Wir sind Helden, Karlsruhe, 2007
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Wir sind Helden, Karlsruhe, 2007 Fotos: Marcel Benoit © regioactive.de

Der Auftritt in Karlsruhe war für Wir sind Helden nicht nur eine "Einnahmequelle", wie Bassist Mark Tavassol witzelte. Karlsruhe ist vor allem für Pola Roy etwas ganz Besonderes. Heimat! So rockten Wir sind Helden mit viel Spaß an der Sache die Europahalle und feierten Karlsruhe und den Fußball. regioactive.de feierte mit und liefert hier Review und eine große Fotogalerie.

Am vergangenen Freitag pilgerten mehr als 2000 Fans in die Karlsruher Europahalle, um die frischgebackene Familienband Wir sind Helden live zu erleben. Und was hinter der Bühne gut ist, kann vor der Bühne auch nicht schlecht sein. Eltern, junge Erwachsene und Kinder feierten gemeinsam ihre Lieblingsband. Doch bevor es soweit war, enterten zunächst The Kilians die Bühne. Mit ihrem Sixties-Sound alla Mando Diao und den englischen Texten stellten sie zwar einen Kontrast zur Hauptband des Abends dar, schafften es aber, das Publikum zum Tanzen zu bringen. Die fünf Jungs aus Dinslaken haben gerade mal ihr Abitur hinter sich gebracht und standen kurz danach schon mit Tomte auf der Bühne. 

Sänger Simon den Hartog wirbelte 30 Minuten lang über die Bühne und tanzte, sang, spielte Gitarre und Mundharmonika – das alles für das große Publikum an diesem Abend, was Den Hartog zu einem "Ich fühl mich wie ein Rockstar" hinreissen ließ. Jedoch sprang der Funke zum Publikum nicht vollends über. Es wurde zwar applaudiert, dennoch blieb die erwartete Tanzwut der Menschen ein wenig aus. Schade eigentlich. Aber für alle Fans von Mado Diao, Sugerplum Fairy und Co. sei an dieser Stelle schon einmal verkündet, dass The Kilians im Vorprogramm von Björn Dexgard zu sehen sein werden, der nach der Veröffentlichung des fünften Mando Diao Albums im November auf Deutschlandtour gehen wird. Diese Kombination wird richtig rocken! The Kilians schlossen ihr halbstündiges Bühnenprogramm mit einer hervorragenden Cover-Version des U2-Klassikers Sunday Bloody Sunday.

Nach einer scheinbar endlos langen Umbaupause war es dann soweit. Die Ode an die Arbeit erklang als Intro und Wir sind Helden kamen auf die Bühne. Judith Holofernes, Pola Roy, Jean-Michel Tourette und Mark Tavassol hatten ihr Publikum von Anfang an im Griff. Jetzt wurde getanzt, geschrien und noch mehr getanzt, was bei dem Opener Endlich ein Grund zur Panik mehr als verständlich ist.

Dann das zweite Lied, die Mega-Single Von hier an blind. Was für ein Konzertauftakt. Doch es folgte nicht grundlos Panik: "Innerhalb von zwei Liedern hab' ich meine Gitarre kaputt gemacht... und wer ist schuld? ... IHR!", verkündete Judith Holofernes in ihrer bekannten liebenswürdigen Art. Aber die erste Angst war selbstverständlich nicht von langer Dauer. Eine neue Gitarre wurde gereicht und die Stimmung in der Europahalle war sofort wieder auf dem Höhepunkt. Wir sind Helden spielten bereits zu Beginn viele ihrer populärsten Songs wie Wir kommen, um zu bleiben, bei dem Judith mit Jean-Michel eine heiße Sohle aufs Packett legte und die aktuelle Single Soundso, was leider zu einem leichten Abflauen im Mittelteil des Konzertes führte. Das Karlsruher Publikum kannte da jedoch nichts und feierte ihre Helden mit viel Applaus.

