Von einem Geheimtipp kann man bei Olli Schulz und der Hund Marie schon lange nicht mehr sprechen, denn dafür waren die letzten drei Alben zu gut und folgerichtig auch erfolgreich. Live wird augenscheinlich, dass es ein großer Fehler ist, sollte man die Band auf einen Comedy-Act reduzieren - obwohl die Hamburger an diesem gelegentlich formulierten Eindruck durchaus eine Mitschuld tragen.

Petrus hört offenbar nicht DASDING! Diese Erkenntnis mag viele überraschen, aber nur so ist das schlechte Wetter bei der ersten Lautstark Open Air Party im Schneckenhof des Mannheimer Schlosses zu erklären. Der Jugendsender und die Alte Feuerwache hatten die uruguayischen Ska Punker Abuela Coca und die Hamburger Band Olli Schulz und der Hund Marie für Auftritte gewinnen können, die beide auch prompt und abwechslungsreich dem Wetter trotzten.

Die in Deutschland bisher unbekannten Abuela Coca sind mit Auftritten wie an diesem Tage auf dem besten Weg, sich weitere Bekanntheit zu erspielen: Die acht Musiker brachten das anfangs träge Publikum schnell zum auftauen. Mit eingängigen Bläsern, RATM-Riffs und spanischem Gesang mit Rap-Einlagen legten sie ein euphorisches Set hin. Bereits nach wenigen Liedern war ein Teil der Zuschauer dann auch nicht mehr vom Tanzen abzuhalten. Die lockere Mischung aus Ska, Punk und Rock, gewürzt mit einigen folkloristischen südamerikanischen Elementen, gewann im Laufe des Konzerts immer mehr Fans, so dass Abuela Coca sicher viele interessierte Musikliebhaber für sich gewonnen haben.

Nach kurzer Umbau- und Regenpause enterte das Quartett aus Hamburg die Bühne. Von einem Geheimtipp kann man bei Olli Schulz und der Hund Marie ja schon lange nicht mehr sprechen, denn dafür waren die letzten drei Alben zu gut und folgerichtig auch erfolgreich. Die Band zeigte sich in bester Spiellaune und es fiel dabei besonders auf, dass Olli Schulz seine Comedy-Einlagen nicht so exzessiv auslebte, wie es noch beim Heidelberger Konzert im April der Fall gewesen war. Nur gelegentlich machte er seine Späßchen, von denen die meisten zudem nicht ganz neu waren. Das war auch gut so, denn die Musik ist bei Olli Schulz und der Hund Marie ja in der Tat das Wichtigste und auch das Beste an der Show. Live wurde das Repertoire aus drei hervorragenden Alben voll ausgeschöpft. Besonders beliebte Titel wie Der Moment und Unten mit dem King wechselten sich mit Liedern des beigen Albums (Die Ankunft der Marsianer, Und dann schlägt dein Herz) und den Stücken der neuen CD (Medizin, Wenn die Music nicht so laut wär`) ab.

Dabei wurde augenscheinlich, dass es ein großer Fehler ist, sollte man Olli Schulz und der Hund Marie auf einen Comedy-Act reduzieren - obwohl die Band an diesem gelegentlich formulierten Eindruck definitiv eine Mitschuld trägt. Die Musik und besonders die Live-Darbietung dieser wunderbaren, tiefgründigen und kritischen Songs sollten wieder mehr ins Zentrum rücken. Die Band strahlt riesige Spielfreude aus und legt außerdem noch großen Wert auf die kleinen und leisen Töne. Olli Schulz kann sich dabei auf die Gitarrenkünste von Max Schröder, das Bassspiel von Dennis Becker (beide auch bei Tomte) und das stampfende Schlagzeug von Andre Frahms verlassen.

Dem schlechten Wetter gelang es somit nicht, die Musik zum Verstummen zu bringen. In diesem Sinne kann man nur auf Sonnenschein für die nächste Lautstark-Party hoffen.

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