© Tobias Pender

Zur Eröffnung der TDK Time Warp 2007 gab es anläßlich des Mannheimer Stadtjubiläum einen ganz besonderen Leckerbissen elektronischer Musik. Die legendäre Originalbesetzung des milk!-Clubs hat sich zusammengefunden, um eine einmalige Party zu veranstalten: milk: jetzt!

 Im Jubiläumsjahr der Stadt Mannheim expandiert die TDK Time Warp von der ultimativen Techno-Party zu einem einwöchigen internationalen Festival für Jetztmusik und Medienkunst. Zum Auftakt am 24. März hatte man sich daher etwas ganz besonderes überlegt. Unter dem Namen milk: jetzt!, wollte man den legendären Mannheimer milk! Club wieder Auferstehen lassen.

Zwar wurde hierfür die Location aus dem ursprünglichen Keller unter der Fußgängerzone Planken in das Industriegebiet auf die beiden Clubs 7er und Rude7 verteilt, doch versammelte sich nun erstmals wieder die Originalbesetzung hinter den Plattentellern. Den House und Techno Floor im Rude7 teilten sich somit Groover Klein, Seebase und D-Man, auf dem Oldskool Floor im 7er ließen die DJ’s Bassface Sascha, Tobi & Jonathan das Vinyl rotieren.

Das milk! wurde 1990 in Mannheim gegründet, als sich Techno und elektronische Musik unaufhaltsam auf dem Vormarsch in Deutschland befanden. Allerdings konnte man zu anfangs noch nicht mit der Anziehungskraft vom Club Omen in Frankfurt mithalten, in dem Sven Väths erfolgreiche Techno-Partys stiegen. 1992 gelang schließlich dennoch der überregionale Durchbruch, nachdem sich das DJ-Team aus dem milk! zunehmend auf den neuartigen Breakbeat Sound von der Insel konzentrierte und die ersten englischen Größen der Szene buchte und präsentierte.

Es folgten bahnbrechende Partys, die Musikstilen wie Jungle und Drum'n'Bass den Weg nach Deutschland ebneten. Das milk! war zum Publikumsmagnet einer neuen Jugendkultur avanciert und wurde auf dem Höhepunkt sogar vom Groove Magazin zum Club des Jahres gekrönt. Negative Schlagzeilen blieben aufgrund der steigenden Drogendelikte dennoch nicht ganz aus. {image}       

Zurück ins Jahr 2007. Wird es auf der milk: jetzt! den Sound von damals zu hören geben oder liegt der Schwerpunkt doch eher auf dem jetzt? Das war die Frage, die kurz vor der Eröffnung zu Recht von allen heiß diskutiert wurde. Denn schon immer haben sich die Macher des milk! zum Ziel gesetzt den Sound an den Puls der Zeit, beziehungsweise vor der Zeit auszurichten. Fest steht: Das milk! von gestern ist Geschichte, aber die Menschen von damals sind wieder vereint.                     

Genau so setzt sich das „reifere“ Publikum an diesem Abend auch zusammen. Oldskool-Raver und jede Menge milk!-Schnitten von damals. Der Weg führt über den größeren und etwas schlichter gestalteten Floor im Rude7, der fest unter Kontrolle von Holger „Groover“ Klein ist, hinein ins 7er direkt nebenan. Hier ist eine beachtliche, für Time Warp Verhältnisse aber übliche, Laser-Show zu sehen und erste ältere Breakbeat Scheiben ertönen durch die Anlage.

Tobi & Jonathan stehen gemeinsam hinter den Decks und harmonieren so, als hätten sie nie aufgehört zusammen aufzulegen. Andauernd sieht man, wie alte Bekannte die Bühne betreten und die beiden begrüßen. Die Gesichter strahlen und das besondere Flair des Abends macht sich breit. Trotzdem ist die Stimmung auf den beiden Floors grundverschiedenen.

Höhepunkt dann in der Oldskool Area, als „Bassface“ Sascha Dürk auf der Stage erscheint und sein Oldskool-Set beginnt. Die rauchenden Drums und rollenden Bässe verziert er mit allerhand DJ-Skills aus dem HipHop-Bereich. Häufige Scratches und wiederholte Breaks treiben die Crowd kontinuierlich an. Auch bei dem Icon Resident-DJ überwiegt eindeutig der Spaß beim Auflegen. Oft wechselt er sich mit Tobi ab oder lässt sich Platten von Jonathan zuspielen. Selten sieht man DJs so engagiert und motiviert wie Bassface Sascha beim heutigen Set. Das Publikum dankt es ihm und feiert gehörig ab.

Pünktlich zur Umstellung auf die Sommerzeit ertönen dann auch schon die ersten Happy Breakbeats. Hochgepitchte Vocal-Samples, schnell eingespielte Schlagzeugrhythmen, dazu funky Versatzstücke und Drum-Loops im oberen bpm-Bereich dominieren nun die Klangkulisse. Hold your hands to heaven ist nur der erste von vielen Klassikern, die fortan für eine noch ekstatischere Atmosphäre sorgen. Jetzt steht Tobi wieder an den Tellern, um der Menge Baby Ds Let Me Be Your Fantasy zu servieren. Gänsehaut Atmosphäre und die Party scheint kein Abriss zu nehmen.  Die „verlorene“ Stunde der Zeitumstellung wird anschließend noch bis gegen 8 Uhr morgens nachgeholt, ehe die rauschende Eröffnungsparty langsam ausklingt.

Neuere Stücke bleiben in dieser Nacht weitgehend aus, so haben sich das die meisten Oldskool-Heads wohl auch erhofft. Entgegen aller Kritik im Vorfeld ist die Party ein voller Erfolg und schon das erste Highlight der TDK Time Warp Festivalwoche. Anlässlich der 400-Jahrfeier wird es in den kommenden Monaten auch noch eine limitierte milk! EP auf dem Mannheimer Hardcore Breakbeat Label Dragon-Technicals-Records zusammen mit Redagain P, Bassface Sascha & Groover Klein auf 12" Vinyl geben. Watch out!  

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