Unberechtigtes Einmischen oder legitime Kritik?
Plagiatsprozess um "Dark Horse": Musikwissenschaftler unterstützen Katy Perry vor Gericht
Katy Perry. © Universal Music
Die Musikwissenschaftler unterstützen Katy Perry als sogenannte amicus curiae, als "Freunde des Gerichts". Als amicus curiae werden insbesondere im US-amerikanischen Recht Personen(gruppen) bezeichnet, die, obwohl an der Sache selbst unbeteiligt, zu wichtigen Fragen des Rechtsstreits Stellung nehmen dürfen.
Für die Wissenschaftler steht fest, dass das im August 2019 gegen Katy Perry getroffene Urteil falsch war – das Gericht hatte die Musikerin damals zu einer Strafe von 2,78 Millionen Dollar verurteilt, da sie mit ihrem Song "Dark Horse" den Track "Joyful Noise" des christlichen Rappers Flame plagiiert hatte.
Gravierende Verständnisprobleme
Bereits 2019 wehrten Perry und ihr Anwaltsteam sich gegen das Urteil und gaben an, einen Einspruch vorzubereiten. Damals stellt die Anwältin Christine Lepera fest:
"Bei 'Dark Horse' handelt es sich um keine Rechtsverletzung. Es gibt keine substantiellen Übereinstimmungen zwischen beiden Liedern. Die einzige Gemeinsamkeit ist ein nicht schützbarer musikalischer Ausdruck – die Wiederholung der Noten C und B."
Dieser Feststellung schließen sich nun auch die Musikwissenschaftler an. Sie werfen dem Gericht vor, eine Fehlurteil gefällt zu haben, das insbesondere auf Missverständnissen bezüglich der vermeintlichen äußeren Ähnlichkeit begründet sei. Sie geben außerdem an, dass, insofern das Gericht auf dem Urteil beharre, dies einen gefährlicher Präzedenzfall darstelle.
Ein solches Plagiatsurteil würde nicht nur die Kreativität und Innovationsfähigkeit amerikanischer Komponisten und Komponistinnen einschränken, sondern auch zu steigender Unsicherheit und Verwirrung bezüglich der tatsächlichen Anwendbarkeit von Urheberrechten in der Musikindustrie führen. Dies wiederum würde eine Einschränkung der Musikproduktion insgesamt bedeuten – diese hänge in besonderem Maße von einem freien Zugang zu musikalischen Konventionen und Ideen ab.
Legitimes Einschreiten?
Das Anwaltsteam des Rappers Flame gibt in einem Statement zu der Beteiligung der Musikwissenschaftler an, dass diese überhaupt keine Berechtigung zu einer Teilnahme an dem Verfahren besäßen – vielmehr versuchten sie bloß, Katy Perry einen Gefallen zu tun. Weiterhin basiere ihre Argumentation auf Beweisen, die vor Gericht nicht zugelassen werden können.
Ende 2019 wurde bekannt, dass die Anwälte Flames zusätzlich zu der Strafe in Höhe von 2,8 Millionen Dollar eine Zinszahlung in Höhe von mindestens 1,75 Prozent jährlich, rückwirkend bis zum 1. Januar 2015, forderten.
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