Paul McGuinness, seit über 30 Jahren als Manager am Erfolg der irischen Rockband U2 beteiligt, hat Künstler dazu aufgerufen, ihn stärker beim Kampf gegen Online-Piraterie zu unterstützen.

{image}In einer leidenschaftlich gehaltenen Grundsatzrede im Rahmen der internationalen Musikmesse Midem in Cannes appellierte McGuinness an alle Kollegen aus der Branche: Es sei an der Zeit, dass sich Künstler gegen die schäbige, nachlässige und vollkommen unehrliche Art und Weise zur Wehr setzen, mit der sie im digitalen Zeitalter behandelt werden. Für die missliche Lage der Musikindustrie machte der Manager aber auch die Plattenlabels verantwortlich. Diese hätten durch einen Mangel an Voraussicht und Planung einer ganzen Reihe von Industrien die Möglichkeit eröffnet, Musik zu stehlen. Weitere Vorwürfe richtete er an die Technologieunternehmen in Sillicon Valley, die sich der Auswirkungen ihrer Entwicklungen oft nicht bewusst seien und an Regierungen, da diese sich gegen die Verantwortlichkeit von Internetprovidern für Webinhalte ausgesprochen hätten.

"Es liegt eine Menge Geld im Musikgeschäft, aber es kommt nicht mehr bei den Künstlern an", erklärte McGuinness. Verantwortlich hierfür sei seiner Ansicht nach vor allem das Fehlen eines Bewusstseins für die Piraterie-Problematik auf Seiten der Technologiefirmen. Technologie-Gurus wie Apples Steve Jobs und Microsofts Bill Gates hätten von der im Netz wild wuchernden Piraterie profitiert ohne etwas zu unternehmen, um diese zu stoppen. Die anscheinend verbreitete "Hippie-Mentalität" vieler Verantwortlicher in diesem Bereich sei für den Kollaps der Musikindustrie zumindest mitverantwortlich. "Tief eingebettet in der Brillanz dieser unternehmerischen Hippie-Werte scheint eine Geringschätzung für die wahren Werte von Musik zu liegen", meinte der U2-Manager. "Ich schlage vor, dass wir den Fokus des moralischen Drucks vom individuellen Tauschbörsendieb nehmen und ihn stattdessen auf die Multimilliarden-Dollar-Industrie legen, die von diesen Straftaten profitiert", fordert McGuinness.

Aber auch Internetprovider sollen nach Meinung McGuiness vom Staat stärker für Kontrollaufgaben in die Pflicht genommen werden. "Ich rufe Provider dazu auf, zwei Dinge zu tun. Erstens, schützt die Musik und zweitens, bemüht euch aufrichtig um die Aufteilung der enormen Profite", so der Manager. Um dies zu erreichen, solle man sich auch überlegen, ob im nachgewiesenen Missbrauchsfall Musik-Piraten nicht einfach der Internetzugang gesperrt werden soll. Erst gestern, Dienstag, hat der EuGH ein Urteil veröffentlicht, in dem er sich zwar für den Datenschutz für Raubkopierer ausspricht, im Endeffekt aber die gesetzliche Auskunftspflicht von Providern den einzelnen Mitgliedsstaaten überlässt.

Auf der Musikmesse Midem in Cannes treffen sich vom 27. bis 31. Januar Künstler und Vertreter der Industrie, um die derzeit angeschlagene Situation der Musikbranche zu diskutieren. Im Mittelpunkt der Gespräche steht dabei vor allem die Suche nach neuen Geschäftsmodellen, die sowohl für Musiker als auch für Labels akzeptabel sind.

Quelle: pressetext.de

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