Get Well Soon

Get Well Soon

Get Well Soon - oder besser gesagt Konstantin Gropper und seine Band - wird in den letzen Wochen viel Aufmerksamkeit zuteil. Die Presse überschlägt sich vor Begeisterung, fast in jedem Magazin wird ihr Debütalbum "Rest Now, Weary Head" zum Album des Monats gekürt und auch die Livekritiken zur kleinen Weihnachtstour 2007 waren euphorisch. Konstantin Groppers Kunstideal ist: zu wissen, was er tut. Und das tat er auch an diesem Abend im gut gefüllten Postbahnhof in Berlin.

{image}Zwei Fragen vorweg: 1. Kommen Get Well Soon aus Berlin? Diese Frage können sich unaufgeklärte Fans im Postbahnhof Berlin an diesem Abend tatsächlich stellen. Denn die Band um Konstantin Gropper stellt sich in dem gut gefüllten Club mit den von den Ärzten als Begrüßung so berühmt gewordenen Worten "aus Beerlin" vor. Um die Frage zu beantworten: Nein, Get Well Soon kommen nicht aus Berlin, sondern aus Mannheim. In dieser Stadt hat Konstantin Gropper die Popakademie Mannheim besucht und dort kamen ihm die ersten Ideen für das Projekt Get Well Soon. Allerdings ist der auch klassisch versierte Sänger vor kurzem nach Berlin gezogen und heute ist es ihm eher peinlich, von seiner Zeit an der Popakademie zu sprechen. Vielleicht deshalb diese Verdeutlichung der Worte. 2. Und ist Get Well Soon überhaupt eine Band oder eher ein Soloprojekt Konstantin Groppers? Nicht das eine noch das andere. Er produziert und spielt seine Musik und seine Instrumente zwar größtenteils alleine im Studio ein, aber live funktioniert dieses Projekt immer noch als Band mit sechs Mitmusikern aus seinem Freundes-und Verwandtenkreis.

Musikalisch schwelgt die Gruppe zwischen Folk, Rock und Klassik mit einer Prise Melancholie. Als Einflüsse meint man Arcade Fire, Beirut, Calexico, Tom Waits, Nick Cave oder Naked Lunch heraushören zu können, aber auch klassische Elemente wie die Musik von Stockhausen spiegeln das Gesamtkunstwerk der Band wieder. Dabei soll man nicht denken, dass sich der Bandleader nur an anderen Künstlern bedient. Nein, er erschafft einen neuen Klang, den er mit seiner dunklen, betörenden Stimme noch individualisiert. Ein Monat nach einer kleinen Weihnachtstournee und ein Tag vor ihrem von der Fachpresse so hoch umjubelten Debütalbum Rest Now, Weary head! You Will Get Well Soon sind Get Well Soon nun also im Postbahnhof Berlin zu Gast, um eine von drei Albumrelease-Shows zu spielen. Dabei wird an diesem Abend das Betreten der Band auf die Bühne gekonnt dramaturgisch inszeniert. Es hat fast etwas von theatralischen Zügen. In den in Dunkelheit getauchten Saal lauscht man Affengeräuschen, denen sich nach kurzer Zeit eine immer lauter werdende, dominante, bedrohlich und pathetisch wirkende, klassische Symphonie anschließt und Rauchschwaden die Bühne in Dunst tauchen. Ironie des Schicksals, dass im Postbahnhof striktes Rauchverbot herrscht. Dann betritt Konstantin Gropper samt Band, von einer seitlichen Wendeltreppe herunterkommend, die Bühne.

{image}Anfangs wirkt der Sänger ein wenig schüchtern, wenn er sich leise und höflich für den zahlreichen Besuch bedankt, was sich dann aber mit der Zeit verflüchtigt. Man merkt ihnen in ihren lachenden Gesichtern und ihren mehrmaligen Danksagungen das Erstaunen über ihren Erfolg noch ein wenig an. Aber genau dieses etwas Unabgeklärte macht diese Band sympathisch. Und vom Talent Konstantin Groppers als Musiker und Sänger braucht man nicht zu reden, man muss nur seiner Stimme lauschen. Von schreienden Passagen in ruhige, melancholische Stimmungen, von dem höchsten bis zum tiefsten Ton, seine Stimme passt sich problemlos jeder Stimmlage an. Dabei wirken die Stücke sehr emotional. Man kann die Augen zu machen und spürt die Kraft der Musik. Wie es Konstantin Gropper und einige Bandmitglieder dann auch des Öfteren probieren und dabei in der Sphäre ihrer Musik schweben, um dann bei lautstarken Passagen in ekstatischen Bewegungen aus der Traumwelt auszubrechen. Diese Klangvielfalt der Arrangements drückt sich auch in der Verwendung der Instrumente aus. Neben den klassischen Instrumenten einer Popband, wirken zusätzlich dazu auch noch die im Moment inflationär sehr beliebte Geige (siehe Arcade Fire), das Akkordeon, Trompeten, ein Keyboard und ein Glockenspiel am Entstehen der Melodien mit. Dadurch entsteht ein dichtes Klangspektrum, das das Publikum begeistern kann.

{image}Den Anfang macht das einfühlsame, mit Durchhalteparolen gespickte Prelude. Es folgen You Aurora You Seaside, das melancholische, mit Geigen unterstützte People Magazine Front Cover und natürlich das  dunkle und mit tiefer Stimme gesungene If this hat is missing I have gone hunting mit dem hoch gesungen, tanzbaren Refrain "Shoot Baby". Friendly Fire kündigt Konstantin als Urlaubssong an, Viscontin, 1972 widmet er allen Opernliebhabern und ein neuer , ruhiger und melancholischer Song namens Dead Love wird auch vorgestellt. Songs wie Tic Tac Goes My Automatic oder das herzerwärmende Christmas in Adventure Parks runden das Set ab, bevor sie nach Lost in the mountains zum ersten Mal die Bühne verlassen. Mit dem Tom Waits Cover Take it with me beginnt ihre Zugabe, Dear Tempest-Tossed! Dear Weakened! folgt, bevor die Bandmitglieder Konstantin Gropper im zweiten Zugabeteil für seine Soloperfomance des ruhigen Songs Teenage FBI alleine lassen, ihm dem großen Beifall des Publikums überlassen und selbst im Hintergrund sich dem Klatschen anschließen. Dabei ist Konstantin Gropper von dem Beifall ein wenig gerührt: "Ihr raubt mir den Kopf!" Das Publikum lacht herzhaft und die Töne von dem letzten Stück erklingen.

Man kann hoffen, dass man dieses Publikum demnächst in einem vertrauten Plattenladen mit dem Debütalbum in den Händen wiederfindet. Zumindest fordert Konstantin Gropper am Ende höflich die Zahlenden auf: "Es wäre schön, wenn ihr ab morgen unser Album kaufen würdet." Er weiß eben, was er tut.

Alles zu den Themen:

get well soon konstantin gropper