Jan Delay (Rosengarten Mannheim, 2007)
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Jan Delay (Rosengarten Mannheim, 2007) Fotos: Jonathan Kloß © regioactive.de

Bereits im Februar diesen Jahres hatte uns Jan Delay, aka Jan Philipp Eißfeldt, mit seiner Band Disko No. 1 im Mannheimer Capitol musikalisch beglückt. Nach HipHop, Rap und Reggae hat sich der Mann mit den vielen Namen nun auch dem Funk verschrieben und ist mit "Mercedes Dance" erneut auf Tour. Seit der Zeit mit seiner Band Beginner pflegt "Eizi Eis" eine sehr intensive Beziehung zu Mannheim, nicht zuletzt auch durch seine Zusammenarbeit mit Xavier Naidoo.

Dies ist auch der Grund für seinen zweiten Auftritt innerhalb so kurzer Zeit. Für seine einzige Show in Baden-Württemberg ließ sich der Hamburger nicht lumpen, am 12. Dezember eine weitere, diesmal größere, Mannheimer Bühne zu rocken: er machte den Mannheimer Rosengarten zu einem Mercedes Dance, in dem 3000 Passagiere Platz zum Abtanzen hatten. Pünktlich um 20 Uhr begann an diesem Abend die Vorband mit ihrem Programm. Zwei Rapper und ein DJ, genannt Marteria. Gewöhnungsbedürftiger Rap, der stark an Aggro Berlin erinnerte, und schlechte Freestyles über Mannheim wurden auf die Bühne gebracht. Wem es zufällig gefiel, der hatte Glück. Ein großer Teil der rund 3000 Gäste gönnte sich jedoch lieber noch ein letztes Bier oder eine letzte Zigarette vor dem heiß erwarteten Hauptact Jan Delay.

Als dieser um 21 Uhr die Bühne auftrat, herrschte im Saal sofort euphorische Stimmung. Der 31-Jährige Hamburger betrat, ganz adrett mit Hemd, Krawatte und Hut bekleidet, zunächst alleine die Bühne. Ein großer weißer Vorhang verdeckte zu diesem Zeitpunkt noch die 10-Köpfige Funkband Disko No. 1. Eingeleitet wurde die zweistündige Show mit dem Intro seines Albums Mercedes Dance und dem Hit Klar. Die perfekten Lieder, um die Stimmung im Saal so richtig anzuheizen, wenn das der Supportact leider schon nicht vermochte.

Im weiteren Verlauf des Abends gab Jan die beliebtesten Lieder seines neuen Albums zum Besten, darunter die Singleauskopplung Feuer, das sehr gelungene Rio Reiser-Cover Für immer und Dich, sowie auch Songs wie Kartoffel, Plastik oder das Udo Lindenberg-Feature Am Arsch. Udo Lindenberg persönlich war nicht anwesend, dafür schmiss sich Jan Delay bei dessen Part in ein täuschend echtes Outfit: Langhaarperücke, Sonnenbrille und Hut. Auch die gesangliche Performance war in diesem Falle nicht zu verachten. Man konnte beinahe vergessen, dass da nicht der echte Udo Lindenberg auf der Bühne stand. Auch für Rastafaris und Fans des ersten Studioalbums (Searching for the Jan Soul Rebels, 2001) war etwas dabei: die Songs Vergiftet und das Nena-Cover Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann sorgten zwischenzeitlich für Jamaicafeeling im Saal.

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Auch der Rest des Abends war musikalisch ein voller Erfolg. Falsche Töne und schlechte Beats suchte man bei Disko No. 1 vergeblich. Die Band leistete einen nicht unwesentlichen Beitrag zur kochenden Stimmung unter den Fans. Über den miserablen Sound im Mozartsaal konnten sie zwar leider nicht gänzlich hinwegtrösten, aber man musste ihn zähneknirschend in Kauf nehmen, auch wenn es sogar so weit ging, dass man teilweise nicht einmal mehr die flachen Witze verstand, die der Entertainer Jan Delay auf der Bühne abließ. Ob das jedoch so schade war, soll Ansichtssache bleiben.

Abgesehen von schlechtem Sound und fragwürdigem Humor war der Abend alles in Allem trotzdem sehr gelungen. Bei Coverversionen von Deichkinds Krawall und Remmidemmi und Das Bos Türlich, Türlich (zu finden auf Jan Delays Livealbum, das zu einem Großteil auch in Mannheim aufgenommen wurde: Mercedes Dance Live), schüttelte dann auch der Trägste im Raum, was er zu schütteln hatte und ging mit dem zufriedenen Gefühl nach Hause, einem hochklassigen Funkkonzert eines noch lange nicht in die Jahre gekommen HipHop-Stars beigewohnt haben zu dürfen.

Wer diese erstklassige Show verpasst hat, sollte sich beeilen: die Tour führt noch bis Ende Dezember durch einige weitere deutsche Städte wie Berlin oder München.

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