Menomena im klub_k
Fotos: Markus Biedermann

Menomena im klub_k Fotos: Markus Biedermann © indiepoprock.de

Menomena aus Portland präsentierten am ersten Abend des City Slang "Mini"-Festivals ihr neues Album Friend and Foe, das in den Blogs dieser Welt als eines der wichtigsten des Jahres gehandelt wird. Und auch einschlägige US-Medien erkannten Anfang 2007 die Platte sogleich als das, was sie ist: "The first great indie rock record of the new year" (Pitchfork).

Die Begeisterung für Menomena kennt nach wie vor keine Grenzen. Aus einer bislang relativ obskuren Nordwest-Combo wurde eine in den ganzen USA und Kanada bekannte Band, die auch in großen Clubs vor vollem Hause spielt und dabei frenetisch gefeiert wird. Das ist bei weitem kein Durchbruch in den Mainstream, aber ein riesiger Schritt für eine Band, die mit ihrem modularen und verschachtelten Popentwurf zeigt, dass Musik mit Anspruch und Herz dem Verfall der musikalischen Sitten auf ihre eigene Art Einhalt gebietet. Menomena verbinden in ihrer Musik Humor, Selbstvertrauen und Kunstverständnis. Und wenn die drei Jungs aus Portland so weitermachen, werden sie zu den Großen im City Slang Artist Roster bald spielend aufgeschlossen haben. In Heidelberg betraten sie aber vorerst noch die kleine Bühne des klub_k. Tags zuvor, dank der Popkomm, hatten sie in Berlin über 700 Zuhörer erreicht. Richtig Lust auf das Konzert machte neben dem fantastischen Album nicht zuletzt auch die Take Away Show mit Menomena auf "La Blogothèque". Für regioactive.de gab die Band auch ein Interview.

Die Schwierigkeit liegt für Menomena live darin, die Komplexität der Stücke - sowohl rein von der Komposition her als auch von den Arrangements mit einer ganzen Reihe von Instrumenten - soweit zu vereinfachen, dass alles spielbar ist. Und genau das gelingt ihnen ganz hervorragend. Das Schlagzeug bleibt "einfach besetzt", während die anderen beiden Musiker des Trios u.a. zwischen Gitarren, Bass, Bass-Pedal, Saxophon, Keyboard und Glockenspiel hin und her wechseln. Den Hauptteil des Programms nehmen die Songs von Friend or Foe ein, wobei das eingänglichste Stück Wet and Rusting gleich an zweiter Stelle erklingt und ein erstes Highlight setzt. Viele einzelne Titel stechen heraus, darunter auch das in seinen Bann ziehende Evil Bee, für dessen Videoproduktion Menomena mit einem Sponsor aus dem Bereich der Mode zusammengearbeitet haben. Hochkonzentriert ziehen die Musiker ihr Programm von etwas unter eineinhalb Stunden durch, es bleibt am Ende nichts mehr für eine Zugabe übrig. Das Publikum im kleinen klub_k, der keine richtige Bühne hat, ist begeistert, geht aber ebenso wie die Band nicht gerade wie wild ab. Das liegt aber auch an der Faszination, die von Menomena live ausgeht. Erstaulich, wie präzise die Musiker ihre Instrumente gleichzeitig bedienen oder so geschickt wechseln, dass der Bandsound trotzdem einheitlich bleibt.

Richtig zu begeistern wissen vor allem Bass und Schlagzeug. Ersterer fällt mit komplexen und dennoch eingängigen Läufen auf, die hier und da ins jazzige ausweichen. Letzteres ist kraftvoll und spielt mit dem Wechsel zwischen Groove und relativ harten Brüchen. Das Bass-Pedal setzt tiefe Töne für die Magengrube frei, das Saxophon knarzt seine Soli in den Raum. Alles hat in diesen Arrangements seinen Platz, die eine Stelle innerhalb des Songs, an dem es besonders zur Geltung kommt. Menomena zeigen sich so als Meister des Arrangements. Ihre Arbeitsweise kommt ihnen da sicherlich gelegen: Die Songs entstehen zuerst am Rechner und werden erst  nach ihrer Fertigstellung für die Live-Aufführung geprobt. Dennoch schlägt sich das live nicht in fehlender Rock-Spontaneität nieder. An keiner Stelle des Sets drängt sich dem Zuhörer der Eindruck auf, dass gegenüber dem Album live irgendwelche Abstriche gemacht würden. Und als wäre die musikalische Leistung nicht schon genug, präsentieren sich Menomena obendrein auch noch als ausgesprochen symphathisch. Trotz Vergleichen mit den Labelkollegen Arcade Fire und anderen, die den "Durchbruch" zu einem weit größeren Publikum bereits geschafft haben, steht die Band auf absolut festem Boden, was sich am Konzertabend auch darin zeigt, dass sie sich beim Publikum mehrmals für das Erscheinen bedanken und man ihnen ansieht, dass sie dies wirklich ernst meinen.

Menomena bieten ein unverwechselbares Repertoire, ganz ähnlich den befreundeten 31Knots, die ebenfalls aus Portland stammen. Auf die Zukunft dieser Band darf man wirklich gespannt sein.

Setlist

Weird - Wet and Rusting - The Pelican - Smitw - Muscle 'N Flo - My My - E. is stable  - Boyskout'N - Twenty Cell Revolt - Cough Coughing - Ghostship - Rotten Hell - Evil Bee - Monkey's back

Alles zum Thema:

menomena