Silbermond (live in Mannheim, 2012)

Silbermond (live in Mannheim, 2012) © Rudi Brand

Zweite große Tour, und wieder Konzerte in ausverkauften Häusern: Dass die Bautzener nach Abi und Zivildienst alles auf eine Karte gesetzt haben, zahlt sich bislang aus. Ein Review zur "Laut Gedacht Tour 2006".

Am gestrigen 10.Mai gaben Silbermond, die nach Abitur und Zivildienst alles auf eine Karte gesetzt haben um Musik zu machen, ihr Stelldichein vor restlos ausverkauftem Capitol in Mannheim.  

Am 4. Mai 2006 war Auftakt für die 4-monatige "Laut gedacht Tour 2006" quer durch Deutschland und Österreich der Bautzener Deutschrockband Silbermond in Leipzig. Ihr gleichnamiges Album ist direkt auf  Platz 1 der Albumcharts eingestiegen,  ausverkaufte Konzerte, Preise am Stück, hunderttausende verkaufte Platten und kein Erfolgsende in Sicht - auch wenns im  Vorjahr hallenmäßig (Friedrich Eberthalle in Ludwigshafen) noch ne Nummer größer war. 

Punkt 8 Uhr legt die Vorband Coleslaw (auf deutsch: Krautsalat) aus Bad Saulgau mit ihrem Song me again los, um dem restlos ausverkauften Capitol in Mannheim ordentlich Feuer unter dem Allerwertesten zu machen. Zunächst wippen nur die kleinen Härchen auf der Haut – von den abgrundtiefen Bässwänden bewegt -  im Takt zur Musik. Offenbar brauchen die Mannheimer eine Extraeinladung, denn das verhalten- herumstehende Publikum mit dem „ichwilldocheigentlichsilbermondsehen“ – Gesicht legt erst richtig los, als Gitarrist und Sänger Johannes "Jojo" Schneiderhan das Signal zum Mitklatschen gibt.

Die drei Jungs (alle knapp über 20) legen eine gelungene Show ab und präsentieren ihr frischgpresstes Erstlingswerk The Calming Influence (erst vor 2 Wochen fertig gestellt !), das ihnen nach dem Konzert förmlich aus den Händen gerissen wird, genauso wie ihre abgebrochenen Drumsticks und haufenweise Autogramme. Nach 30min ist jedoch Schluss für Coleslaw und Umbaupause (hinter weißem Tuch und abgedunkelter Bühne) für Silbermond.

Der erste zu erahnende Schatten hinter dem Vorhang erntet sofort Jubelschreie, entpuppt sich jedoch als Stageroadie, der ein Mikrofon anschließt. Totenstille als ein Licht hinter dem Vorhand auftaucht und Sängerin Stefanie Kloß fragt: „Ist da draußen irgendjemand?“. Nicht nur die Simos geben beim gleichnamigen Lied  ein Lebenszeichen, sondern auch das Publikum zeigt, wofür es gekommen ist.

Unglaublich wie viel Stimme in so einer kleinen Frau wie Stephanie Kloß drinsteckt. Saubere Balladen in allen Tonhöhen liegen ihr genauso wie Rockgeröhre. Die Simos überzeugen mit ihrer Bühnenpräsenz und wirbeln über selbige wie wild gewordene Wirbelwinde. Während den Gitarristen Thomas und Johannes eher das Headbangen liegt, hält Stephanie konsequent den Kontakt zu ihrem Publikum.

Selbst nach ihren nun mehrfachen Abstürzen beim Stagediven, wegen denen sogar einzelne Tourabschnitte letztes Jahr verschoben werden mussten, scheut sie nicht sich mutig in die Menge zu stürzen. Auch Bassist Johannes hat keinerlei Berührungsängste und nimmt die Herausforderung, Stephanie beim Stagediven zu schlagen, gerne an. Die Frage „wie ein Lied spielen ohne Bassisten“ stellt sich erst gar nicht, denn die hübsche Sängerin übernimmt kurzerhand diesen Part und spielt wissen was wird zu Ende. Dass der Bass sie dabei um einige Zentimeter überragt, stört die selbstbewusste 21 Jährige wenig.

Auch sonst zeigen Silbermond, dass sie nicht nur Musiker, sondern vor allem Entertainer {image}sind: Sei es Polaroid- Fotosession auf der Bühne als Mitbringsel für die Fans oder Unplugged- Einlagen; Silbermond kann man wirklich nicht vorwerfen, dass sie ihre Konzerte nicht abwechslungsreich gestalten. Als besondere Rubrik der "laut gedacht Tour" soll nun in "laut gelacht" durch Schlagzeuger Andreas Nowak Kinderreime und Zungenbrecher rezitiert werden a la

Sauerkraut und Dill, Dill, Dill
kocht meine Mutter viel, viel, viel.
Wer das Sauerkraut nicht will, will, will,
kriegt auch keinen Dill, Dill, Dill

Dem Publikum scheint diese Einlage auch eher wenig zu gefallen, zumindest steht den allermeisten ein riesengroßes Fragenzeichen auf die Stirn geschrieben. Das Versprechen sich auszuziehen befriedigt die Meute zwar, wurde dann aber doch nicht gehalten. Basser Johannes überzeugt mit seinem Solo dafür umso mehr.

Trotz der der jüngeren Fans - der Generation Handy – kommen bei dem Aufruf alle Handys leuchten zu lassen mindestens genauso viele von den guten alten Feuerzeugen zum Vorschein, die rhythmisch zu das Beste und Kartenhaus geschwenkt werden.

Silbermond präsentieren wie auf ihrem Album ein gesundes Verhältnis aus Mitspringparty-Songs und gefühlvollen Balladen. Riffige Gitarren, eine Menge Power für nur drei Instrumente und Texte, die auf den Punkt bringen, was manchmal so schwer zu sagen ist, sind die Zutaten, aus denen Silbermond ihre Songs zaubern.

Auch die Simos sind sichtlich ergriffen von der Resonanz: "Wir sind das erste Mal hier in Mannheim und ihr seid der absolute Wahnsinn!"

Fazit: Wer Silbermond auf den Silberlingen mag, wird sie auf ihren Konzerten lieben. Live toppen sie sich selbst.

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