Nachdem er sich durch seine Tätigkeit als Support für Xavier Naidoo und Teil der „Zeichen der Zeit“ auch außerhalb der christlichen Musikszene einen Namen aufgebaut hat, will der Wahl-Mannheimer und Popakademie-Absolvent Danny Fresh mit seinem neuen Album Vidi nun den großen Durchbruch schaffen. Es ein gutes Album geworden, das sich vom heutigen Durchschnitts-Rap in Deutschland klar absetzt und ein eigenes Revier markiert. Ehrlichkeit und sinnvolle Texte stehen im Vordergrund.

Letztes Jahr kam er und 2007 sieht er. Nachdem er sich durch seine Tätigkeit als Support für Xavier Naidoo und Teil der „Zeichen der Zeit“ auch außerhalb der christlichen Musikszene einen Namen aufgebaut hat, will der Wahl-Mannheimer und Popakademie-Absolvent Danny Fresh mit seinem neuen Album Vidi nun den großen Durchbruch schaffen. Diesen Schluss muss man zumindest ziehen, sieht man sich die namhafte Gästeliste an oder hört einfach direkt in das neue Album hinein. Hoch motiviert steigt der Böblinger MC gleich im Intro ein. Er schafft sich jedoch durch Dreieinigkeit Styles Pt. II geschickt eine Hintertür, um den anvisierten Durchbruch vielleicht doch erst mit dem dritten Album zu vollziehen. Aber das ist natürlich pure Spekulation.Die Zutaten für den Weg in die Charts hat er alle zusammen, da kann eigentlich nichts schief gehen. Oder doch?

Ist es im heutigen Biz noch möglich, sich ohne Sex, Gewalt und Drogen zu thematisieren, überhaupt zu behaupten? Muss man nicht erst ­ – frei nach Savas Blaupause ­– die „ich diss dich“-Masche gegen die etablierten Rapper durchziehen, was heute durch das Werk anderer in diesem Genre nur noch peinlich erscheint? So ganz ohne Skandal? Nun ja, unter anderen Curse oder Azad sprechen durchaus dafür. Allerdings sind diese schon lange in der Szene dabei und entstammen einer Generation, die um die Jahrtausendwende eine breitere Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht haben, dass es Rap und HipHop auch außerhalb von Stuttgart und Hamburg gab und weiterhin gibt. Nichtsdestotrotz gibt es auf diesem Sektor seit einigen Jahren keinen nennenswerten Newcomer, der es zu Popularität außerhalb der Szene geschafft hätte. Vor allem ein Blick auf die nackten Verkaufszahlen zeigt: Keiner kam gegen die scheinbare Allmacht der „Gangsta“-Rapper an. Nun versucht sich Danny Fresh darin, seinen Platz einzufordern.

Seine Taktik besteht darin, sich textlich und musikalisch vom großen Rest abzuheben. So zum Beispiel durch einen hohen Anteil an souligen Elementen. Dafür stehen nicht zuletzt auch Gäste wie Rolf Stahlhofen, Bintia, Denise Modjallal oder der auf der Platte eines Mannheimer Acts nahezu unausweichliche Xavier Naidoo. Wenn ich Dir alles gebe mit Rolf Stahlhofen zeichnet sich durch eine sehr „smoothe“ Produktion und den mittlerweile typischen „Mannheimer Soul“ aus. Die Tradition seiner Crew W4C vergisst und verleugnet er dabei nicht.

Auf Gott ist thematisiert Fresh die ideologische und politische Instrumentalisierung von Religionen und den damit einhergehenden Mißbrauch des Glaubens. Mit Naidoo macht er etwas, das dieser wahrscheinlich sowieso den ganzen Tag macht: über Gott und „ein Leben“ philosophieren. Erst einmal in dieser Richtung warmgelaufen, geht es mit Ich wünsch mir gleich so weiter. So viel politisches Gewissen und gedankenschwere bis philosophische Ansätze sichern einen Platz im Himmel, wodurch dann auch Zeit für kleinere Sünden und die entsprechenden schönen Seiten des Lebens sein sollte. Auf Du und ich steht deshalb das andere Geschlecht im thematischen Zentrum und die oblogatorische Selbsthuldigung finden wir im dem Song Rockstar.

Die Highlights des Albums sind Komm mit und So wie das hier. Sie legen allerdings den Finger in eine Wunde, die sich über das ganze Album hinweg erstreckt: Man kann es leider nicht anders sagen, aber Tone und Pal One rappen Danny Fresh mit ihren Parts einfach in Grund und Boden. Und das ist durchaus ein Problem, denn als aufmerksamer Zuhörer kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Produktion und Features teils einzig dafür da sind, um ihn über die ganze Distanz des Albums zu ziehen. Fresh rappt zwar solide und schreibt anständige Texte, doch wirklich neu und innovativ ist das neue Album in seiner Gesamtheit leider nicht. Sein Flow wirkt manchmal ziemlich monoton, Punchlines oder gekonnte Wortspiele sind Mangelware und die Inhalte hat man alle irgendwo – mal besser und mal schlechter – schon gehört. Die Hauptschuld an diesem Eindruck tragen vor allem die recht veralteten Beats, die den Songs nicht gerade dienlich sind und durch die es Danny Fresh schwer haben wird, sich auf diesem wichtigen Teilgebiet von HipHop und Rap zu profilieren. In dieser Form entfalten die Beats leider eine Wirkung, als sei das Album bereits vor 7 oder 8 Jahren erschienen und nicht erst in der kommenden Woche.

Der ganz große Wurf ist mit Vidi also nicht gelungen, da helfen auch die großartige Gästeliste oder das x-te Naidoo-Feature nicht. Dennoch ist es ein gutes Album geworden, das sich vom heutigen Durchschnitts-Rap in Deutschland klar absetzt und ein eigenes Revier markiert. Ehrlichkeit und sinnvolle Texte sollten kein Grund zur Klage sein. Nur ob Danny Fresh damit auch ganz oben mitspielen kann, das müssen andere entscheiden.

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danny fresh