnet von Northern State. Vom Spassprojekt zum Geheimtipp können sich die drei New Yorkerinnen von Northern State mittlerweile Adam Horowitz als zeitweiligen Produzenten, zwei Songs bei Grey’s Anatomy (Heavy Rotation bei diversen US-Serien darf ja mittlerweile in keinem Marketing-Plan mehr fehlen) und zu all dem auch noch Remixe von Le Tigres JD auf die Habenseite schreiben. Und eine Cover-Version von Radioheads No Surprises haben sie auch verbrochen. Achja, apropos Adam Horowitz. Beat-Parallelen zu den Beastie Boys sind übrigens unübersehbar. Und jetzt? Hat diese streitbare Packung Oldschool-Hip-Hop im Vorprogramm von Tegan and Sara irgendeine Relevanz? Auf jeden Fall. Der Laden ist voll, die Stimmung nicht ungeduldig, eher gespannt. Der Rest ist einfach. Ein kleines Tischfeuerwerk brennt ab und macht den Appetit auf den Hauptgang erst so richtig schön. Die Nachricht? Northern State kriegen dich. Irgendwann. Bestimmt.

{image}Dann ist es endlich angerichtet. Und übrigens ausverkauft. Woran das liegen könnte? Tegan and Sara, dass ist ja nicht nur eine Band irgendwo in Kanada. Unter all den Musiker-Blogs (wer hat denn eigentlich noch keinen?) und vermeintlich publikumsnahen Künstlern sind Sara Kiersten Quin und Tegan Rain Quin eine Klasse für sich. Und das nicht nur hinter ihren Laptops, sondern auch und vor allem auf der Bühne. Klar sind hier alle wegen der Musik da. Aber, Hand aufs Herz, ohne die unzähligen Anekdoten und Tourbelanglosigkeiten die auf Konzerten der zwei Schwestern mit sichtlicher Muße in den Zuschauerraum geplappert werden, wär’s doch nur halb so schön. Fast. Wie auch immer. Schon bei Songs wie Dark Come Soon wird klar, andächtiges Lauschen ist heute Abend die favorisierte Rezeptionsweise. Nur damit wir uns verstehen. Das hier ist kein lauwarmes Travis-Konzert. Das ist ein Abend, an dem im Idealfall Menschen Glück erfahren. Und an dem sich Selbiges nicht am Ausgang in der Abendluft verliert. Wegen Bands wie Tegan and Sara hängen sich Leute noch Poster, Flyer, Konzertkarten und abgestaubte Setlists an die Wand. Und ja, Tegan and Sara sind da wo die Illusion, dass schön gleich gut sei noch funktioniert. Ohne zu niedlich zu sein (Kate Nash, hörst du mich??). Und dieses ‚schön’ wird mit jedem Song, jedem Applaus und jedem erwartungsvollen Abebben desselben größer

{image} Und neben all den Hormonen und Pheromonen die da zwischen Publikum und Band hin und her fliegen gibt es ja noch die besagten Touranekdoten. Heute auf dem Plan: Die Profession der Mutter, Eskapaden der Tour-Musiker mit vegetarischem Essen und auf dem Heidelberg Schloss, sowie Verfolgungsfahrten mit dem Vater. Und wenn Tegan Quin still ins Scheinwerferlicht grient, während ihre Schwester 5-Minuten-Monologe über irgendeine uralte Familienklamotte hält, dann ist das, ganz ohne Musik, ein essentielles Stück Tegan and Sara. Achja. Die Musik war übrigens großartig! Soil, Soil oder Nineteen oder Call It Off. Allesamt Zeugnisse zweier hervorragender Songwriterinnen. Aber das war doch jedem klar. Oder? Falls nicht, die nächste Tour ist schon gebucht. Ende Juni: Dresden, Frankfurt, Bochum. Pflichttermine.

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