Kevin Drew - Spirit If...

Kevin Drew - Spirit If... © City Slang

Broken Social Scene performs Kevin Drew's Spirit If… war die erste Veranstaltung im Rahmen des Enjoy Jazz Festivals, die einen dicken Strich unter das Andere in "Festival für Jazz und Anderes" zog.

Eigentlich sind BSS ja eine der derzeitigen kanadischen "Supergroups", die sich eher als Kollektiv denn als Band mit endgültig festgezurrter Besetzung präsentiert. Für das zweite Album You forgot it in people standen so unter anderem Mitglieder der Gruppen Feist, der Stars, Apostle of Hustle, Do Make Say Think, Metric und andere an den Instrumenten im Studio. Broken Social Scene, 2005 erschienen, war bis dato das letzte Werk der Band als solcher. Für Spirit If zog Kevin Drew, neben Brendan Canning das zweite Gründungsmitglied der Gruppe, das Korsett etwas enger – auch live. "Gerade mal" zu sechst betraten die Kanadier die Bühne im Heidelberger Karlstorbahnhof.

"Die Musik von BSS klingt oft wie ein Mixtape, weil so viele verschiedene Charaktere an den Aufnahmen beteiligt sind", sagte Kevin Drew kürzlich und rückt sich nun also selbst in den Mittelpunkt. Was schon auf dem Album (aufgelegt im September) wirklich gelungen ist, setzt die Band auch auf dem Konzert sehr gut um. Die meisten Songs singt der Kopf der neuen Scheibe, nur ab und an ergreift einer der Mitmusiker das Mikro in der Bühnenmitte, z.B. für ein hervorragendes Cover der inzwischen leider aufgelösten mid-tempo Indie-Band American Analog Set. Zwischen den Songs, darunter F*ked Up Kids, TBTF, Broke me Up und Backed out on the wird es gerne mal schräg.

Drew überbrückt die Pausen zum Umstimmen der Instrumente mit solistischen Gesangseinlagen, oder er lässt die ganze Band schrillstes von sich geben. Die meisten Titel des Sets rocken straight nach vorne und erinnern bisweilen an Indie-Größen aus den 90er-Jahren, doch immer wieder haben BSS einen gewissen Überraschungsmoment parat. Abstriche muss man an diesem Abend lediglich in der zweiten Hälfte des Sets machen: Komischerweise liegt auf dem Gesang jetzt eindeutig zu viel Hall; zudem ist die Stimme auch viel zu weit in den Vordergrund gemischt. Eindeutig zuviel Mittelpunkt für Herrn Drew, der dafür zwar nix kann, aber dessen Gesang von nun an einige der restlichen Instrumente überdeckt und obendrein nahe an der Verzerrung entlang schrammt. Doch BSS legen einen überzeugenden Gig hin, spielen an die zwei Stunden und machen erst Anstalten damit aufzuhören, als es im Publikum die ersten deutlichen Ermüdungserscheinungen festzustellen gibt.

Erwähnen muss man auch den Opener des Abends: Gentleman Reg eröffnete mit einer Solo-Performance, die das Publikum in eine tolle Stimmung zu versetzen wusste. Seine ruhigen Songs würzte er mit Delay-Spielereien sowohl bei den Gitarren-Parts als auch mit Bruchstücken des Gesangs. Bei geschlossenen Augen hätte man an so manchen Stellen eigentlich eher ein Quartett zu vermuten gehabt. Zum Trio wächst Gentleman Regs Performance dennoch kurz an, als Kevin Drew an den Drums und Brenden Canning am Bass für ein Lied den Solisten unterstützen.

Das funktionierte ganz wunderbar. Vielleicht lässt sich Gentleman Reg ja ins Kollektiv einspannen für das BSS-Follow-Up Broken Social Scene presents Brendan Canning,…

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