Joy Denalane (Alte Feuerwache 2007)
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Joy Denalane (Alte Feuerwache 2007) Photos: Jonathan Kloß © regioactive.de

Dass guter Soul aus Deutschland nicht nur von Xavier Naidoo produziert wird, bewies Joy Denalane eindrucksvoll auf ihrem letzten Album. Spätestens mit born & raised entwickelte sie sich zu einer der neuen internationalen Hoffungen Deutschlands – nicht zuletzt aufgrund der englischsprachigen Texte. Wie sich das Ganze live anhört, zeigte sie uns am vergangenen Donnerstagabend in der Alten Feuerwache.

Die Neo-Soul-Queen Nr. 1 in deutschen Landen, Joy Denalane, begab sich im Rahmen des Mannheimer Stadtjubiläums und ihrer "Born And Raised"-Tour in die Alte Feuerwache um das Publikum mit ihrer Musik und Stimme zu überzeugen. Vielfach gelobt wurde sie im Vorfeld aufgrund ihres im letzten Jahr erschienenen Albums born & raised, mit dem sie sich erfolgreich in neue Gefilde begab, von der deutschen komplett zur englischen Sprache wechselte und sich auch inhaltlich neu orientierte: Weniger politische oder gesellschaftskritische Themen, dafür mehr Texte mit Herzschmerz. Dies tat ihr allein schon deshalb gut, weil sie nun die ernsteren Themen auf einige wenige Tracks verteilte und diese vollendeter und reifer wirken, als alles was sie zuvor aufgenommen hatte. Dies betrifft nicht nur die Texte; alles was sie auf und seit dieser Veröffentlichung macht, wirkt deutlich gereifter – insbesondere das Songwriting. Denalane ist mittlerweile viel mehr als nur die deutsche Ausgabe von Erykah Badu.

{image}Diesen Eindruck bestätigte die charismatische Sängerin auch am Donnerstagabend. Es war nicht mehr jene Joy aus ihren frühen Tagen, die zwar sehr talentiert war, aber nicht immer voll überzeugen konnte; zumindest gemessen daran, wie viel Selbstbewusstsein sie schon immer ausstrahlt. Was damals noch unpassend und fast überheblich wirkte, entspricht im Ausdruck nun viel mehr ihrem Können und den Essentials einer Soul-Queen: Die Ausstrahlung einer Diva. Man denke nur an Diana Ross, Gwen McCrae oder Gladys Knight. Genau diese Aura, die man benötigt, um Songs wie One In A Million performen zu können, ohne dabei wie ein peinliches Casting-Püppchen zu wirken. Joy Denalane wirkte auf der Bühne - vom Outfit bis zur Bühnenpräsenz - wie eine Soul-Diva, die diese Musik einfach von Geburt an im Blut hat. Den Beweis lieferte sie mit dem Opener Change auf Anhieb. Eine Stimme mit Gänsehautgarantie und extrem viel Soul schallte den Zuhörern entgegen.

{image}Als Manko des Abends erwies sich jedoch der Sound der Begleitband. Ob das nur an der Technik lag, ist schwer zu beurteilen, denn der Mix in der Alten Feuerwache klingt meist nahezu perfekt. An diesem Abend leider nicht. Denalanes Stimme war schön und klar zu hören, doch was die Band ablieferte war nicht genug um ihr die Unterstützung zu geben, die sie verdient und benötigt hätte, um die empfindliche Stimme würdig durch den Abend zu tragen. Einerseits war es definitiv nicht schlecht, was die Musiker darboten, doch andererseits fehlte es dem ganzen Auftritt an der letzten Energie und Power. Einem Vergleich mit Disco Nr. 1, der Band Jan Delays (um nicht den unfairen Vergleich mit einem US-Act zu liefern), kann diese Performance nicht standhalten. Schade war auch, dass Joy zu viele Soulklassiker (z.B. von Syl Johnson oder Betty LaVette) verwendete, die entweder als Original sehr bekannt sind oder durch einen anderen Track, der die entsprechenden Samples schon einmal verwendete, populär geworden sind. Die Umsetzung auf der Bühne der Feuerwache gelang leider nicht so gut, wie manches in den früheren Versionen verarbeitet worden war. Selbst der ja eigentlich gelungene Eröffnungssong Change offenbarte dies, sofern Young Jeezys Go Crazy der Maßstab ist.

Doch weil solche Kleinigkeiten im Zweifel nur aufhalten, gab sich das Publikum sehr zufrieden mit dem, was ihm geboten wurde. Und das durfte es auch, denn selbst wenn einzelne Nummern dem sehr hohem Niveau der bekannteren Klassiker das Wasser nicht reichen konnten, boten Joy Denalane und Band eine Alles in Allem überzeugende Vorstellung. Sie sollte sich mit ihrem herausragenden Talent dennoch die angemessenen Maßstäbe setzen, denn sonst wird ihr bisheriger Höhenflug eventuell nur ein Ritt von kurzer Dauer sein.

{image}Beeindruckend bleibt ihre stimmliche Entwicklung. War sie bei früheren Auftritten noch nicht sehr gefestigt und konnte ihre Stimme auch noch nicht richtig einsetzen, so war dies nun in der Feuerwache ganz anders. Wie selbstverständlich wechselte sie die Stimmlage und wandelte dabei stilsicher zwischen smooth wie auf Heaven or Hell oder funky wie bei Start Over. Diese beiden Tracks waren gleichzeitig die absoluten Höhepunkte des Konzerts, denn die deutsche Soul-Diva zeigte hier nur zu deutlich, wie man einen im Studio produzierten Albumtrack perfekt auf die Bühne überträgt. Dass das Publikum nicht genug von ihr bekommen konnte, unterstrich dieses durch exzessives Feiern der Protagonistin. Dafür gab es von ihr die angemessene Belohnung in Form einer halbstündigen Zugabe, was das Konzert damit auf eine Dauer von fast zwei Stunden streckte. Insgesamt war es ein sehr schöner Abend mit wenigen Schwächen.

Interessant zu erfahren wäre nur noch, wer die Person mit der unglaublichen Stimme im Publikum war, die zum Schluss noch ein paar Zeilen zum Besten geben durfte. Das werden wir möglicherweise nie erfahren. Zumindest aber, wie es mit Joy Denalane weitergehen wird. Und das ist sicherlich noch spannender.

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