Fotos: Anne-Laure Fontaine Kuhn Fotostrecke starten

Fotos: Anne-Laure Fontaine Kuhn © regioactive.de

Die dramatischen Klänge von "Elenore Rigby" fließen langsam, aber eindrucksvoll in den dunklen Saal. Das Virginia Jetzt!-Logo VJ! leuchtet auf Bühne. Leider ist die Glühbirne des Punktes des Ausrufezeichens defekt – was erwartet uns jetzt wohl? Die Volksjugend Itzehoe?

Allerspätestens nach dem die vier Jungs auf die Bühne getreten sind, ist wohl klar, dass man eine defekte Glühbirne nicht überinterpretieren darf und Singen und Singen macht, gefolgt von Liebeslieder, den Anfang des Abends. Hübsch sehen sie dabei aus, die Jungs von Virginia Jetzt! in ihren schwarzen Anzugshosen und ihren gleichfarbigen Hemden. Vereinzelte weiße Accessoires wie die Hosenträger von Sänger Nino, das Einstecktuch in der linken Hosentasche von Bassist Matthias oder der weiße Gürtel von Gitarrist und Pianist Thomas, locken den edlen Look auf.

Aber irgendwas stimmt hier nicht so ganz. Irgendwie springt die Stimmung nicht über, der Siedepunkt scheint noch in weiter Ferne. Und das trotz philosophischen Ansätzen über Schizophrenie, Tontechniker und Menschen (von) einer besseren Welt. Das merken die vier aber schnell selbst und Matthias stachelt Nino liebevoll an, dem Publikum doch den Grund für die etwas gedrückte Stimmung zu nennen. Rede dir deinen Kummer von der Seele Nino – wir hören dir gerne zu! Der „arme kleine Nino“ hatte schon den ganzen Tag das Gefühl, dass dieses Konzert das schlechteste der ganzen Tour sein wird – und das macht ihn traurig. Aber nicht doch! Sogar der wortkarge Drummer Angelo äußert sich zu Ninos schlechter Laune – er reicht ihm einen Zettel nach vorne, auf dem mit einem Herzchen verziert steht „Du bist cool!“. Nachdem sich Nino seinen Kummer von der Seele geredet hat und seine Bandkollegen ihn liebenswürdig aufgepeppelt haben, ist die Stimmung wie gewandelt. Heute ist Welt-Nino-Tag der Unicef. So einfach ist das! Wer wird denn schon traurig sein, wenn er weiß, dass alle 5 Konzerte in Heidelberg zuvor stets Kracher waren. Des weiteren hat sich eine Art „Männertanzgruppe“ in der Mitte des Saals eingefunden. Wie sich später rausstellen soll, echte „Hardcore-Fans“ von der JUZe-Tour in Künzelsau. Und da sag noch mal einer, Virginia Jetzt! sei eine Mädchenband. {image}

Altbewährt weiter – bei Ein ganzer Sommer darf das Publikum zeigen, was es kann: Erst kommt der Blitz – BOOOH – dann kommt der Donner…. Ab den Songs Fast wie Giganten und Dreifach Schön ist es endlich voll und ganz so wie es bei Virginia Jetzt! schon immer war und wahrscheinlich auch bleiben wird – hier wird gerockt, getanzt und gesungen. Ach ja, das Gequatsche auf der Bühne darf nicht unterschlagen werden. Und da sich Nino und Matthias gerne mal VERquatschen, lässt Songwriter Thomas ebenso gerne mal den Chef raushängen und lenkt die Gespräche so, dass er mehr oder weniger perfekte Überleitungen machen kann.

Bemerkenswert ist die Auswahl der Songs – keines der drei Alben kommt zu kurz. Liebesliedergarantie könnte man das nennen. Als Zugaben gibt’s Die Teile deines Lebens, Wahre Liebe und Mein Sein. Auch das ist altbewährt: Das Publikum singt beim letztgeglaubten Song Mein Seindenn ich will nie mehr allein sein“, während die Band die Bühne verlässt. Und weil Heidelberg seine diese Aufgabe so ernst nimmt, müssen die Jungs, anstatt eines allerletzten Songs, nochmals von der Bühne gehen, da das Publikum nicht gewillt ist, aufzuhören zu singen. Letztendlich schaffen es die vier allerdings doch noch, den Opener ihrer aktuellen Platte Weit weg zu performen. So schließt ein letzten Endes doch noch typisch gewordenes Virginia Jetzt!-Konzert mit einem Glitzerregen und entlässt das glücklich verschwitzte Publikum in eine sternenfunkelnde Nacht.

Alles zum Thema:

virginia jetzt!