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Der "Mannheimer Morgen" sorgte mit seinem Ein-Tages-Festival "Rock im Quadrat" bereits zum neunten Mal für ein vor allem qualitativ hochwertiges Programm, das laut Veranstalter "die besten Newcomer" der Metropolregion vorstellte.

Wie bereits in den vergangenen Jahren stand das "Rock im Quadrat"-Festival auch 2007 wieder für eine beachtliche Auwahl an Acts aus der Musikszene der (etwas erweiterten) Rhein-Neckar-Region. Ellen Kinghammer, Jayahdeva, [mellow], Get Well Soon und VP-1 bestritten diesmal das überaus vielseitige Programm. Alle Fünf sind vielversprechende Newcomer aus unterschiedlichsten Genres, von denen man in Zukunft sicherlich noch mehr hören wird.

Der Abend begann pünktlich um 20 Uhr mit Ellen Klinghammer. Die junge Künstlerin aus Fankfurt am Main verzauberte das Publikum mit ihren Singer-Songwriter-Qualitäten und mit einer ausgesprochen guten Band im Rücken. Mit ihrer Mischung aus Pop, Rock, Jazz und auch Klassik brachte sie den Abend gemütlich ins Rollen.

Das erste lautere Highlight des Abends waren Jayahdeva aus Heidelberg. Die vier Musiker versetzten das Publikum zurück in eine Zeit, in der Rock'n'Roll das Lebensgefühl einer ganzen Generation bestimmte. Ihr Sound erinnerte stark an die Beatles, Kula Shaker und auch an die schwedischen Mando Diao. Die Sechziger schienen im Mannheimer Capitol wieder aufzuleben. Und es durfte getanzt werden. Allerdings schien der Funke beim bunt gemischten Publikum nicht ganz überzuspringen, was der Band auch nicht verborgen blieb. "Tanzen ist nicht so euer Ding, was?" fragte Sänger und Gitarrist Jens. Dennoch ließen sich die Jungs ihre gute Laune nicht verderben und rockten, als ob es kein Morgen gäbe.

Nach 45 Minuten war die kleine Zeitreise dann beendet und [mellow] führten die Zuschauer zurück ins 21. Jahrhundert. Innovativer Rock stand auf dem Programm, der sich so leicht mit keinem bekannten Vorbild vergleichen lässt. Die Drei stammen genau wie Jayahdeva aus Heidelberg und können inzwischen auf eine beachtliche Bandhistory zurückblicken – das erste Demo entstand bereits 1999. Gitarrenklänge standen hier im Vordergrund, perfekte Soli und eingängige Riffs durchzogen die Musik von [mellow]. Aber auch Bass und Schlagzeug trugen maßgeblich zum unverkennbaren Sound bei. Leider fand sich ein Teil des Publikums zur ersten Festival-Verschnaufpause an der Bar oder vor der Tür wieder. Sowohl [mellow] als auch die Zuhörer ließen sich davon zum Glück jedoch nicht irritieren und zeigten, was "abrocken" wirklich bedeutet. 

Die etwas andere Show boten Get well soon. Die Band um Konstantin Gropper, der zu Hause in seinem Schlafzimmer ein mehr als gelungenes Album aufgenommen hat, sorgte für einigen Wirbel in jüngster Zeit: Die Songs erklangen bereits auf einigen namhaften Festivals (an dieser Stelle seien besonders Glastonbury, Electric Picnic, Haldern Pop und das Obstwiesenfestival erwähnt) und ein Label-Vertrag mit City Slang (u.a. Arcade Fire, Menomena, Nada Surf) kam zustande. Mit der wundervollen Mischung aus Popmusik und Folk-Elementen, gespielt mit vielen traditionellen Instrumenten (Geige, Akkordeon, Xylophon), hatten sie das Publikum schnell auf ihrer Seite. Nicht ganz zu unrecht wird die Musik von Get well soon häufig mit Bright Eyes, Radiohead, Calexico und einigen anderen Bands verglichen. Man entdeckt auch ab und zu die ein oder andere allzu offensichtliche Parallele, was dem Gesamteindruck jedoch keinen sonderlichen Abbruch tut. Die dreiviertel Stunde auf Rock im Quadrat verging wie im Flug und das Publikum bedauerte, dass die Zugabeforderungen nicht erfüllt werden konnten.

VP-1 bildeten im Anschluss das Kontrastprogramm zu den doch eher zarten Klängen von Get well soon. Die fünf Mannheimer gewannen das Publikums-Voting des Mannheimer Morgen (mehr als 1000 Stimmen konnte die Band für sich verbuchen) und zogen somit als klarer Fan-Favorit in das Capitol ein. Und ihre Fanbase ließ sie auch hier nicht im Stich. Bereits im Vorfeld waren überall Leute mit VP-1-Shirts zu sehen, die unruhig auf ihre Band des Abends warteten. Als dann um 24 Uhr die Lichter ausgingen und die Band um Tobias Becker die Bühne betrat, waren sie kaum noch zu halten. Voller Inbrunst schrie Tobias Becker seine Texte ins Mikrofon. Die Gitarren bildeten eine Wand, durch die es kein Durchkommen zu geben schien. Bass und Schlagzeug donnerten durch den Saal, Haare flogen durch den Raum und es hielt die Wenigsten auf den Stühlen der Capitol-Galerie. VP-1 stellten vornehmlich ihr aktuelles Album No time for second thoughts vor, das seit dem 16. November erhältlich ist. Ein wirklich gelungener Abschluss des diesjährigen Rock im Quadrat.