Beatsteaks (Rosengarten Mannheim 2007)
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Beatsteaks (Rosengarten Mannheim 2007) Fotos: Jonathan Kloß © regioactive.de

Die Beatsteaks touren seit geraumer Zeit landauf landab und da jüngst einige Konzerte aus familiären Gründen ausfallen mussten, wird das noch bis Februar so weitergehen. In deutschen (selbst deutschsprachigen) Landen, kann man zwischenzeitlich von Glück sprechen, wenn man es schafft Karten für eines ihrer Bombenkonzerte – denn nicht weniger explosiv ist jedes Einzelne – zu ergattern.

…da sitz ich nun ich armer Tor und bin so schlau als wie zuvor. Denn, dass die Beatsteaks für mich momentan die beste Live-Band der Welt sind, wusste ich ja schon. Fragt sich dann nur, wie man sich bei klarem Verstand die redaktionelle Beschreibung eines ihrer Konzerte aufladen kann. Zu spät – Rationalität gehört vorläufig der Vergangenheit an, was es nicht eben leichter macht, all das in plumpe Worte zu kleiden. Also erst einmal über Turbostaat sinnieren, die innerhalb der letzten Monate nun die dritte Show in der Region vervollständigen und sich – so wie es sich gehört – den Arsch abtouren. Das trägt auf jeden Fall Früchte – denn, dass Husum eine verdammte Insel ist, wissen nun doch schon etliche mitzuschreien. Dennoch stehen viele der Teens noch etwas unschlüssig vor der Bühne. Turbostaat-Texte sind ein Pfund, das man erst einmal verdauen muss. Niemand scheint abgeneigt, es wird auch artig applaudiert und mitgeklatscht, aber nur eine kleine Insel von Fans feiert die Flensburger Jungs so, wie die es sich an diesem Abend verdienen.

Beatsteaks-Hysterie pur, was den Saal innerhalb weniger Sekunden überwältigt, nachdem der B52s-Klassiker Planet Claire – das fulminante Intro zum Auftakt – verklingt und Arnim einen kurzen Gruß entsendet hat. Bereits der erste Akkord katapultiert die Masse dann auch auf einen anderen Planeten, in ferne Galaxien. Der gesamte Raum verwandelt sich in einen riesigen Moshpit, dem man wirklich nur am alleräußersten Rand des Saales entfliehen kann. Aber wer will schon fliehen, wenn fünf geile Typen den Mozartsaal zum Beben bringen.

Man kann auf einem "btstks"-Konzert nicht nicht singen oder springen. Absolut jeder Song ist ein Live-Hit. Egal, ob von Launched, Living Targets, Smack Smash, .limbo messiah oder 48/49, das Publikum, was zu großen Teilen aus Teenies besteht, hat wohl schon im Kindergarten die Texte auswendig gelernt. Aber das ist Teil des Beatsteaks-Phänomens, die sich ihre Fangemeinde eben zu großen Teilen live erspielt und Späteinsteiger mit "alten Hits" vertraut gemacht haben. Beatbuletten-Konzert-Jungfrauen gibt’s an diesem Abend sicher nur wenige.

Alte Hasen mögen die Salti von Arnim vermissen. Das tut der geborenen Rampensau in ihm allerdings keinen Abbruch. Höchst agil bespringt er jede Bühnenseite und klettert auch schon mal seitlich der Bühne auf den Balkon (gesperrte Seitentribüne), um von oben zu arnimieren. Fürs seitliche Publikum ein Grund höher zu springen, lauter zu singen und zu himmeln (nur dass der Minnebarde dieses Mal oben steht und von Minne keine Textspur ist).

Einige Show-Elemente sind eingefleischten Konzertbesuchern sicher nicht neu, aber es ist einfach ein Unding bei Let me in nicht vom Boden aufzuspringen. Breakdance-Einlagen zu Old Skool-Klängen der Sugarhill Gang und überhaupt Peters inständiges Hey Du dürfen selbstredend auch nicht fehlen. So viel Energie lässt auch den betagten Saal außer Fassung geraten. Die kurze Pause, in der zerrüttete Kabel gerichtet werden müssen, tut der Euphorie im Publikum jedoch keinen Abbruch. Vollendete Gastgeber, die die Beatsteaks nun mal sind, wissen sie solche Pannen charmant zu überbrücken. Das Publikum dankt’s mit einem von vielen "Beatsteaks"-Chorälen an diesem Abend.

Absolut jeder Song scheint eine neue Klimax zu sein. Schön, dass Turbostaat mit von der Tour sind, so ist einer dieser Höhepunkte eben auch Frieda und die Bomben. (Neid auf all die, die auf dieser Tour Beatsteaks und Dendemann Wer A sagt muss auch B zahlen erleben dürfen.)

Dem, was man vom Beatsteaks-Konzert mit nach Hause nimmt, ist erwartungsgemäß kein schreiberisches Beikommen.

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