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Killerpilze (live beim Trebur Open Air, 2017) © Beatrix Mutschler

Es ist Pilzzeit und das nicht nur in heimischen Wäldern, sondern auch in allen Punkrock-geprüften Hallen Deutschlands. Egal wo, die Killerpilze scheuen sich nicht davor, den heranwachsenden Punk-Nachkömmlingen so richtig einzuheizen.

Stellvertretend für ein recht geringes Durchschnittsalter finden sich die ersten „Groupies“ der Killerpilze schon gegen Mittag vor der Halle ein, wo man sich gegenseitig die selbst gebastelten Plakate präsentiert oder von seinem persönlichen Lieblingspilz schwärmt. Für die anderen soll es dann aber erst gegen 19 Uhr losgehen und selbst am Rande der Pünktlichkeit ist es kein Problem, innerhalb weniger Minuten die Security Mauer zu passieren, um es sich schon mal zwischen den Anwesenden im Mannheimer Maimarktclub gemütlich zu machen. 

Start nach Verzögerung

Gemütlich ist es, denn die Kapazität der Halle ist nicht ausgereizt und die damit verbundene Enttäuschung ist bei vielen Fans deutlich zu erkennen. Die Band lässt dann auch ziemlich lange auf sich warten. 40 Minuten später als geplant lassen finale Soundchecks und das Gitarrenstimmen durch unbekannte Hände darauf hoffen, dass man nun bald „losrocken“ wird.

Kräftig unterstützt vom Gesang der Fans, die bereits potentielle KillerPilz-Klassiker zum Besten geben, betreten die vier Jungs die Bühne. Eröffnet wird mit einem obligatorischen Gruß an die tobende Menge, bevor die Brachialität des ersten Songs manches Elternteil aufhorchen lässt und der pilzliebende Anhang gänzlich außer Kontrolle gerät.

Kreischende Fans und Pogotänzer

Angetrieben von der Kompromisslosigkeit des Sounds vermischen sich in den ersten Reihen immer mehr „Kreischis“ mit pogenden Fans, doch für die kommende Zeit ist von Feindseligkeit nichts zu spüren. „Kreischis“ sind, wie der Name schon vermuten lässt, eher daran interessiert, ihre Zuneigung in Form von verbalen Äußerungen jenseits erträglicher Zimmerlautstärke bekannt zu geben. Ob „Jo (Sänger & Gitarrist), ich will ein Kind von dir!“ oder „Ihr seid viel besser als Tokio Hotel!“, alles ist im Repertoire.

Den Gegenpart bilden die schon etwas gereifteren, ernsthaft punkrockenden Pogotänzer - solches Insiderwissen erfährt man in einschlägigen Internetforen. Doch heute wird zusammen gefeiert, was das Zeug hält, wild mit selbst gebastelten Collagen gewedelt oder von den Schultern der Begleitung aus versucht, per Handy ein paar gelungene Schnappschüsse zu machen. Spätestens mit dem Erklingen der ersten Akkorde zu „Richtig Scheiße – Auf ne schöne Art und Weise“ gibt es kein Halten mehr. 

Abwechslung

Zum Besten gegeben werden alle Songs des Albums. Titel wie „Sommer“ fördern gekonnt die Sehnsucht nach Sommerhüten und Chillen am Strand, während man in anderen die Ablehnung gegenüber Nazis verkündet und sogar ein Ärzte-Cover aus den Ärmeln schüttelt. Nicht nur die Jünglinge sind angetan, auch die ältere Generation scheint im Laufe des Konzerts eine merkliche Sympathie für die Band zu entwickeln.

Das Zentrum bildet „Fabi“, der mit gerade mal 13 Jahren das jüngste Mitglied der Formation ist. Die Bewunderung, die diesem „Mann“ entgegengebracht wird, sucht man auch auf Robbie Williams Konzerten vergebens. Eine Stunde lang wird gerockt, bis „Fabi“ mit einem Schlagzeug-Solo das Ende des Konzertes einleitet. Kopfschüttelnd fragen sich viele, wo dieser Kerl nur die Energie hernimmt, um nach einem so energetischen Konzert noch so „abgehen“ zu können. 

Überraschender Abschluss

So lässt man schmackhafte Pilze natürlich nicht nach Hause fahren und wie es sich gehört, wird lauthals Zugabe gefordert. Kein Problem. Als kleines Bonbon wird noch ein Song präsentiert, der allen unbekannt ist und erst kommende Woche als Single erscheint. Na, danke.

Ein überraschender Abend. Musikalisch muss man den Vier einiges an Fähigkeiten zugestehen und so manche Popstar-Band könnte sich von ihren Qualitäten noch was abschneiden. Alles in allem hinterlässt der Abend einen positiven Eindruck und im Verhältnis zu anderen frühmusikalischen Einflüssen, wie z.B. der diverser Hip-Hop Künstler aus Berlin, wird hier eine friedliche Botschaft mit auf den Weg gegeben. Rechtsradikalismus muss nicht sein und wenn es schon manchen Instanzen nicht richtig gelingt, das durchschlagend zu vermitteln, dann vielleicht einer Band, die dabei auch noch Spaß hat.

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