Pete Philly & Perquisite und Leeroy live in Heidelberg, 2008
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Pete Philly & Perquisite und Leeroy live in Heidelberg, 2008 Foto: Simone Cihlar © regioactive.de

Die Suche nach "Gangster Gepose" und "Bling-Bling" war vergeblich, denn hochwertiger Sprechgesang stand in Deutschlands "HipHop-Geburtsstadt" auf der Nachtordnung.

{image}Leeroy, das Ex-Gründungsmitglied der Saian Supa Crew und die niederländische Combo Pete Philly & Perquisite sind gemeinsam auf Deutschland-Tour und brachten dabei den Heidelberger Karlstorbahnhof zum beben. Punkt 21.40 Uhr stürmte die niederländische HipHop Crew Pete Philly & Perquisite die Bühne und brachte, durch eine unglaubliche gelungene Mischung aus Jazz-, Funk und Soulelementen, die jubelnden Fans mit intelligenten Raps zum kochen. Es wurde getanzt, gepogt, gefeiert und durch die gute Laune des Publikums fiel es zunächst nicht weiter auf, dass nur ca. 200 Menschen das Konzert besuchten.

Pete Philly bewies eine Menge Taktgefühl und servierte mit viel Charme und einer starken Stimme eine bunte Auswahl der Alben Mistery Repeats und Mindstate. Unterstützt wurde er dabei von seiner Live-Band, die mittels klassischer Instrumente wie Kontrabass und Cello und den üblichen verdächtigen Bass, Keyboard und den freshen Beats von Perquisite, ein Feuerwerk an Melodien und Tönen in den Raum katapultierte. Auch Freestyle-technisch hatte der Frontmann Pieter Philip Monzon viel zu bieten und nach den drei unglaublich kreativen Themenvorschlägen der Damenwelt, rappte er nonstop und ohne Patzer über: "bitches", "ass" und "art". Aber vor allem durch seinen ständigen Kontakt zum Publikum heimste Pete eine Menge "Props" ein, u.a. für seine Deutschkenntnisse "ihr seid geile scheiße!". Nach circa eineinhalb Stunden inklusive einer Zugabe verabschiedete sich die Crew mit einem breiten Grinsen von ihren Fans.

{image}Doch die Nacht war noch lange nicht zu Ende. Nach gefühlten 15 Minuten und einigen Besuchern weniger, stellte der Franzose Leeroy, gemeinsam mit seiner fünfköpfigen Band, dem ein wenig müde geratenem Publikum sein Solo-Album Open-Bars vor. Leeroy, der sich unter anderem auch schon als Produzent und Beatboxer (welche Darbietung man heute vermisst hatte) in der HipHop-Szene einen Namen machte, gab musikalisch sein Bestes, um das Publikum mit viel Flow und fetten Rhymes wach zu rappen. Doch dies gestaltete sich anfangs schwierig, da durch die vorhandene Sprachbarriere kaum einer verstand was er dem Publikum mitzuteilen hatte (mit Ausnahme der extra angereisten Franzosen). Die Stimmung erschien ein wenig abgekühlt, doch dieser Zustand sollte nicht lange anhalten. Durch eine Menge Power, abwechslungsreichen Beats – vermischt mit Funk-, Blues-, Reggae- und Punk-Elementen – rütteltete Leeroy seine müden Fans wach und brachte auch den Letzten zum Kopfnicken. Leeroy , der sich ein wenig um den Gemütszustand seiner Fans sorgte ("ca va?"), bewies ein hohes Maß an Live-Qualität und performte wie einer der ganz Großen seine derzeitigen Hits Hey Ho und Antisocial 2007. Mit im Gepäck hatte der Franzose auch den Pariser DJ Karve, der schon bei der Saian Supa Crew mirwirkte und sich bei seiner zehnminutigen Solodarbietung in die Herzen und Ohren der Zuschauer scratchte. Das Publikum war wieder voll dabei und Leeroy, der mit viel Mühe und einer gelungen Rap-Performance Hammer, Amboß und Steigbügel stimuliert hatte, verabschiedete sich mit einem zufriedenem Schmunzeln und Daumen hoch von seinen Fans.

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Zweifelsohne kann man sagen, dass die Stimmung bei Pete Philly & Perquisite besser gewesen war und dass die Niederländer sich vielleicht doch überlegen sollten, den Karlstorbahnhof beim nächsten Mal auf ihrer eigenen Tour zu beschallen. Dennoch ist auch Leeroy die Konzertkarte wert und musikalisch einer der kreativsten und hochkarätigsten Exportschlager, die Frankreich im HipHop zu bieten hat. Da stellt sich nur die Frage wie es mit unseren Französischkenntnissen steht?

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