R.A. the Rugged Man gilt als der wildeste Rapper im Game. Am ersten Weinachtsfeiertag war der weiße New Yorker Rapper mit den deutschen Wurzeln zu Gast in Mannheim, um einen seiner berüchtigten Live-Auftritte abzufeuern.

Wer sich bereits am ersten Feiertag des Weihnachtsfestes aus den Fängen der angetrunkenen Verwandten befreien wollte und der Stillen Nacht längst schon überdrüssig war, konnte die rappende Bestie R.A. the Rugged Man live im Rude 7 erleben. Als erste Besonderheit des Abends fielen in der Clubhalle gleich diverse ungewöhnliche Gestalten fortgeschrittenen Alters auf, die sich recht schnell als unvorteilhaft getarnte Zivi-Cops verdächtig machten. Des Weiteren überraschte der relativ große Andrang an Untergrund-Rap interessierten Besuchern zur Weihnachtszeit.

Rugged Man, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Ryan Andrew Thorburn heißt, stammt aus Long Island, New York. Mittlerweile ist er über 30 Jahre alt und blickt auf eine einzigartige Karriere im Underground-Rap zurück, die im zarten Alter von zwölf Jahren begann. Mit 18 bekam er seinen ersten Plattendeal bei Jive Records und kann trotz immer wieder kehrenden Schwierigkeiten mit der Musikindustrie auf eine beachtliche Liste an Veröffentlichungen – auch zusammen mit namhaften Künstlern wie Notorious B.I.G. oder Alchemist – zurückblicken. R.A. erschien auf allen drei Soundbombing-Alben von Rawkus und mehreren Maxi-Singles. Erst im Jahr 2004 veröffentlichte er schließlich sein lang erwartetes Debütalbum Die Rugged Man, Die, das auf dem Indie-Label Nature Sounds erschien.

Der auf dem Flyer angekündigte vorab Act Chief Kamachi von The Army of the Pharaos fiel wegen Einreiseschwierigkeiten flach, damit wurde die dreistündige Wartezeit auf den Headliner mit Plattenlegern aus dem Veranstalterhaus styleinspector und dem Duo The Supreme Mic Controller & Captain Projekt überbrückt. In dieser bitteren Zeit hätte man sich wohl selten mehr einen Chief Kamachi gewünscht. Klaumauk-Freestyles in Mundart vom angeblichen Mic Controller - vorgetragen im Superhelden Faschingkostüm - trafen auf Oldschool-Breaks von Captain Projekt. Eine Mischung die gar nicht aufging und für breites Missvergnügen in der Menge sorgte.   

Kurz vor Mitternacht wurde die Crowd dann mit dem Erscheinen des Rugged Man doch noch erlöst. Die Zivi-Cops gaben sich nun als Verwandte der Familie Thorburn zu erkennen und feierten stolz ihren Ryan. Sichtlich erfreut, präsentierte sich R.A. in Bestform und bot alles seines eigentümlichen Rapstils dar. Das Statement "I'm the world's illest rhyme writer" seines zweiten Titels Casanova (Fly Guy), untermauerte er mit Ketten von Schlag- und Binnenreimen, gepaart mit eindrucksvoller Schweinebackenakrobatik. Eine rappende Naturgewalt, die das Publikum mehr als nur zum Mitmachen animierte. Liederwünsche nahm Rugged sofort wahr und verdeutlichte damit seine Improvisationsfreudigkeit der traditionellen Schule der Masters of Ceremony. Eingeführt von "I am the legendary" Vocal-Cuts von Sadat X folgte der Klassiker Lessons – für die tobende Menge ist Rugged Man unlängst eine Legende. Zwischen den Songs blieb immer Platz für Acapellas, bei denen entweder kommerzielle Rapper wie Nelly und Kanye West gedisst oder Textpassagen von seinen eigenen Featureparts zitiert wurden. Somit schickte er unter anderem durch seine Zeilen auf Hell Razahs Stück Renaissance, Props an sein Idol Kool G Rap und die anderen Oldschool Veteranen raus.

Explosive Manöver auf der Bühne krönte R.A. durch Stagedives und wildes hin und her rennen. Auf Stanley Kubrick folgte der schon kultige Track Cunt Renaissance zusammen mit dem verstorbenen Notorious B.I.G. Anders als in Karlsruhe schien Rugged Man diesmal mit der Crowd zufrieden zu sein und belohnte die Menge mit dem kritischen Antikriegs-Stück Uncommon Valor: A Vietnam Story vom Album Servants in Heaven, Kings in Hell der Jedi Mind Tricks. Rugged Man rekonstruiert hier inhaltlich die brutalen Geschehnisse des Krieges aus der Sicht seines Vaters, dem Staff Sergeant John A. Thorburn, der in Vietnam vom Herbizid Agent Orange erkrankt ist und danach eine blinde Tochter und einen behinderten Sohn geboren hat.

Auf der Suche nach weiblichen Fans fischte sich der Vorzeigepenner, der nun Oberkörperfrei auf der Bühne stand, ein Mädel aus dem Publikum, um zum Schluss sein Stück Da Girlz, They Luv Me vorzutragen. Das arme Ding musste ihn dabei noch am Nippel betatschen und bekam zu allem Überfluss sogar noch einen Kuss. Das Mädchen entpuppte sich später als eine seiner Heidelberger Cousinen und auch die anderen zahlreich angereisten Verwandten holte er sich zum Showdown mit auf die Bühne.

Ein denkwürdiger und einmaliger Auftritt von R.A. the Rugged Man ging damit zu Ende. Einzige Enttäuschung blieb die sehr kurze Spielzeit von nicht einmal einer vollen Stunde. Als Entschädigung stand Rugged Man am Merchandise Stand bereit, für das etwas andere Weihnachtsfoto. Bei unseren Kollegen von Skillz-TV wird es Ausschnitte vom Auftritt in der Januarausgabe geben.

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