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Aufgrund des Westcoast vs. Eastcoast-Battles, der Zeit in der HipHop seine Unschuld verlor, ist es umso erfreulicher, dass Snoop Dogg und P. Diddy – Vertreter beider Lager – zusammen auf großer Europatournee sind. In Bezug zu good ol’ europe scheinen die US-Küsten an Wichtigkeit zu verlieren ... regioactive.de besuchte dieses Gipfeltreffen in der ausverkauften Frankfurter Festhalle.

Man könnte es als den berühmtesten Beef der HipHop-Geschichte bezeichnen: Bad Boy vs. Death Row – Westcoast vs. Eastcoast. Das Battle der beiden Lager brachte unter anderem geniale Tracks wie New York, New York, LA, LA, Hit’em Up oder Who Shot Ya’ hervor. Umso schrecklicher war der tragische Höhepunkt, der im Tod der beiden Protagonisten des Beefs, Tupac und Biggie Smalls, endete. Aufgrund dieser Zeit, in der HipHop seine Unschuld verlor, ist es umso erfreulicher, dass nun Snoop Dogg und P. Diddy AKA Diddy AKA Sean Combs AKA Puffy oder – ganz klassisch – Puff Daddy – Vertreter beider Lager – zusammen auf großer Europatournee sind – und damit in der ausverkauften Frankfurter Festhalle.

Ist man bei Snoop eher gespannt wie dicht er auf der Bühne ist und welche Hits er sich ausgesucht hat, stellt sich bei Puffy die Frage, was er sich denn so ausgedacht hat, ist er doch für, sagen wir mal, nicht gerade bodenständige Auftritte bekannt.

Trotz all dem Bling Bling und der gigantisch wirkenden Profilneurose, sollte aber nicht in Vergessenheit geraten, was Diddy alles für HipHop getan hat, sehen doch manche in ihm nur den Mann, der HipHop verkauft hat. Dass er nicht nur für den Erfolg von Biggie, Mary J. Blige, Mase, The LOX oder auch Shyne verantwortlich ist, sondern auch die Conscious-Bewegung maßgeblich unterstützt hat, wird oft unterschlagen. Ebenso die Unterstützung etlicher sozialer Projekte und seine Rolle für das Selbstbewusstsein der Black Community.

Über seine Rolle als Künstler bzw. als Rapper muss man sagen, dass er nicht gerade mit Talent gesegnet ist. Doch hier nimmt er sich das Motto der deutschen Nationalmannschaften zu Herzen und gleicht mangelndes Können durch harte Arbeit aus. Oder eben auch durch die besten Ghostwriter – was auch Dr. Dre nicht anders macht. So auch am Samstagabend in der Frankfurter Festhalle. Gewohnt pompös ließ er die Show mit einer gigantischen Video Show, inklusive weißer Taube, zu Victory einläuten. Der Biggie-Part aus der Konserve ist auch gleich wegweisend für die Show, es folgten noch viele Hits des vor 10 Jahren verstorbenen Ausnahmekünstlers. Schön war, dass Puffy nur zu Anfang kurz drei Songs seines neuen Albums spielte und anschließend nur noch Classics wie Been Around The World, Mo’ Money, Mo’ Problems oder Hypnotize folgen ließ. Er nahm, zumindest für Comb’sche Verhältnisse, sich deutlich zurück und genau die Rolle ein, die ihm am besten liegt: des Hosts und Entertainers. So dirigierte er stilecht mit Taktstock den Jubel der Crowd und heizte dieser mit Hits von DMX, Kanye West aber auch den Eurthymics ein. Die Show stand klar im Vordergrund. So auch bei der Darbietung von Pass the Courvoisier PT. II, bei dem Busta Rhymes himself seinen Part per extra angefertigtem Video perfekt mit Puffy performte. Ein weiteres Highlight seines Auftritts war die Performance von Come With Me. Eingeläutet durch Nirvana und dem Originalvideo von Led Zeppelins Kashmir, ließ er die Bühne im wahrsten Sinne des Wortes explodieren.

}So enterte Snoop, wie gewohnt im Crip-Suite, die Bühne vor bereits Adrenalin-gesättigtem Publikum. Wenn man mal wirklich vom perfekt gewählten ersten Song sprechen kann, dann hat dies Snoop mit Murder Was The Case, gezeigt. Auch er konnte durch die Performance seiner Band nur gewinnen, die jeden Song in ein neues Gewand hüllte. Dass seine Band auf dem unteren Teil der Bühne ihren Platz fand, während Puffys diese im oberen Teil platzierte, ist hier nicht nur eine Randnotiz sondern auch charakterisierend für den ganzen Abend. Seinem Image als Pimp wurde er nicht nur durch die mehr als knapp bekleideten und sehr, sehr offensiv tanzenden Hupfdohlen gerecht, sondern auch durch ein überdimensionales Mic, bestehend aus Platin und Diamanten. Snoop stand also Puffy in nichts nach und überzeugte durch eine sehr gut gewählte Songauswahl, die nicht nur aus Singles, sondern aus absoluten Classics bestand und die komplette Karriere des Calvin Broadus widerspiegelte. Inklusive dem eher bescheidenen No-Limit-Ausflugs Ende der Neunziger, wobei er hier durch Bitch Please nur die Sonnenseite dieser Zeit präsentierte. Gin & Juice, Snoop’s Upside Ya Head, The Next Episode, Drop It Like It’s Hot oder Gz’s and Hustlas waren seine Highlights. Bei I Wanna F*** You stand der Auftritt der Tänzerinnen im Vordergrund und man konnte nur hoffen, dass die Stühle, die sie dabei missbrauchten, auch richtig verhüteten. Für mich als großen Kurupt-Fan war es ein wenig schade, dass dieser nur Support MC war und lediglich zwei Parts rappen durfte.

Als nächstes stand die gemeinsame Performance der beiden Hauptacts auf dem Programm. Im Pass-The-Mic-Stil wechselten sie sich nach jedem Song ab, um dabei dann aus der zweiten Reihe den Support und Anheizer zu spielen. Die Überraschung des Abends war wohl, dass Snoop das „Wer-Zieht-Sich-Öfter-Um“-Spiel mit 4:2 klar für sich entschied.

Was natürlich auch nicht fehlen durfte, war die Huldigung von Tupac und Biggie. Gewohnt gekonnt war Snoop für Pac zuständig und Puffy für Biggie. Die Furcht vor einem schmalzig-peinlichen Auftritt Puffys zu I’ll be Missing You, durch Stairway To Heaven eingeläutet und durch eine Dia-Show von Biggie, Pac und James Brown unterstützt, wurde glücklicherweise nicht bestätigt. Er selbst nahm sich zurück und ließ die Bilder der drei, sowie den eingespielten Gospelchor wirken, was bemerkenswerter Weise wirklich zu Gänsehaut führte.

Als Abschluss-Track des etwa zwei Stunden dauernden Spektakels ohne Verschnaufpause wurde What’s My Name gewählt und das Publikum so noch mal an den Siedepunkt gebracht.

Vom Hitkatalog her hätten sie sicherlich noch locker mehr als das Doppelte spielen können, ohne dass das Publikum müde geworden wäre. Doch leider ist irgendwann immer Schluss und als einziges Manko sind die fehlenden Zugaben anzumerken. So bleiben ein souveräner Snoop, ein sogar die kritischsten HipHop-Heads überzeugender P. Diddy und damit ein unvergesslicher Abend im Gedächtnis.

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