Doch aus diesem kleinen Loch, in dem sie sich nur wenig innovativ zeigten, kamen die Helden mit einem Paukenschlag zurück ins Geschehen. Kaputt, Echolot und Ist das so? standen an, wobei Echolot dank der unglaublichen Dynamik besonders herausstach. Nach Wir müssen nur wollen erwartete Pola Roy eine beosondere kleine Überraschung. Der gebürtige Karlsruher hatte am Vortag Geburtstag, was Judith nun unbedingt auch mit den Fans feiern wollte. Happy Birthday in der Stevie Wonder-Version wurde angestimt und das Publikum sang, als ob es kein Morgen gäbe. Pola zeigte sich sichtlich gerührt. Als das Publikum irgendwann damit aufhörte zu singen, versuchte Frau Holofernes deutsches Liedgut zu integrieren. Wie schön, dass du geboren bist wurde zusammen mit Jean-Michel Tourette und Happy Birthday zu einem wunderschön außergewöhnlichen Kanon.

"Was wäre, wenn wir euch teilen würden? Und ich sage: Ihr auf der linken Seite seht besser aus? Und ihr auf der rechten seid textsicherer bei Happy Birthday gewesen? Was wärt ihr dann?" Ganz klar: Die Konkurrenz. Der Titel vom aktuellen Album wurde in verteilten Rollen gesungen. Die Textsicheren sangen "Die Konkurrenz", was wegen der vielen Reibelaute für diese Seite selbtverständlich besser geeignet war. Die Schöneren sangen "schläft nicht", was aber zu einem Wettstreit zwischen Judith Holofernes und Mark Tavassol führte. Zum Schluß versuchte Tavassol die Sängerin mit Tiergeräusch-Imitationen von seiner Seite zu übertrumpfen. Die Stimmung war nun perfekt für dieses wunderbare Lied.

Passend zum größten Hit Die Reklamation hisste Pola Roy die Fahne des KSC, was zu einigen Witzeleien der Mitmusiker über den Verein und schließlich auch über den badischen Dialekt führte. Judith schnappte sich die Fahne und sang aus voller Brust Stand by your man, was ihre Liebe zu ihrem Mann und seiner Heimat unterstreichen sollte. Die anderen beiden Herren kommen aus Hannover und Bremen. Und Hannover 96 wurde 2007 bekanntlich noch nicht so sehr von der Sonne verwöhnt wie der KSC. Nach diesen Sticheleien konnte die Show aber mit Aurélie weiter gehen, das in den Cure-Song Why can't I be you mündete. Das Set beendeten die Helden dann schließlich mit dem Ohrwurm Nur ein Wort.

Doch die Band ließ sich nicht lumpen und spielte zwei Zugaben für das begeisterte Publikum. Während Frau Holofernes und Co. eine wunderbare Balladenversion von Moneybrothers Blow him back into my arms preisgaben, wurden im Publikum langsam "Denkmal"-Schreie laut, die Judith mit dem Kommentar "ich singe das Lied für alle, außer diejenigen, die jetzt Denkmal schreien" zum Verstummen bringen wollte. Slege Hammer läutete es dann schließlich doch ein: Denkmal! Und das haben sich die Helden nach diesem Auftritt auch verdient!

Setlist

Intro: Ode an die Arbeit - Endlich ein Grund zur Panik - Von hier an blind - Heldenzeit - Wir kommen, um zu bleiben - SoundSo - The Geek - Außer dir - Wenn es passiert - Kaputt - Echolot - Ist das so? - Müssen nur wollen - Die Konkurrenz - Die Reklamation - Aurélie - Why can't I be you (Cure-Cover) - Nur ein Wort

Zugabe 1: Medley: Blow him back into my arms (Moneybrother-Cover) - Ein Elefant für dich

Zugabe 2: Slege Hammer Intro (Peter Gabriel) für das folgende Denkmal

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