Gentleman im Maimarkt Club Mannheim (2007)
Fotos: Manuela Hall Fotostrecke starten

Gentleman im Maimarkt Club Mannheim (2007) Fotos: Manuela Hall © regioactive.de

Als Europas Reggae-Star No.1 wird Gentleman gefeiert. Nach seinem Nummer 1 Album "Confidence", folgte nun im Jahr 2007 sein bereits viertes Studioalbum "Another Intensity". Jetzt war der Kölner zu Gast in Mannheim, um sein aktuelles Album auch live zu präsentieren. Mit gleich 3 Vorgruppen stand dem Publikum eine lange Reggae-Nacht bevor. Gentleman selbst spielte einen Auftritt von über zwei Stunden Länge mit mindestens 40° Reggae-Fieber.

Erste Vorgruppe des Abends war das Dub-Reggae Künstlerkollektiv Tiger Hifi aus Berlin. Das hiesige Soundsystem DeeBuzz legte anschließend noch einen drauf, um den Mannheimer Maimarktclub und die immer noch anströmenden Menschenmassen bei den frostigen Außentemperaturen auch richtig anzuheizen. Mit dem Sound von Barrington Levy und Co. zum Warm-Up, gelang den Plattenlegern wenigstens der mentale Sprung in die jamaikanische Klimazone. Nur mit seiner Gitarre im Gepäck erschien danach der Berliner "Rainbow Warrior" Martin Jondo als zweite Vorhut auf der Bühne. Von den Lesern der Zeitschrift "Riddim" wurde er 2005 noch zum Newcomer des Jahres gewählt und nun präsentierte er live einige Akustikversionen. Unter anderem auch Get Up Stand Up, das die Reggae-Großmeister Peter Tosh und Bob Marley einst komponierten. Eine volle, aber nicht ganz ausverkaufte Halle, die sich aus einer Vielfalt bunter Menschen zusammensetzte, ließ sich dabei allerdings noch nicht komplett mitreißen.

Die Frage, die sich dann stellte, war, ob es der Far East Band und ihrem Frontmann überhaupt gelingen würde diese große Menge heute zu rocken, wo doch fast die gesamte Band von der Grippewelle kalt erwischt wurde und auch unser geplantes Interview mit Gentleman wegen hohem Fieber verschoben werden musste. Entgegen aller Befürchtungen tauchten wenig später alle Akteure auf und ließen die Zweifel schnell verblassen. Lack Of Love vom neuen Album Another Intensity hieß der erste Titel – der Dancehall-Veteran Sizzla ließ grüßen. Damit war gleich für reichlich Tempo gesorgt. Gentleman gab alles an abrufbarer Power und nutzte die gesamte Breite der großen Bühne durch aktives Hin und Her aus. Tatkräftige Hilfe bekam er natürlich von den sieben Far-East-Musikern und den drei weiblichen Reggae-Chanteusen Blaine, Mamadee und seiner Frau Tamika. Die erste Single des neuen Albums, Different Places, war das darauf folgende Stück. Von verschiedenen Orten kann Gentleman wahrlich ein Liedchen singen, war er doch im Vorjahr erst auf großer Auslandstournee (USA, Karibik, Surinam und Marokko) unterwegs.

Bevor die wunderbare Tamika selbst Platz für ihre Solostücke eingeräumt bekam, wurde mit Dangerzone intensiv weiter das neue Album abgefeiert. Die neuste Single, Serenity, die aktuell auf den verschiedensten Radiostationen kreist, folgte als nächstes. Der Tanktop-Mann belegte dabei deutlich seine Bühnenpräsenz, auch wenn die tolle Show – die mit dem Zusammenspiel zwischen Far East Band und Gentleman steigt und fällt – schwer durch die Industriehallen-Atmosphäre des Maimarkts zu transportieren war. Die ersten Reihen bekamen in der heutigen Reggae-Night deutlich mehr Show zu spüren.

Mit Intoxication, das Gentleman extra für seine Tamika geschrieben hat, wurde schließlich der Teil des Auftrittes eingeläutet, bei dem es nun auch die Hits der Alben Journey To Jah (2002) und Confidence (2004) zu hören gab. Die Menge war nun um einiges gelöster, dennoch wollte die Top-Stimmung, die der Band gerecht geworden wäre, nicht wirklich aufkommen. Kein Riddim blieb nun mehr aus, das volle Repertoire wurde ausgespielt: Runaway, Superior und schließlich der Roots-Klassiker Dem Gone. Die dazugehörigen Zeilen mussten dem Publikum allerdings fast entlockt werden. Dabei wurde das jamaikanische Patois nicht einmal verlangt, ein einfaches "sooo far away…" hätte dem Mann am Mikro schon geholfen. Erst im zweiten Anlauf beteiligte sich dann der Großteil der Halle.

Große Fotogalerie dieses Konzertes: ist hier zu finden.

Das Umschalten vom chill-out Mood zum treibenden Dancehall-Brett Leave Us Alone klappte danach umso besser. Diesen fast zweieinhalbstündigen Auftritt mit mindestens 40° Reggae-Fieber krönte Gentleman schließlich mit einer äußerst netten Hanf-Hommage: Legalize It. Trotz der phasenweise unüblichen Stimmung für Gentleman-Konzerte, die am heutigen Tag sowohl auf die Location als auch auf die Crowd zurückzuführen war, lieferte der angeschlagene Root-Boy eine sehenswerte und vor allem lange Performance ab.

Big Up, Bumboclaat!

 

Alles zu den Themen:

gentleman martin jondo deebuzz