Adam Green (Alte Feuerwache 2007)
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Adam Green (Alte Feuerwache 2007) Fotos: Jonathan Kloß © regioactive.de

Akustische Solokonzerte stellen für jeden Künstler ein Wagnis dar. Schließlich vermitteln sie einen besonders tiefen Einblick in Songstrukturen und damit in die Substanz des Werks eines Songwriters. Ohne die Möglichkeit ausgefeilter Arrangements ist der Künstler auf seine eigenen Mittel, ganz auf seine eigene Kreativität angewiesen. Adam Green wählt einen eigen(tümlich)en Weg, diese Herausforderung zu stemmen.

Am Mittwochabend stellte sich der in New York lebende (Anti-)Folksänger Adam Green der Herausforderung des Solokonzerts bei seinem Auftritt in der Alten Feuerwache. "Der Händler, der mir die Gitarre verkauft hat, glaubt mir nicht, dass ich ein professioneller Musiker bin", stellt Adam Green zur Belustigung des Publikums fest und scheint diese Einschätzung im Verlauf des Abends bestätigen zu wollen. Sein Gitarrenspiel bewegt sich auf Anfängerniveau, während sein Klavierspiel gänzlich frei von jeder auch noch so rudimentären Kompetenz ist. Selten traten auch seine Unzulänglichkeiten im Gesang deutlicher hervor als in diesem Konzert. Dazu vergisst er gelegentlich den Text, quält das Publikum mit quietschenden Soli auf der akustischen Gitarre und hustet lautstark ins Mikrophon.

Das extrem unruhige Publikum macht Adam Green die Sache sicherlich nicht leicht. Schon beim Betreten der Bühne identifiziert er manche Zuschauer als "furchtbar", verortet sie treffsicher im "Ghetto" und bittet sie darum, sein Leben zu verschonen. Die Sorge ist freilich unbegründet, scheinen sich doch die finsteren Absichten der Übeltäter darin zu erschöpfen, dass sie ihre dürftigen Textkenntnisse beim Mitgrölen ihnen bekannter Lieder von Friends Of Mine unter Beweis stellen. "Ihr lasst mich gut aussehen", kommentiert Green schlagfertig.

So sehr auch äußere Umstände den Ablauf des Konzertes beeinflussen, Adam Green lässt sich gerne ablenken. Irgendetwas scheint ihn immer zum Lachen zu bringen, woraufhin er das Lied, das er gerade intoniert, abbricht und neu ansetzen muss. Seine selbstironischen Kommentare und die lustigen Geschichten, die er erzählt, erzeugen eine Art Partyatmosphäre, in der alles erlaubt scheint. Dazu passt die Geschichte, die Green über den möglicherweise geistig behinderten Rollstuhlfahrer erzählt, der beim Konzert in Potsdam unüberhörbare, aber schwer verständliche Laute der Zustimmung ausstieß und ihn dadurch irritierte. No Legs habe er trotzdem gespielt.

Adam Greens beste Lieder verknüpfen surreale Szenarien mit sexuellen Bildern, absurden Beschreibungen, gelungenen Wortspielen und einer ordentlichen Menge infantilem Humor. Green hat sichtlich Lust an der Provokation sowie am Ausleben seiner Exzentrik. Da er mehr Sprachkünstler als Songwriter oder gar Musiker ist, benötigt er allerdings – wie der Auftritt in Mannheim zeigte – unbedingt eine kompetente Band, die ihn begleitet und eine solide musikalische Basis liefert. Ansonsten drohen seine Konzerte wie an diesem Abend zur (un)freiwilligen Stand-up Comedy mit gelegentlichen Gesangseinlagen herabzusinken.

Das überwiegend junge Publikum in der sehr gut gefüllten Alten Feuerwache scheint das kaum zu stören. Es feiert Adam Green jedenfalls mit großzügigem Applaus. In den Augenblicken, in denen Green das Tempo anzieht, steigert sich die Begeisterung des Publikums nochmals spürbar, so dass man davon ausgehen kann, dass der Jubel keine Grenzen gekannt hätte, wenn er mit einer Band aufgetreten wäre. Ein kurzweiliger Abend war es jedoch nicht aufgrund der musikalischen Qualität, sondern wegen des komödiantischen Talents von Adam Green, der – als wollte er dies unterstreichen – zum Abschluss auf seiner Gitarre von der Bühne "reitet".

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